Rome: Total War im Test

Macintosh

Neidvoll schielte man als Macintosh Besitzer anno 2004 auf den PC, wo ein Strategiespiel namens Rome: Total War alle Rekorde brach. Nach Monaten ohne Ankündigung (jegliche Hoffnung auf eine Mac-Portierung war gestorben) rechnete im Grunde niemand mehr mit den Römern auf dem Mac. Doch das britische Softwarehaus Feral überrascht erneut und kündigte 2009 eine Umsetzung im Rahmen der neuen, hauseigenen Classics-Budgetreihe an. Und siehe da, nach weiterer Verzögerung schlüpfen wir jetzt in die Toga eines Adligen...

Rome_Total_War_11In der Rolle eines der drei römischen Familienoberhäupter beginnt ihr im Jahr 270 v. Chr. mit zwei bescheidenen Provinzen und einer mäßigen Truppe - doch mit dem festen Ziel, eines Tages Imperator zu werden. Ehe es so weit ist, gibt es mehr als genug zu tun: Städte müssen ausgebaut werden, denn ohne Fortschritt hat der mutigste Soldat keine Chance. So brauchen wir eine Kaserne um bessere Einheiten ausbilden zu können, einen Stall für die Kavallerie, einen Waffenschmied für eine Verbesserung der Waffenqualität oder eine Stadtmauer für effektiveren Schutz gegen Angriffe. Der Hobby-Herrscher kann aber ebenso in das Wohlbefinden seiner Schützlinge investieren. So entwickelt sich abhängig vom Steuersatz der Zufriedenheitsgrad der Bürger sowie das Bevölkerungswachstum. Das Geld kann ebenfalls in Bildung, Kultur, Gesundheit, Religion oder Wirtschaft hineingesteckt werden.

Wenn man für die Verwaltungsarbeit kein Interesse zeigt, kann man sie auch komplett von der KI steuern lassen. Jedoch darf man sich anschließend nicht beschweren, wenn aufgrund mangelnder Hygiene die Bevölkerung abnimmt oder die Soldaten von revoltierenden Bürgern vor die Stadtmauern gesetzt wurden. So empfiehlt es sich, in großen Städten Familienmitglieder einzusetzen, die als Stadthalter fungieren.

Rome_Total_War_16Mit der Zeit gewinnen diese an Führungsqualitäten in Sachen Kommando, Verwaltung und Einfluss hinzu. Sie prägen Eigenschaften aus, wie z.B. Fruchtbarkeit, langweiliger Redner, schlechter Finanzbeamter oder Schnapsdrossel und scharen ein Gefolge an Beratern um sich. Je mehr von diesen, desto höher ist die Kompetenz in diversen Bereichen. Angemerkt sei auch kurz an dieser Stelle, dass jeder Charakter sein eigenes Bild hat, auf welchem er mit der Zeit altert (z.B. graue Haare, Falten). Merkwürdig ist nur, dass die Jungs ab und an bereits mit 16 Jahren mit einer gepflegten Glatze daherkommen. :-)

Verlassen die Charaktere ihre Städte, werden sie automatisch zum General erkoren und sind mitentscheidend über Sieg und Niederlage in den Schlachten. So kann ein erfahrenerer Feldführer das Zünglein an der Waage sein, wenn sich zwei gleichstarke Armeen gegenüberstehen. Sollte er jedoch fliehen, oder sogar fallen, sieht es schlecht aus um die Kampfmoral der übrigen Soldaten. Die Kämpfe können in zwei verschiedenen Modi ausgetragen werden. Der eilige oder zahlen- und kräftemäßig überlegene Stratege lässt die Auseinandersetzung automatisch entscheiden. Mausklick-Imperatoren mit grundgesundem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten dürfen ihre Divisionen aber auch höchstpersönlich in die Schlacht führen. Und hier kommen wir zum grafischen Leckerbissen dieses Spiels!

Rome_Total_War_19Wie schon aus dem Intro und diversen Screenshots zu erwarten ist, kommt da einiges auf uns zu. Es warten mehr als 10.000 Schlachtfelder aus Europa und dem Mittelmeerraum darauf, entdeckt zu werden. Die Ansicht des Feldes erinnert an die Kameraführung aus Spielfilmen, wo der Betrachter über die Ebenen, Hügel, Bäume, Felder und Städte hinweg fliegt. Peinlich nur, dass man mit der Kamera auch unter die Erde geraten kann und da drunter Wasser sieht, was von den Spielentwicklern vermutlich nicht so gedacht war. Aber decken wir den Mantel der Barmherzigkeit über diesen kleinen Patzer.

