Hearts of Iron III im Test

Macintosh
Auch Jahre nach der Premiere zählt Hearts of Iron II immer noch zu den besten historischen Strategicals des Genre. Insbesondere Umfang und spielerische Freiheit sind bis heute unerreicht. Jetzt schicken die schwedischen Macher den anspruchsvollen Strategietitel in die dritte Runde und dank Virtual Programming dürfen auch Mac-Generäle endlich in den Kommandostand!
Und das ausnahmsweise mal nicht zu spät, sondern gerade richtig: Die bereits im Herbst 2009 veröffentlichte PC-Fassung war nämlich derart unausbalanciert und buggy, dass es PC-Kriegsherren erst einmal für etliche Wochen zurück ins Regal beförderten. Mit dem kürzlich veröffentlichten Patch 1.3 sind die gröbsten Fehler nun behoben und das Spiel im Grunde endlich einer Veröffentlichung würdig - und prompt kommen auch wir Macianer ins Spiel. Manchmal können ein paar Monate Schonfrist also durchaus auch durchaus etwas positives haben...


Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge


Wer sich wundert, wieso die Jungs bei Entwickler Paradox so ihre Mühe mit dem Balancing hatten, der muss sich nur mal die nackten Fakten ansehen: Über 100 spielbare Länder in der Epoche 1936 - 1945, bestehend aus über 15.000 Provinzen. Das ist in etwa die fünffache (!) Größe der Karte eines Hearts of Iron II und soll zu noch mehr Realitätsnähe führen. Insbesondere Osteuropa hat deutlich an Detailtiefe zugelegt, was dem Unternehmen Barbarossa zu mehr Realismus und Ausdauer verhelfen soll.

Und Hearts of Iron hat den Dimensionssprung geschafft: Was einstmals noch in feinstem 2D daherkam, ist dank der Europa Universalis III bekannten 3D-Engine nun auch dreidimensional. Nicht wenige Fans hätten sich lieber weiterhin mit der ressourcensparenden 2D-Engine begnügt, doch laut den Entwickler war es nicht anders möglich, die riesige Weltkarte umzusetzen. Das Resultat ist beeindruckend - weniger durch die kaum vorhandenen grafischen Finessen (die Mehrheit der Einheiten wird durch NATO-Symbole dargestellt, ehe man nahe heranzoomt) als durch die schiere Komplexität der Karte. So etwas gabs einfach noch nie, Paradox betritt hier absolutes Neuland im Bereich der Strategiespiele.



Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge

Trotz dieser offensichtlichen Steigerung des Umfangs hat man aber eindeutig auch normale Spieler im Fokus, die sich nicht erst durch dreihundert Seiten Handbuch oder fünf Stunden Tutorials quälen wollen. Dieser Ausrichtung ist wohl die Delegation nahezu aller Aufgaben an die KI zu verdanken, was ihr mit wenigen Mausklicks ändern könnt. Die Industrieproduktion soll von der KI gemanagt werden? Kein Problem! Die KI soll die Armeen in die Schlacht führen? Kein Problem! Das neue Forschungssystem mit höherer Flexibilität bei der Erforschung von Technologien soll vom Mac betreut werden? Ebenfalls kein Problem!


Zumindest sofern man bei all den KI-Entscheidungen immer wieder ein wachendes Auge offen hält. Denn perfekt ist die KI natürlich nie und manche Entscheidungen, gerade an der Frontlinie, sind dann doch eher fragwürdig. Andererseits waren die damaligen Mächte auch nicht nur mit Kommandeuren á la Rommel, Guderian, Patton oder Zhukov gesegnet und dementsprechend Fehleinschätzungen an der Tagesordnung.



Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge


Viele weitere Neuerungen betreffen die Details: So lassen sich nun Divisionen aus unterschiedlichen Brigaden zusammenstellen und so optimal auf die bevorstehende Aufgabe und vorrätige Waffentechnologie ausrichten. Etwas, dass man sich als Hearts of Iron II Spieler schon eine ganze Weile gewünscht hat. Ebenso ist das Ideologie-Kostüm längst nicht mehr zu hölzern wie noch zuvor und lässt sich durch spezielle Gesetze mit unterschiedlichen Auswirkungen (z. B. Wirtschaftspolitik, Bildungspolitik, Wehrpflicht usw.) individuell anpassen. Doch auch hier hätte es ruhig noch etwas mehr Tiefgang sein dürfen.

Weniger erfreulich sind hingegen die überarbeiteten Punkte Intelligence und Diplomacy, da sie wie gehabt unglaublich viel Mikro-Management erfordern um wirklich nützlich zu sein. Zwar lässt sich die Aufgabe auch an die KI delegieren, aber die will natürlich nicht immer so, wie der menschliche Kommandeur. Und so bleiben Sabotageakte und Spionage eher etwas für die Hardcore-Strategen, die auch keine Woche im Spiel vergehen lassen, um nicht freundlich gesonnene Regierungen weiter zu beeinflussen und als potenzielle Verbündete zu gewinnen. Außerdem gibts noch weniger historische Events als zuvor - ein Trend der sich bei allen neuen Paradox Titeln abzuzeichnen scheint und erst mit der Zeit durch eifrige Modder behoben werden wird. Bedauerlich!


Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge


Auch das Balancing macht nach drei Patches noch etwas Probleme: Die Flugabwehr zeichnet sich durch eine erschreckende Ineffizienz aus, U-Boote als weitgehend wertlos, weshalb der U-Boot Krieg auf das nächste Update verschoben werden muss. Immerhin - es wird daran gearbeitet. Und keines der Probleme ist "gamebreaking", also den Spielspaß vernichtend. Eine Auflistung hierzu würde ebenso wie Detailänderungen den Umfang dieses Testberichts bei weitem sprengen, weshalb wir an dieser Stelle auf das offizielle Paradox-Forum als Quelle universellem Wissens verweisen.

Auf einen dicken Vorteil dürfen sich Macintosh User im übrigen freuen: Während "Dank" des miesen Memory Managements von Windows praktisch alle 2-3 Stunden ein Reboot des Systems notwendig war, um belegten Speicher wieder freizugeben, macht die OS X Version ihre Sache hier wesentlich besser und zeigte auch nach mehreren Stunden Testspiel nicht die selben Anzeichen. Dazu gab es bei ca. 30 Spielstunden lediglich zwei Abstürze zurück auf den Schreibtisch, was angesichts der Auto-Save Funktion aber glücklicherweise nicht weiter tragisch war - kommende Patches dürften hier wie schon bei Hearts of Iron II weiterhelfen. Dies hoffentlich auch im Bezug auf einen Bug, der gern mal ein Save-File in die ewigen Jagdgründe befördert. Dank erwähntem Auto-Save im Grunde kein Problem, dennoch sehr ärgerlich und schnellstens zu beheben. Ebenfalls abzuwarten ist die volle Kompatibilität des Modloader, bis zum nächsten update sollte das momentan noch recht maue Angebot an spielergenerierten Inhalten auch noch einmal ordentlich aufgestockt sein.


Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge


Die Anforderungen an Mac-Generäle lesen sich auf dem Papier durchaus machbar: Ein Intel Mac mit OSX 10.5.8 oder höher, 1,5 GB Festplattenspeicher und 1 GB RAM. Dazu noch mindestens eine GeForce 7300 oder RadeonHD 2600/4850/4870 mit 128 MB VRAM. Auf Rechnern mit X1600 Grafikkarte laufen die Eisenherzen zwar, allerdings nur mit Darstellungsfehlern - hier ist wohl noch ein Patch abzuwarten.
Insbesondere beim RAM sollte aber dringend auf zwei, besser, vier GB aufgestockt werden. Denn sonst läuft insbesondere die Zeitbeschleunigung unglaublich langsam und macht das Spiel insbesondere in den ersten Aufbaujahren zur Qual. Etwas Abhilfe schaffte es in unserem Praxistest, "Trees" und "Advanced water" in den Grafikoptionen abzuschalten, was hiermit als Tipp an euch weitergegeben sei.



Hearts of Iron III Screenshots (Macintosh) - click to enlarge

Übrigens ist neben dem Apfelrechner auch eine Internet-Verbindung zwingend notwendig, da Virtual Programming wie gehabt eine Produktregistrierung über das Internet vor Spielbeginn erfordert. Installiert ihr das Spiel auf mehr als zwei Apple-Rechnern, müsst ihr das Spiel erst wieder per e-mail von Virtual Programming "freischalten" lassen. Übliche Praxis bei den Engländern und leider ein ganz klares "F*ck You" in Richtung ehrliche Käufer, die mal wieder die Deppen dieser Politik sind. Eigentlich sollte man denken, dass auch die letzte Firma aus dem EA-Debakel gelernt hat, aber offenbar benötigt diese Erkenntnis auf der Insel noch ein wenig.

Augenblicklich ist Hearts of Iron III lediglich als digitaler Download von der Virtual Programming Webseite erhältlich. Eine handelsübliche Version in DVD-Box und Anleitung soll jedoch schon Ende Januar über ASH folgen - beobachtet die News.

Sebastian meint:

Sebastian

Hearts of Iron III ist ein Rohdiamant, der jetzt nur noch geschliffen werden muss. Paradox hat die Grundlagen für ein einmaliges Strategieerlebnis geschaffen, dass es so bis jetzt kein zweites Mal gibt. Wenn nun noch das Feintuning in den kommenden Monaten vollbracht wird, haben Strategiefans einen weiteren Must-Have, der in Sachen Umfang und Anspruch ungeschlagen bleibt und auch nach Monaten noch gute Unterhaltung garantiert! 

Positiv

  • Riesiger Umfang
  • Viele Detailverbesserungen
  • KI-Hilfen für Einsteiger / Ungeduldige

Negativ

  • Lange Ladezeiten
  • DRM Schutz
  • Kaum historische Events
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Hearts of Iron III Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit Dezember 2009
Vermarkter -
Wertung 7.2
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen