Metal Slug Anthology (PSP) im Test

PSP
Ich gebe es ja ganz freimütig zu - noch vor einigen Jahren hab ich die Metal Slug Fraktion mit Hohn und Spott überzogen und verlacht, waren die Kerle in meinem Bekanntenkreis doch allesamt echte Nerds ohne Sozialleben. Irgendwann legte man schließlich mal selbst Hand an und war dann plötzlich doch beeindruckt vom spaßigen Gameplay. So ein NeoGeo samt Modul für daheim wäre eine schöne Sache, würde sie doch nur nicht mit zu den teuersten Videospielen überhaupt zählen. Doch woher nehmen und nicht stehlen? SNK Playmore hat da seit kurzem für alle PSP-Besitzer eine praktische Antwort auf Lager...

Der Metal Slug rollt erstmals in perfekter Arcade Qualität in die Hosentasche...


Metal Slug Anthology nennt sich die für rund 45 Flocken erhältliche Scheibe und beinhaltet eine stattliche Zahl von insgesamt sieben Metal Slug Abenteuern. Das altbewährte Shoot'em up Spielprinzip kommt dabei wie in kaum einem anderen Game zur Geltung, denn hier wird von links nach rechts scrollend alles zu Schutt und Asche geballert. Für den nötigen Wumms sorgen dafür genügend durchschlagskräftige Waffen die in den Leveln verstreut liegen. Als Besonderheit gibt es zusätzlich noch den bis zu den Zähnen bewaffneten Metal Slug Fuhrpark für grandiose Non-Stop-Action. Für treue Fans gibt es sogar noch einen Schwung Extras: So lässt sich neben Wallpaper, Musik im mp3 Format und Art Galleries sogar noch ein englischsprachiges Interview in Textform freischalten.


Der erste Endgegner hat nicht viel entgegenzusetzen...
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Dazu müssen aber erst ein paar "Tokens" freigespielt werden, die ihr beispielsweise mit dem erfolgreichen Beenden eines Metal Slug Teils erhaltet. Vor dem Start ins Abenteuer wollen aber zunächst noch wichtige Entscheidungen, wie etwa Schwierigkeitsgrad oder Anzahl der Continues getroffen werden. Zudem lassen sich drei Bildmodi (4:3, Full-Screen oder Original) je nach Belieben speichern (und zur Not auch noch im Spiel ändern). Danach steht euch neben dem klassischen Start ins Abenteuer auch noch die Multiplayeroption zur Verfügung, mittels derer sich jeder Teil per Wi-Fi Connection kooperativ zocken lässt. Negativ ist hier allerdings die gesamte Menüstruktur, die nicht nur etwas unübersichtlich ist, sondern durch die es sich auch nur ausgesprochen langsam manövriert.


Rettet den gefangenen Soldaten und bekommt neue Boni...
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Glücklicherweise lässt sich dies nicht auf die Games beziehen - im Gegenteil. Der Reihe nach vorarbeitend nahm ich mir zuerst den seinerzeit von Nazca entwickelten ersten Teil zur Brust und staunte über das generell ruckelfreie Scrolling und die nach wie vor exzellenten Effekte. Zwar nerven die bis zu 20 Sekunden dauernden Ladezeiten schon mal etwas und zwischen den Stages bzw. beim Bossgegner wird schon einmal merklich nachgeladen, dennoch ist die Portierung auf alle Fälle als gelungen zu bezeichnen.


Auch der Spieler kann zur Mumie mutieren und hat neue Angriffsmöglichkeiten...
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Wahlweise mit Analogstick oder dem Digikreuz geht es hier gegen den machtbesessenen General Morden und seine zahlreichen Truppen. Kenner der NeoGeo CD Version werden möglicherweise die für ihre Version exklusive Combat School vermissen, welche es leider nicht mit ins die Sammlung schaffte. Schade!


Auf dem Camel-Slug lassen sich Endgegner stilvoll dezimieren...
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Unter den Fans umstritten ist hingegen der zweite Teil der Serie, welcher damals erstmals von SNK selbst entwickelt worden war. Leider litt der Titel in der Arcade unter merkbaren Geschwindigkeitseinbrüchen, sobald sich mal mehr Gegner auf dem Screen tummeln - was speziell in den späteren Stages schon mal häufiger der Fall ist. Auf der PSP hingegen läuft es bis auf wenige Ausnahmen recht flüssig.


Bei Metal Slug 6, wird gleich ein ganzer Bus in die Luft gesprengt...
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Das ebenfalls von SNK entwickelte und einzige Metal Slug mit einem Buchstaben als Zusatz, Metal Slug X, war ja hingegen eine zweischneidige Sache. Zwar freuten sich viele Fans über die nunmehr bessere Technik im Bezug auf flüssiges Gameplay, bekamen aber sehr viele Abschnitte und Gegner aus dem zweiten Teil ein weiteres Mal serviert. Teilweise wurden auch nur die Farben verändert, wenngleich auch die Reihenfolge neu gesetzt und einige wenige neue Gegner Einzug ins Spiel hielten.


