Crazy Taxi: Fare Wars (PSP) im Test

PSP
Zu Beginn des neuen Jahrtausends gehörte Crazy Taxi zu SEGAs Vorzeige-Serien. Zwei Teile des originellen Rennspiels waren für das damalige Firmenflaggschiff Dreamcast erschienen und hatten sich eine große Fangemeinde erkämpft. Sogar ein Film zu den Games war im Gespräch. Doch wie so häufig kam alles anders und nach ein paar Umsetzungen für die Systeme anderer Hardwareschmieden sowie einer recht lieblosen zweiten Fortsetzung auf der Xbox war die Begeisterung schnell wieder verflogen. Ein halbes Jahrzehnt nachdem Crazy Taxi 3: High Roller die Massen verschreckt hat, soll Crazy Taxi: Fare Wars, der erste PSP-Ableger der Reihe, erneut für Stimmung sorgen.

In San Francisco warten die Mega Sprünge: Nur Fliegen ist schöner...
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Auch wenn es der Titel vermuten lässt, handelt es sich diesmal um kein völlig neues Game, sondern um Umsetzungen der beiden Dreamcast-Oldies, die mit ein paar neuen Multiplayer-Modi veredelt wurden. Zu Beginn entscheidet man sich lediglich, ob man San Francisco aus (Teil 1) oder New York (Teil 2) unsicher machen will und schon findet man sich im Hauptmenü der jeweiligen Episode wieder. Ehrlich gesagt lohnt es sich nicht, jedes der beiden enthaltenen Games detailliert zu beschreiben, denn wirklich nennenswerte Unterschiede im Gameplay gibt es nicht. Abgesehen von den Kulissen, anderen Fahrern und der Tatsache, dass man in Crazy Taxi 2 Sprünge ausführen darf, erscheinen die beiden Bestandteile der kleinen Spielesammlung eher wie verschiedene Levels eines einzelnen Games.


Auf den Straßen ist wiedermal die Hölle los...
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Verschiedene Fahrzeuge samt den dazugehörigen Großstadtchauffeuren stehen zur Auswahl und es gibt durchaus ein paar kleine Unterschiede wie Kurvenverhalten oder Beschleunigung, durch die eine Testphase lohnenswert erscheint. Außerdem muss man sich entscheiden, ob man nun ein kurzes Spielchen mit Zeitlimit wagen möchte oder lieber durch gute Leistungen die Uhr immer wieder in die Höhe schnellen lässt, um möglichst lange auf den Straßen unterwegs sein zu dürfen.


Halsbrecherische Drifts bringen Extrapunkte...
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Sobald man sich im Hauptsmodus des Games befindet, steht nur noch eine Aufgabe auf dem Programm: so schnell wie möglich durch die Städte rasen und zahlende Gäste zu ihren Zielen befördern. Überall stehen Menschen ohne fahrbaren Untersatz herum und warten darauf eingesammelt zu werden. An verschiedenfarbigen Symbolen über den Köpfen der Kundschaft lässt sich bereits im Vorfeld erkennen, ob eine lange Fahrt oder ein Kurztrip ansteht. Durch einen großen grünen Pfeil wird immer die grobe Richtung angezeigt, so dass es nicht notwendig ist, die ganze Stadt auswendig zu kennen. Stark befahrene Straßen, Hindernisse und Abkürzungen sorgen dafür, dass Crazy Taxi: Fare Wars trotz simpler Grundidee nicht schnell langweilig wird. Spätestens wenn man entdeckt, dass es sogar möglich ist, in eine U-Bahn-Station zu rasen und unterirdisch weiterzufahren, wird man die großen Levels zu schätzen wissen. Ewig hält die Freude aber nicht, da man im Endeffekt immer die gleiche Aufgabe bewältigen muss.


Schnell den Fahrgast einsacken und zum nächsten Zielort...
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Die Spielgeschwindigkeit, die noch vor ein paar Jahren rasant erschien, wirkt inzwischen etwas gemächlich, da seit der Dreamcast-Hochzeit jede Menge Racer erschienen sind, die deutlich stärker aufs Gas treten. Natürlich wäre es schrecklich langweilig, einfach nur einen Fahrgast nach dem anderen durch die Gegend zu kutschieren. Doch in der Welt von Crazy Taxi: Fare Wars sind die Fahrer keine umsichtigen Verkehrsteilnehmer sondern neigen zu absolut verrückten Manövern. Das Schöne ist, dass sich waghalsige Stunts positiv auf das Trinkgeld auswirken. Knapp an anderen Autos vorbeizurasen oder mit quietschenden Reifen durch Kurven zu rasen bringt neben Spaß also auch virtuelles Bares. Damit es nicht zu einfach wird, haben die Macher einige spezielle Manöver eingebaut, die durch perfekt getimte Tastenkombinationen ausgelöst werden können. Der Crazy Drift und der Crazy Dash, durch den sich der Wagen stark beschleunigen lässt, kommen fast im Sekundentakt zum Einsatz.


Auf die Rampe und über das Haus, hier warten eine Menge Abkürzungen...
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Dummerweise geht die Steuerung auf Sonys Kleinstem etwas schwerer von der Hand als in den ohnehin schon etwas störrischen Originalen. Besonders der Turbo versagt in den ungünstigen Situationen und da es recht häufig vorkommt, dass man sich in einem anderen Fahrzeug oder einem sonstigen Objekt regelrecht verhakt, geizt Fare Wars nicht mit frustrierenden Momenten. Das Spiel macht zwar auch im Jahr 2007 noch Spaß, aber mit ein wenig Feintunig hätten sich einige der Probleme der SEGA-Oldies schnell ausmerzen lassen.

