3D Dot Game Heroes im Test

PlayStation3

Erinnert ihr euch an die gute alte Zeit, in der ein anständiges Fantasy-Adventure aus Dungeons mit Monstern, vielseitig einsetzbaren Items und einem naiven Helden mit einem magischen Schwert bestand? In der Hochzeit dieser Spiele wurden selbige mit wunderschönen Pixelgrafiken generiert, welche beinahe zur Definition des Grafikstils dieses Genres wurden. In der Zeit von foto-realisitischen Grafiken machte es sich Silicon Studio zur Aufgabe, diese Ära erneut aufleben zu lassen. 3D Dot Game Heroes ist das Ergebnis, und ob es etwas taugt, fanden wir heraus.

3D_Dot_Game_Heroes_11Es sind dunkle Zeiten für das Königreich Dotnia. Nachdem der legendäre Held das Böse mit Hilfe der sechs Weisen schlug, ließ das Interesse am Königreich mehr und mehr nach. So beschloss König Tezro, dass sein Land moderner werden müsse, und führte sein Reich in die dritte Dimension. Dass dieser Schritt jedoch das gebannte Böse erneut erstarken ließ, konnte er nicht ahnen. Monster überschwemmten das Land und selbst Prinzessin Iris verschwand spurlos.

Dotnia braucht einen Helden. Einen Heroen, der das heilige Schwert erneut führt, die Orbs der sechs Weisen aus finsteren Dungeons birgt, die Prinzessin rettet und das Böse - in Form des dunklen Bischofs Fuelle - erneut in die Schranken weist. Ja, das alles klingt doch ein wenig nach Zelda, oder? ZELDA! So, jetzt hab ich‘s gesagt. In der Tat ist 3D Dot Game Heroes eine riesige Hommage an die frühen Titel von Präsentation über Gameplay bis hin zur Musik. Genau genommen erinnert das Gesamtwerk stark an einen Mix aus dem Ur-Zelda und A Link to the Past. Jetzt nimmt sich das Spiel nicht wirklich ernst: die Bewohner von Dotnia sind sich bewusst, dass sie sich in einem Videospiel befinden und viele ihrer Gespräche drehen sich um exakt dieses Thema. Das Game geht dabei humorvoll und gleichzeitig respektvoll vor und rechtfertigt so seine Existenz als Zwischending aus Hommage und Parodie, ohne dabei billig zu wirken oder einfach nur ein erfolgreiches Konzept zu kopieren.

Doch bevor wir uns hier verlieren, lasst uns den Titel in seine, aus Blöckchen bestehenden, Bestandteile zerlegen. Ehe ihr eure epische Quests startet, habt ihr die Wahl aus einer großen Masse von Charakteren. Wie schon die gesamte Spielwelt sind diese in einer dreidimensionalen Blöckchengrafik gehalten und mit absichtlich ruckartig spärlich anmutenden - sprich: sehr wenigen - Animationen versehen. Ist euch die Auswahl der dutzenden Figuren nicht genug, könnt ihr mit einem integrierten Editor selbst einen eigenen Helden erstellen. Dieser ist intuitiv, doch sollte er in Sachen Komplexität nicht unterschätzt werden, vor allem wenn es um Animationen geht. Ein jeder wird spielend einfach Zugang finden. Die Bedienung ist simpel und alle Elemente wunderbar erklärt. Dennoch sollte man sich gleichzeitig bewusst sein, dass eine Charaktererschaffung nicht in zwei Minuten vonstatten gehen wird.

3D_Dot_Game_Heroes_2Erschafft ihr euch einen Helden oder wählt aus der breiten Palette vordefinierter Modelle aus,beginnt euer Abenteuer. König Tezro gibt euch im Schloss ein schnelles Briefing: Nur ihr könnt Dotnia retten. Also besorgt euch das heilige Schwert, wagt euch in die Dungeons, holt euch die Orbs der Weisen und schlagt damit den dunklen Bischof Fuelle und - wenn es nicht zu viele Umstände macht - rettet die Prinzessin. Doch bevor ihr komplett unvorbereitet losstürmt, nehmt noch das Holzschwert als Geschenk, denn »It‘s dangerous to go alone!«

Der einzigartige grafische Stil des Spiels offenbart sich schon früh in seiner ganzen Pracht. Nostalgiker fühlen sich in eine dreidimensionale Inkarnation der 8-Bit-Klassiker versetzt, welche ebenso ein wenig wie ein Ausflug ins Legoland anmutet. Anderen mag der Look ein wenig an die kurzlebige Voxel-Technik erinnern, auch wenn 3D Dot Game Heroes hier natürlich technisch wie atmosphärisch eine andere Zielsetzung hat, und die Realisierung unterschiedlich ist.