Bis zu 10.000 Einheiten können gleichzeitig an einer Schlacht teilnehmen, und jede hat ihre eigenen Bewegungen, die berechnet werden. Natürlich litt die Optik seit 2004 und vor allem am großen iMac Display fallen schon mitunter recht verpixelte Grafiken auf, obwohl sich die Darstellung auf bis zu 1920 x 1200 hochschrauben lässt. Aber letztlich setzt Rome: Total War ohnehin andere Schwerpunkte als die Darstellung, von daher ist darüber hinwegzusehen! Schade nur, dass die Seeschlachten ausschließlich automatisch entschieden werden können - denn natürlich juckt es auch hier einzugreifen.

Rome_Total_War_2Ausgetragen werden die Schlachten nach dem Command & Conquer-Prinzip, nur ohne Gebäudebau und den sonstigen unrealistischen Features wie z.B. Heilung durch Propaganda. Hier zeigt sich jetzt, ob die über viele Runden mühevoll rekrutierte Armee ihr Geld wert war oder nicht! Zur Verfügung steht einem alles, was damals eine Waffe tragen konnte. Das Angebot beginnt bei den einfachen, aber unmotivierten Bauern, geht weiter über Schwertkämpfer, Bogenschützen bis hin zur Kavallerie. Hinzu kommen noch Artillerieeinheiten, brennende Schweine, Kampfhunde oder die Kriegselefanten der Hunnen. Von jeder Gattung gibt es verschiedene Varianten, das heißt z.B. leichte, schwere, Elite- oder Fernkampf-Kavallerie. Die Römer hatten natürlich andere Kämpfer als die Germanen, Briten oder Griechen. Hier legten sich die Entwickler ins Zeug und zeigten wie so oft viel Liebe zum Detail!

Diese wird bei der Installation zu allererst mit Speicherplatz und Geduld bezahlt: Satte 4,5 GB putzen die beiden DVDs weg. Immerhin besteht so während des Setups Gelegenheit das beiliegende, ordentliche 43 Seiten starke Handbuch anzusehen, dass einen guten Einblick in diverse Taktiken und natürlich die Handhabung gibt. Virtuelle Berater im Spiel und eine Tutorial Kampagne machen es aber fast überflüssig. Außerdem informiert uns ein beigelegter Werbeprospekt noch darüber, dass Feral sich definitiv Brothers in Arms: Double Time angelte und als nächsten »Feral Legends« Titel zum Kampfpreis von 24,95 Euro veröffentlichen wird.

Rome_Total_War_26Doch zurück ins alte Rom: Während die Steuerung wie erwähnt dank zahlreicher Hilfen recht unproblematisch von der Hand geht, mutet sie nur in der Schlacht etwas seltsam an. Die Kamera lässt sich auf dem Schlachtfeld beispielsweise nicht durch das Hinführen des Mauszeigers an den seitlichen Bildschirmrand in die entsprechende Richtung verschieben, sondern nur drehen, so als ob man den Kopf zur Seite wenden würde. Zum „seitwärts gehen“ muss man schon die Cursortasten verwenden. Das verlangt ein wenig Übung zu Beginn, weil man es auch zig anderen Strategiespielen eben anders gewöhnt ist.

Doch diese kleinen Herausforderungen sollte man auf sich nehmen, denn Durchhaltevermögen wird belohnt. So kann man sich beispielsweise am Sound einfach nicht satt hören! Die Musik ist immer passend zu den entsprechenden Situationen: Bei ruhigen Szenen kommen besinnliche Klänge, in dramatischen Schlachten donnern klassische Chorgesänge. Schreckensmeldungen werden mit entsetzten Schreien, die Nachrichten über erfolgreiche Missionen mit Applaus untermalt. Auch wenn das Repertoire schön ausgewählt ist, hätte es doch ein wenig umfangreicher sein können.

