NHL Hockey '95 im Test

Mega Drive
Warum sollte jemand knapp 15 Jahre nach der Veröffentlichung eines der jährlichen EA Sports Sportspiel-Updates einen Testbericht darüber verfassen? Immerhin ist so ein Test eine mehrstündige Arbeit, die sich nicht selten über Tage hinzieht: Der Titel wird ausgiebig gecheckt, Bildmaterial besorgt, die ersten Notizen werden geschrieben, dann wird recherchiert, ausformuliert und am Ende nochmals korrigiert. Und dann weiß man als Autor nicht einmal, ob überhaupt auch jemand auf den Testartikel klickt. Dabei hat NHL Hockey '95 auf dem Mega Drive auch heutzutage noch mehr zu bieten, als man zunächst glauben mag!
Es war einer dieser langweiligen Samstagvormittage in unserem Leben. (ja, dieser Autor ist Frühaufsteher - auch am Wochenende) Von draußen prasselte der Regen gegen die Scheiben des Zimmers und im Kopf dieses Autors manifestierte sich die Erinnerung an die goldenen 16-Bit Zeiten seiner Jugendtage. Zwanzig Minuten später war das Mega Drive aus seiner Verpackung geschält und stand einsatzbereit neben dem heimischen Fernseher. Viele alte Spieleperlen wanderten anschliessend in den Modulschacht und auch wieder hinaus, eines hielt sich jedoch hartnäckig - NHL Hockey '95.

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Es ist schwer zu beschreiben, was den Reiz eines 16 Jahre alten Sportspiels ausmacht. Natürlich - es ist gnadenlos überholt von der rasenden Entwicklung der Branche. Eishockey wird heute schöner, genauer, umfangreicher und besser simuliert als Anno 1994. NHL Hockey '95 hat dennoch etwas Besonderes an sich, der Reiz des Unvollkommenen. Und des Status als historischen Meilenstein. Denn erstmals hatte Electronic Arts damals nach viel betteln und flehen der Fans den langersehnten Ligamodus ins Spiel eingebaut. Endlich war es möglich eine NHL-Saison mit 84 Matches plus anschliessenden Play-Offs zu spielen. Außerdem konnten Spieler mit der neuen "Trade Funktion" vor die Tür gesetzt bzw. neue Talente angeheuert werden. Und eine Batterie zum Speichern des Spielstands gabs gleich obendrauf.

Nachdem zunächst die '93er Variante kurz angespielt wurde, fiel dem Verfasser dieser Zeilen die deutlich gesteigerte Spielgeschwindigkeit auf - es geht rasanter auf dem Eis zu. Und das, obwohl der Detailgrad nochmals höher geschraubt wurde. Neben der Spielfläche sind subjektiv mehr und unterschiedlichere Zuschauer auszumachen. Auf dem Eis konzentrierten sich die Entwickler bei EA am Feinschliff und ergänzten das Repertoire der Sportler um einige neue Animationen wie z. B. jener, bei der sich die Athleten selbstlos in den Schlagschuss des Gegners (aua..) werfen.

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Auch bei der künstlichen Intelligenz der Torhüter wurde angesetzt, so dass die Jungs im Kasten ein bisschen besser halten. Eine 100% Chance mit Torgarantie ist nicht auszumachen, auch wenn die mit der '94er Version eingeführten "One-Timer" (Querpässe zum Mitspieler, der abschliesst) sehr häufig zum Erfolg führen. Das tun sie in der Realität allerdings ebenfalls. Auch der gute alte Bauerntrick lässt den Puck schon mal im Netz zappeln, allerdings ist dafür Timing und ein freier Laufweg nötig - gerade letzteres ist dank einer nun aggressiver verteidigenden CPU häufig nicht gegeben.

Leichter hat es seinerseits da schon der Mega Drive beim stürmen, denn hier zeigt sich eine Schwäche des Moduls - schaltet ihr mittels B-Knopf von einem Spieler auf den Nächsten um, hält der inmitten der momentanen Aktion inne. Das klingt nach keinem Problem, ist es aber - seid ihr während der Defensive gerade in der Rückwärtsbewegung und schaltet auf einen Verteidiger um, bleiben gerade noch auf den Gegner zulaufende Spieler plötzlich stehen und verlieren an Geschwindigkeit.

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Im Endeffekt segelt ihr (auch dank der gesteigerten Spielgeschwindigkeit) daher bei der Verteidigung häufig am Stürmer vorbei, was frustrierend sein kann. Glücklicherweise sind die vom Mega Drive gesteuerten Teams in der Offensive weit weniger talentiert als bei der Verteidigung, so dass ein "Breakaway" nicht zwangsläufig den Spielstand im Sinne des Gegners ändert.

Fairer geht es da zu, wenn sich bis zu vier menschliche Spieler miteinander messen. Und spaßiger obendrein. Tipp für einen reizvollen Retro-Abend mit Freund/Freundin - Lieblingsteam wählen und dann versuchen, alle anderen 27 Teams (angefangen mit A wie Anaheim Mighty Ducks) nacheinander zu besiegen. Schade nur, dass die stylishen Schlägereien auch in der '95er Version noch kein Comeback feiern durften. (zuletzt bei NHLPA '93 enthalten)

Sebastian meint:

Sebastian

In der Fachpresse galt NHL Hockey '95 eher als ein Rückschritt gegenüber der '94er Fassung. Angefangen vom kühleren Grafikstil über die fehlende Moderatorenlegende Ron Barr (für ihn übernahm John Shrader) bis hin zur Steuerung. Fast könnte man glauben, EA habe dies mit Absicht gemacht - hier zwei Verbesserungen, da ein Rückschritt. Und das jedes Jahr, so dass man im anschließenden Jahr auch wieder seine verkaufsfördernden Argumente für den Nachfolger hatte. Sei's drum, NHL Hockey '95 macht auch heute noch Spaß und bezieht seinen Reiz aus dem unkomplizierten Gameplay. Gerade deswegen wandert es immer wieder mal gern für 10 Minuten in den Mega Drive. Und für den nächsten "SEGA-Tag" mit dem Kumpel ist es ohnehin bereits vorgemerkt!

Positiv

  • Liga-Modus
  • Batteriespeicher
  • Verbesserte Animationen

Negativ

  • Keine Schlägereien
  • Steuerung erschwert Defensive
Userwertung
8.05 2 Stimmen
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NHL Hockey '95 Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1994
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 7.7
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