Ebenso wurde mit Effekten nicht gespart: Farbenfrohe Lichteffekte, glitzerndes Wasser, sowie Spiegelungen auf den Böden der Dungeons polieren das Erlebnis und ein jeder Gegner, der eurem Schwert zum Opfer fällt, zerspringt und kleine Blöckchen fliegen umher. Tiefenunschärfe sorgen zudem dafür, dass der Blickwinkel auf das ulkige Geschehen einen realistischen Flair versprüht.

3D_Dot_Game_Heroes_26Dennoch gibt es hierbei auch eine negative Seite: Speziell in Dungeons treffen oft viele der genannten Effekte zusammen und sorgen stellenweise für einen spür- und sichtbaren Einbruch der Framrate. Die Masse an verwendeten Blöcken und die detailreichen Spiegeleffekte lassen zwar erahnen, warum das Spiel so strauchelt, führen aber durch die generell simple Präsentation zu Unverständnis: Hier hätte man nachbessern können und müssen. Die Level an sich werden einen großen Teil des Gameplays einnehmen. Wie schon bei Zelda liegt hier definitiv der Schwerpunkt und auch vom Design wurde abgekupfert. Ein jeder Dungeon ist unterteilt in Räume, welche jeweils einen Bildschirm ausfüllen. Hier gibt es massig Monster, Fallen in Form von Fallgruben oder Pfeilen, die aus den Wänden schießen. Und Rätsel wollen ebenfalls von euch gelöst werden. So verschiebt ihr Blöcke in bestimmte Richtungen um euch Wege durch Labyrinthe zu bahnen, aktiviert Schalter in der richtigen Reihenfolge und müsst ebenso Zauber einsetzen, um geheime Passagen zu offenbaren.

Natürlich wartet am Ende eines jeden Dungeons auch noch ein Boss auf euch, dessen Raum ihr mit einem speziellen Schlüssel öffnen könnt. Wer bereits jetzt schon an einer Überdosis Déja-Vu leidet, dem sei noch gesagt, dass diese Endgegner nicht zwingend mit dem Dungeon-spezifischen Item besiegt werden müssen. Fast ein wenig enttäuschend, nicht wahr? Dennoch sind die Obermonster erfrischend abwechslungsreich und vor allem herausfordernd. Um diese Obermotze zu besiegen solltet ihr euch eine gute Strategie, sowie ausreichend Heiltränke zurechtlegen.

3D_Dot_Game_Heroes_38Leider kranken Dungeons oft an der Kameraperspektive. Oft überdecken Lebens- und Magieanzeige Gegner oder einige Fallen, was zu unschönen Wunden eures Helden führt. Das Game gibt euch nur auf der Oberwelt die Auswahl zwischen drei voreingestellten Perspektiven, welche den Neigungswinkel und Entfernung der leicht abgeknickten Vogelperspektive des Spiels verändern. Eine vollkommen freie Kamera gibt es leider nicht. Dass ihr Screenshots anfertigen könnt und dort jeden erdenklichen Blinkwinkel mit Hilfe der Analogsticks herbeiführen könnt macht das Problem nur ärgerlicher, da man genau ersehen kann, wie es hätte funktionieren können.

Ebenso findet sich in jedem Dungeon ein spezielles Item, welches euch auf eurem Abenteuer noch von Nutzen sein wird. Dazu zählen alte Bekannte wie der Bumerang mit dem ihr Gegner betäubt, Bomben mit denen ihr Wände aufsprengt, den Enterhaken der euch Abgründe oder Wassergräben überqueren lässt und vieles mehr.

3D_Dot_Game_Heroes_9Doch das mit Abstand interessanteste Item stellt hier euer Schwert, oder besser gesagt eure Schwerter - dar. Denn derer gibt es gleich zuhauf im Spiel zu finden, jedes mit einer unterschiedlichen Stärke versehen. Doch ist dies noch nicht der beeindruckendste Umstand. Ist eure Energieleiste vollständig gefüllt, erstreckt sich auch die schwächste Klinge über den halben Bildschirm und ermöglichen weitreichende Attacken. Zudem könnt ihr ein jedes Schwert beim Schmied bis zu einem gewissen Limit aufleveln. Die Schneide verlängern, verbreitern, Energiestöße abgeben oder die pure Kampfkraft verstärken; hier ist alles dabei - so weit es das Potential des Schwertes und eure Geldbörse erlaubt.

Leider steckt der Teufel im Detail der sehr strengen Kollisionsanfrage. Eure Waffe kann solide Objekte natürlich nicht durchdringen, weswegen es alleine schon durch den Blinkwinkel vorkommen kann, dass die Klinge, welche nicht selten doppelt so breit wie euer Held ist, an einem Objekt hängen bleibt und euch so ein Gegner gefahrlos angreifen kann. So sind einige Übungsstunden vonnöten. Danach werdet ihr das Schwert alleine schon aufgrund seiner Größe primär einsetzen und andere Items kommen, auch wenn sie zum Kampfeinsatz gedacht sind, immer seltener zum Einsatz.

3D_Dot_Game_Heroes_20Ansonsten gibt es steuerungstechnisch nichts zu bemängeln. Eure Figur bewegt sich flüssig und immer gezielt dahin, wo ihr ihn/sie haben wollt. Und wenn auch das Schwert seine Fehler hat, wird es zum treuen Freund und nicht zum ärgsten Feind. Sodass ihr euch immer auf die vor euch liegende Aufgabe konzentrieren könnt, statt auf die Steuerung achten zu müssen. Besonders gelungen ist hier das Item-Management. Während ihr neben eurer Waffe nur einen weiteren Gegenstand ausrüsten könnt, lassen sich verfügbare Items leicht mithilfe von L2/R2 durchblättern. Diese Auswahl ist zudem frei zu konfigurieren, was den Schnellzugriff in brenzligen Situationen noch weiter vereinfacht.

3D Dot Game Heroes bietet neben den Dungeons weitaus mehr für euch. Dotnia ist groß und eine riesige Oberwelt wartet darauf, von euch erforscht zu werden. Auch hier warten Geheimnisse, die euch zu Schätzen führen, Höhlen, die Feenquellen beherbergen, um eure Gesundheit zu regenerieren, Dörfer und Städte mit Charakteren, die euch Nebenquests anbieten und einiges mehr. Zudem könnt ihr auch an drei verschiedenen Minispielen teilnehmen. Diese bestehen aus einem Rennspiel (darf man hier wörtlich nehmen), das einlädt auf unterschiedlichen Parcours Bestzeiten zu erreichen, oder Block Defense, welches von euch verlangt Welle um Welle von Gegnern mit Verteidigungsanlagen zu stoppen.

3D_Dot_Game_Heroes_18Diese Minispiele sind jedoch nur eine nette Dreingabe und auch nicht relevant für das Bestehen eures Abenteuers. Hier hätte man stattdessen die Nebenquests ausbauen können, derer Umfang leider ein wenig zu wünschen übrig lässt.

Dennoch ist die Oberwelt erstaunlich groß. Und auch, wenn die Blöckchengrafik ein wenig nach Baukasten aussieht, wird hier massig Abwechslung und verspieltes Detail geboten, die mit dem Design der Charakteren und Bösewichten eine perfekte Einheit bildet. Schade jedoch, dass hier wiederum an einer anständigen Übersichtskarte gespart wurde. Zwar gibt es während des Spiels eine nette Detailkarte; doch deckt diese nur eure unmittelbare Umgebung ab. Die Weltkarte ist auf der anderen Seite ein wenig unübersichtlich und undetailliert unter Anbetracht der schieren Größe von Dotnia. Forschungsdrang und das tatsächliche Kennenlernen der Welt wird hier also groß geschrieben.

Negativ fallen des Weiteren vor allem in der Oberwelt die Ladezeiten auf, die während dem Wechseln von einem Gebiet auftreten. Die optionale Festplatteninstallation ist hierbei Pflicht und verkürzen die Zeiten auf ein erträgliches Maß von ca. drei Sekunden. Hier fällt jedoch weiterhin die Verspieltheit der Entwickler auf. So präsentiert ein jeder Bildschirm ein stilisiertes Cover eines großen Spielklassikers aus vergangenen Tagen.

3D_Dot_Game_Heroes_39Neben den sinistren Gestalten werdet auch ihr selbst bei 3D Dot Game Heroes einiges auf die Ohren bekommen. Soundeffekte klingen 8-Bit-typisch, wurden aber selbstverständlich aufpoliert und passen perfekt zum Feeling des Spiels. Die Hintergrundmusik ist orchestral gehalten und passt thematisch immer gut zur Umgebung. Wir bekommen hallende Töne innerhalb der Dungeons und optimistisch-treibende Klänge in der Oberwelt. Hier können wir jetzt wirklich nicht meckern.

Im Gesamteindruck hinterlässt 3D Dot Game Heroes jedoch gemischte Gefühle. Das Gesamtkonzept ist interessant und gewiss beeindruckend. Das Spiel ist eine einhundertprozentige Hommage an die Klassiker der Zelda-Serie und will auch nicht mehr sein. Dennoch neigt man aufgrund dessen zu sehr zu Vergleichen und vor allem in Belangen des Gameplays kann es an den Großmeister der Action-Adventures einfach nicht heranreichen - dafür gibt es zu viele Fehlschliffe und Designfehler. Der Titel besitzt trotz aller gezogenen Parallelen eine Eigendynamik, welche sich aber selbstverständlich nur im Rahmen seiner Vorlage erreichen kann. Ein jeder der A Link to the Past spielte, kann sich hier in nostalgische Gefilde begeben, wird aber selten etwas Neues erleben. Wer über einen Kauf nachdenkt, sollte sich dessen im Klaren sein.




Christian meint:

Christian

Zelda, Zelda, Zelda und noch einmal Zelda. Ja, ich bin mir bewusst im Test zu 3D Dot Game Heroes viele Vergleiche gezogen zu haben. Doch könnt ihr mir glauben, kein Einziger zu Unrecht. Die bereits früh ersichtlichen Ähnlichkeiten zu meiner Lieblingsserie bewegten mich gleichsam zum Kauf wie der liebevolle, verspielte Look. Allerdings wurde die Freude an dem Spiel durch die vorhandenen Mankos gedämpft. Die Schwächen rühren von Undurchdachtheit seitens der Programmierer her, die auf diese Weise massig Potential verschenkten. Dennoch ist 3D Dot Game Heroes nicht schlecht oder unspielbar. Wer sich auf eine nostalgische Reise begeben will, wird derzeit kaum Besseres finden und das gesamte Look‘n‘Feel von 3D Dot Game Heroes kann trotz alledem ordentlich punkten.

Andrej meint:

Andrej

3D Dot Game Heroes ist eine Hommage an die Zelda Serie und alle anderen Action-Adventures der 8Bit-, bzw. 16Bit-Ära. Schon im Hauptmenü wird mit einem wunderbaren 8Bit-Midi-Titelsong deutlich, dass hier ganz nach dem Grundsatz "Back to the roots" gespielt wird. Und das ist keinesfalls schlecht! Ja, das Spiel hat seine Macken, aber welches Retro-Adventure auf dem NES, SNES, bzw. Mega Drive hatte es nicht?

From Software hat einen Titel entwickelt, der die Spieler auf eine wunderbare Zeitreise entführt und sich selbst nie zu ernst nimmt, was zahlreiche Jokes im Spiel zeigen. Und das es eine Kopie eines Zeldas darstellen soll, ist ebenfalls wahr und gleichzeitig etwas zu hoch gegriffen.

Klar, Zelda-Fans und vor allem die, die A Link To The Past gespielt haben, werden schier unendliche Parallenen in 3D Dot Game Heroes finden. Trotzdem schafft es das Spiel, eine gewisse Selbstständigkeit zu entwickeln, was an unzähligen kleinen Details liegt, die durch das Abenteuer verstreut sind; angefangen beim grandiosen Grafikstil, über einige sehr ausgefallene Minispiele und Side-Quests bis hin zum aussschweifenden Editor, der euch den eigenene Helden erstellen lässt.

Aber genug geredet. 3D Dot Game Heroes ist ein gelungener Ausflug in längst vergangene Tage. 8Bit, bzw. 16Bit-Fanatiker und Zelda A Link To The Past Fans greifen bedenkenlos zu! Alle anderen spielen erst einmal Probe.

Positiv

  • Beeindruckender Grafikstil
  • Durchdachte, fantasievolle Dungeons

Negativ

  • FPS-Einbrüche in Dungeons
  • Probleme mit Schwertkollision und Kameraperspektiven
  • Zu wenige gute Nebenquests
Userwertung
7.8 2 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Andrej und Christian haben das Spiel damals für neXGam rezensiert. Hier ist die überarbeitete Form ihres Reviews. 3D Dot Game Heroes Erinnert ihr euch an die gute alte Zeit, in der ein anständiges Fantasy-Adventure aus Dungeons mit Monstern, vielseitig einsetzbaren Items und...

  • von God16:

    hallo, ich habe im internet gelesen das man bei dem spiel einige bekannte Figuren wie Link, Mario ect. nachbauen kann. Hat jemand einen Link zu irgendwelchen " Bauanleitungen" für solche Charactere? gruß DAniel...

  • von Darkshine:

    Stimmt es dass die US Version mit einem Patch versorgt wird, die PAL Version jedoch nicht? Falls ja, gibt es da einen triftigen Grund für?

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3D Dot Game Heroes Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2010-05-14
Vermarkter Southpeak
Wertung 7.3
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neXGam YouTube Channel
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