Rome_Total_War_27Aber zurück zu den vielseitigen Möglichkeiten im Spiel: Manchmal kann ein einzelnes Messer mehr erreichen als tausend Schwerter. So kann man ebenfalls Attentäter rekrutieren und gezielt auf feindliche Persönlichkeiten loslassen. Um eine gegnerische Armee oder Stadt auszukundschaften, kann man Spione einsetzen. Mit ein bisschen Glück stehen anschließend bei einem Angriff die Tore offen oder man erfährt über eine Seuche in der Stadt! Sollte der Agent entdeckt werden, geht die Mission allerdings tödlich für ihn aus. Weit weniger gefährlich, aber dafür um so verantwortungsvoller, ist die Rolle des Diplomaten. Er kann einen Waffenstillstand vereinbaren, Handelsbeziehungen aufbauen und neue Bündnisse schließen. In Zeiten knapper Kassen sind solche Leute gut zu gebrauchen!

Wer sich jetzt bereits ungemein darauf freute, seinen besten Kumpel heimlich zu sabotieren und anschließend mit einer Germanenarmee in den Hinterhalt zu locken, der wird enttäuscht sein: Rome: Total War bietet zwar einen Multiplayer, allerdings nicht für den Kampagnenmodus, sondern nur für einzelne Schlachten. Und dann ist der Multiplayer nicht mal kompatibel zu PC-Usern - mehr noch, nicht einmal Besitzer von Intel und PowerPC Macs können wegen Timing Problemen miteinander spielen. Wäre der Multiplayer nicht ohnehin ein großer Langweiler, es könnte fast das Pippi in die Augen treiben!

Rome_Total_War_9Im Grunde hätte Feral den Modus auch gleich weglassen können, ihre Schuldigkeit taten sie ohnehin schon mit der Portierung des Hauptspiels, dass übrigens als Gold-Edition erscheint. Goldig ist es deshalb, weil es das für PC-User noch kostenpflichtige Add-On »Barbarian Invasion« an Bord hat. Und selbiges wirkt wie ein großer Mod: 500 Jahre nach den ursprünglichen Ereignissen zerfällt die römische Welt nämlich und ihr seid in dieser Aufbruchsstimmung entweder auf Seite des ost- bzw. weströmischen Reiches oder kocht als Barbarenführer euer eigenes Süppchen. Spielstände können zwischen Hauptspiel und Add-On zwar nicht übernommen werden, doch dafür winkt mit Barbarian Invasion ja quasi fast noch ein zweites Spiel.




Sebastian meint:

Sebastian

Magnificum! Ewig wartete man als Mac Gamer auf Rome: Total War und musste seelische Leiden in Kauf nehmen, doch jetzt ist es endlich auch für unsere Lieblingsrechner aus Cupertino erhältlich. Seit Tagen hängt der Autor dieser Zeilen jetzt in der antiken Welt und vernachlässigt Redaktionsarbeit und Verlobte. Wer nicht schon längst zur PC-Fassung griff, dürfte mit Ausnahme einer ausgeprägten Strategieallergie keinen Grund haben, hier nicht zuzugreifen. Schlagt zu!

Positiv

  • Bis zu 10.000 Einheiten on screen
  • Großer Umfang
  • Nur 25 Euro für Spiel + Addon

Negativ

  • Grafisch deutlich betagt
Userwertung
8.86667 3 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Und hier ist die überarbeitete Rezension. Rome: Total War Neidvoll schielte man als Macintosh Besitzer anno 2004 auf den PC, wo ein Strategiespiel namens Rome: Total War alle Rekorde brach. Nach Monaten ohne Ankündigung (jegliche Hoffnung auf eine Mac-Portierung war gestorben)...

  • von [neXGam] Chefsessel:

    Nun ist es seit einigen Tagen bereits raus. Wie gewöhnlich in Feral Budget Reihe für preisgünstige 25,- Euro inkl. dem Add-On Barbarian Invasion. Läuft auf höchsten Einstellungen auf meinem iMac Core 2 Duo (2,8 Ghz, 4 GB RAM, 256 MB Grafikkarte) als auch auf einem MacBook Pro von Ende 2008....

  • von [neXGam] Chefsessel:

    Lang lang hat es gedauert .. Feral beweist in der letzten Zeit ja einen guten Riecher für die Konvertierung von Klassikern. Hoffe es wird ähnlich gut auf MacBook/Pro angepasst werden, wie damals Pirates! Rome: Total War kommt über Feral für Mac von Sebastian am 09.01.2009,...

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Rome: Total War Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl -
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-02-08
Vermarkter Feral Interactive
Wertung 8.5
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