In beiden enthaltenen Spielen sorgen einige spaßige Mini-Games für Abwechslung. Die kurzen Herausforderungen beinhalten Aufgaben wie Taxi-Weitsprung, das Zerstören von Ballons und diverse Hindernisparcours. Leider bietet Fare Wars trotz kleiner Änderungen auch in diesem Bereich nicht viel mehr als die Originale, wodurch Veteranen innerhalb kürzester Zeit alle Missionen bewältigen können. Neulinge hingegen werden durchaus mehrere Dutzend Versuche benötigen, um die kniffligeren Mini-Games zu meistern, wodurch sich die Langzeitmotivation erhöht. Auch ein paar freispielbare Extras, wie beispielsweise neue Fahrzeuge, lassen Stimmung aufkommen.


Keine gut Idee vom Fahrgast hier aussteigen zu wollen...
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Die neuen Multiplayer-Modi sind nett aber nicht mehr. Crazy Taxi: Fare Wars ist einfach nicht die Sorte Game, bei dem ein zweiter Zocker automatisch den doppelten Spaß bedeutet. Simultane Highscore-Jagden mit mehr oder weniger Zeitdruck sind ebenso möglich, wie Duelle mit nur einer PSP, bei der man nacheinander versucht, einzelne Aufgaben besonders schnell zu bewältigen. Es ist zwar eine willkommene Abwechslung, auch mal ein anderes Taxi über den Bildschirm fahren zu sehen, aber es gibt einfach nicht genügend Interaktionsmöglichkeiten, um eine wirklich gute Wettkampfstimmung aufkommen zu lassen.

Grafisch wäre auf der PSP sicherlich etwas mehr drin gewesen. Crazy Taxi: Fare Wars ist in optischer Hinsicht sehr nah an seinen ebenso grellen Dreamcast-Ahnen. Die gut gefüllten Straßen, voller Fahrzeuge, Fußgänger und umher fliegender Objekte wissen selbst heute noch zu gefallen. Auch die Animationen sind weiterhin nett anzusehen. Allerdings kommt es in regelmäßigen Abständen zu Pop-Ups und anderen unschönen Grafikfehlern. Besonders im Fall von Crazy Taxi 2 scheinen die Programmierer nicht viel Mühe investiert zu haben, denn die Handheld-Fassung hat deutlich mehr Macken als der Oldie.


Nichtmal auf dem Rasen ist man vor Gegenverkehr sicher...
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Offensichtlich sind einige der alten Lizenzen und Werbeverträge, die SEGA in den Zeiten von Dreamcast abgeschlossen hat, inzwischen abgelaufen. Dies hat die Umbenennung nahezu aller altbekannten Wunschziele der Taxigäste, wie beispielsweise Pizza Hut, zur Folge. Während es niemanden großartig stören dürfte, dass man nun Ziele wie Pizza Parlor ansteuert, hat der Zahn der Zeit am Soundtrack deutlich stärker genagt. Zwar tönt immer noch eine Mischung aus Neo-Punk und Rockmusik aus den Lautsprechern, aber große Namen wie The Offspring sucht man vergeblich. Ob diese Änderung nun ein Ärgernis oder eine Erleichterung ist, muss wohl jeder Zocker selbst entscheiden. Ich persönlich empfand die Entscheidung ein Spiel unter ein stark eingeschränktes musikalisches Motto zu stellen schon immer etwas merkwürdig. Darum ist es umso schöner, dass es nun die Möglichkeit gibt, eigene Songs vom Memory Stick im Spiel zu verwenden. Sowohl bei der Sprachausgabe als auch bei den Effekten ist alles beim Alten geblieben. Auch wenn sich die Sprüche der Fahrer und des Kommentators inzwischen gezwungen cool anhören, kann man sich dem 90er Jahre Arcade-Charme nur schwer entziehen. Auch das übertriebene Reifenquietschen und andere Sounds tragen zu einer netten Atmosphäre bei.


In der engen Innenstadt sind Crazy Drifts sehr riskant...
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Tim meint:

Tim

Viel mehr kann man als Fan der Originale kaum verlangen. Zwei Klassiker der Dreamcast-Ära samt neuen Multiplayer-Modi schlummern auf der UMD und wenn man den günstigen Preis bedenkt, darf man als Funracer-Freund wirklich bedenkenlos zuschlagen. Auch auf die Gefahr hin, dass uns SEGA wegen Altersdiskriminierung anzeigt, muss aber gesagt werden, dass die Crazy Taxi: Fare Wars Games in die Jahre gekommen sind. Trotz ordentlicher Umsetzung wäre grafisch mehr drin gewesen und weder der Umfang der Levels noch das Gameplay sind heutzutage konkurrenzlos. Selbst der übertriebene Stil wirkt heute leider nicht mehr cool, sondern ein kleines bisschen peinlich.

Positiv

  • zwei Spiele zum Schnäppchenpreis
  • neuer Multiplayer-Modus
  • originelle Grundidee

Negativ

  • Motivation lässt etwas zu schnell nach
  • grafische Macken
  • Änderungen im Soundtrack
Userwertung
9.5 1 Stimmen
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Crazy Taxi: Fare Wars (PSP) Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 20.10.2007
Vermarkter SEGA
Wertung 7.1
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