Schiffe versenken mal anders...
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Ihren heiligen Gral erhielten viele Metal Slug Fans dann aber mit dem im Jahr 2000 veröffentlichten Metal Slug 3. Eindeutig mehr der Phantasieseite gewogen, geht es hier stellenweise sogar unter der Wasseroberfläche weiter - allerdings nicht gerade vorbildlich, denn bedingt durch die Unfähigkeit der Helden nach oben oder unten zu feuern, verspielt man hier schon mal schnell einige Continues. Ohnehin ist der Teil nicht von Pappe und die Gegner nicht zurückhaltend, oftmals werdet ihr von Schusssalven nur so eingedeckt und habt kaum Gelegenheit den Geschossen zu entkommen. Doch mit dem gestiegenen Schwierigkeitsgrad kamen auch viele neue Ideen, Gegner und Extrawaffen, was den Titel durch seinen Abwechslungsreichtum punkten lässt. Den finalen und sich fast wie Kaugummi ziehenden Level mal ausgenommen...


Verzweifelt versuchen sich Mordens Soldaten an den Metal Slug zu hängen...
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Von vielen Anhängern eher als spielerischer Tiefpunkt empfunden wurde übrigens das ebenfalls enthaltene Metal Slug 4, welches 2002 in Korea bei Mega Enterprise entstand und leider mal wieder mächtig bei seinen Vorvätern klaut. So hat sich am Spielprinzip nicht viel geändert, einige Stellen kommen Kennern doch verdammt bekannt vor und mit nur einer neuen Extrawaffe hat man sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Innovation schien hier nicht die Stärke der Koreaner zu sein, immerhin geht es im Kampf gegen eine Verbrecherorganisation nicht mehr gegen Phantasiewesen á la Außerirdische & Mumien. Wer ein realistischeres Setting schätzt, wird diesem Teil also womöglich doch mehr abgewöhnen können.


Tja, als Zombie kotzt man schonmal etwas Blut...
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Gleiches trifft auch auf den fünften Teil der Reihe zu, der übrigens als letzter noch auf der MVS Hardware basiert und somit auch noch fürs NeoGeo AES umgesetzt wurde. Ebenfalls aus Korea stammend, hat man sich dieses Mal doch glatt mal ein paar Neuheiten einfallen lassen, wie beispielsweise den Sliding-Move, mittels dessen sich nun unter Feuersalven hindurch rutschen lässt. Geschickt eingesetzt erleichtert er die Arbeit doch stellenweise schon mal ungemein, ebenso wie beispielsweise das wuchtige Spider-Slug Gefährt. Neben dem ersten Teil mein persönlicher Liebling, aber hier weiß ohnehin jeder seine eigene Formel zu präsentieren.


Der Turmfresser aus Metal Slug 2, X gehört mit zu den schönsten Endgegnern...
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Interessant war für mich dann noch zu sehen, ob die Performance auch beim auf dem Atomiswave Board basierenden Metal Slug 6 entsprechend ausfallen würde - und ich wurde nicht enttäuscht. Auch beim eher wieder comicartigen siebten Teil der Reihe aus dem Hause SNK Playmore gibt es nichts an der Portierung zu mäkeln, sieht man von den hier bereits zitierten Ladezeiten einmal ab. Spielerisch hingegen nähert man sich dem erfolgreichen dritten Teil an, bietet aber dennoch sinnvolle Neuerungen und lässt die Gamer erstmals auch offiziell außerhalb Japans auf den neuesten Ableger los.

Auf der optischen Seite, werden die 3D-Chips der PSP so gut wie gar nicht gefordert, denn hier herrschen allein die 2D-Bitmaps. Was aber für den gesamten optischen Eindruck nicht nachträglich ist, erstrahlen die Levels doch mit einem comicartigen Look mit einer sehr hohen Sprite und Animationsdichte, was mit viel Liebe zum Detail programmiert wurde. Die Levels könnten dabei kaum abwechslungsreicher sein und so gibt es überall was Neues zu entdecken. Wer seine Games übrigens am liebsten im Original und Uncut genießt, darf jubeln - statt weißem Körpersaft gibt es hier rotes Blut zu sehen, was manchen Leuten ja bekanntlich gleich noch einmal 10% mehr Spielspaß beschert. So verwundert es auch nicht, dass die Metal Slug Anthology erst ab 16 Jahre freigegeben ist, obwohl die Gewaltdarstellungen dermaßen übertrieben und grotesk ausgefallen sind, dass sie mehr komisch als alles andere wirken. Dazu kommt, dass es sich die Entwickler lustigerweise nicht nehmen ließen ein paar Hollywood-Filme, wie Independence Day oder Starship Troppers in kleineren Szenen zu parodieren.

Sebastian meint:

Sebastian

Auch wenn man es angesichts der effektvollen, aber leicht antiquierten 2D-Optik kaum glauben mag - die Metal Slug Anthology macht heute auch ohne den vielgeschmähten Nostalgiebonus noch verdammt viel her. Gerade die Tatsache hier alle sieben Metal Slug Titel an einem Ort und zu einem vernünftigen Preis feilgeboten zu bekommen, sollten langjährige Sympathisanten mit kleinerem Geldbeutel nun auch endlich zum Spielerlebnis verhelfen. Greift zu, es lohnt sich!

Positiv

  • alle 7 Metal Slug Teile
  • grandiose Bitmap-Action
  • tolle Boni

Negativ

  • Ladezeiten
Userwertung
9.1 1 Stimmen
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Metal Slug Anthology (PSP) Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 31.01.2007
Vermarkter Ignition
Wertung 8.5
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