Kein Jaguar Review ohne eine kleine Anekdote zur Entstehung: Bietet das Spiel allein nicht wirklich viel, über das man schreiben könnte, so ist doch die Entstehung von Aircars abenteuerlich. Die Entwicklung von Aircars bekann irgendwann 1994 von der Winzfirma Midnite. Aircars ist ein Hovercraft Game, irgendwo und irgendwann in der Zukunft. Das interessanteste Feature an Aircars war jedoch von Beginn an der Netzwerk-Modus. Doom hatte bereits einen Linkmodus, jedoch Aircars war das erste Spiel, welches eine Verlinkung von 8 Jaguar Konsolen erlaubte. ICD hatte schließlich auch im Jahre 1995 die Catbox angekündigt, die eine derartige Verlinkung der Raubkatzen ermöglichte. Wie so oft scheiterte es an Ataris Plänen und Finanzen. Das Spiel starb den Releaselisten-Tod, wurde jedoch noch von der Videogames 1995 getestet. Der finale Release von Aircars erfolgte jedoch erst im Jahre 1997, als der Catbox-Hersteller ICD ein Spiel benötigte, um seine Catbox zu verkaufen, welche im gleichen Jahr den Weg in heimische Wohnzimmer fand. So wurde Aircars wieder aus der Schublade gekramt und in Mini-Stückzahlen über ICD vertrieben. Für eine Verpackung hat es nicht mehr gereicht, so dass die Spiele nur im weißen Schuber mitsamt Anleitung ausgeliefert wurden.
Soweit so gut. Da ICD jedoch kaum Module auslieferte und auch etliche Besteller der Catbox von ICD um ihr Geld geprellt wurden, wurden Aircars und die wenigen Catboxen zu begehrten und teuren Sammlerstücken. 2004 erbarmte sich B&C in den USA den Titel zum Preis von 40$ noch einmal neu aufzulegen und den weniger betuchten Sammlern das Software „Juwel“ zugänglich zu machen. Netzwerk-Gaming auf dem Jaguar ist eine teure Angelegenheit. Aircars und vor allem Battlesphere sind die einzigen Netzwerkspiele. Die Spiele an sich sind nicht billig, die benötigten Catboxen bzw. Scatboxen ebenso wenig.
Doch wollen wir auch mal zum eigentlichen Spiel kommen. In Aircars übernehmt ihr eine Art Hovercraft. Euer einziges Ziel in allen Levels ist es bestimmte Zielgebäude oder Gegner auszulöschen und zum Ausgang zu wetzen, um im nächsten Level den gleichen Auftrag wieder und wieder zu erfüllen. Die Steuerung ist dabei relativ ordentlich aufs Pad angepasst worden. Das Töten von Gegnern bringt Extrawaffen und Punkte. Vom Maschinengewehr über Minen und Raketenwerfer ist alles vorhanden. Die Steuerung erfolgt aus der Ego-Perspektive und reagiert extrem träge. Man mag dies realistisch betiteln, störend ist es dennoch. Auf eurem Weg über die Karte weist euch ein winziger Pfeil zum nächsten Hauptziel. Wurden die würfelförmigen Klötze - welche entfernt an Häuser erinnern - zerlegt, geht’s zum Zielportal und ins nächste Level.
Generell gibt es nicht viel über Aircars zu schreiben, denn das gesamte Spielgeschehen beschränkt sich auf diesen mageren Ablauf. Zudem hat der Spieler unendlich Leben und kann die Mission beliebig oft wiederholen, bereits zerstörte Gebäude bleiben zerstört. Der einzige Punkt der Spielspaß bereiten KANN, ist der Netzwerkmodus, in dem ihr euch im Optimalfall mit 8 Mann in eure wenigen Polygone zerlegen könnt. Doch auch hier besteht das Geschehen auch nur aus Seek and Destroy, spannende Modi sind Fehlanzeige. So bleibt lediglich der Pioniergedanke das erste Netzwerkspiel für mehr als zwei Spieler auf dem Jaguar zu sein. Wer das nötige Geld für eine Netzwerksitzung am Jaguar hat, kann auch direkt zu Battlesphere greifen.
Doch kommen wir zum interessantesten Teil von Aircars: die Technik. Der Jaguar musste sich gefallen lassen billige 16-Bit Umsetzungen zu bieten. Das Spiel bietet eine dermaßen öde Spielumgebung, dass man schon deutlich an den Fähigkeiten des Jaguars zu zweifeln beginnt. Das Scrolling der geshadeten Polygonoberflächen ist ordentlich flott, was auch das mindeste ist, was man erwarten kann. Die Level unterscheiden sich lediglich in der Farbgebung voneinander, Gebäude sehen aus wie aus Duplo-Bauklötze. Ist Aircars grafisch schon eine virtuelle Schlaftablette, so legt die Akustik noch eine Schippe oben auf. Bis auf eine fetzige Dudelmusik im Titelscreen herrscht Funkstille. Euer Gefährt gibt Luftdruckgeräusche von sich, eine weibliche Stimme aus dem Off lässt inflationär den Satz „Target destroyed“ vom Stapel. Das wars, mehr gibt’s nicht. Was schon bei Cybermorph dezent für Langeweile sorgte, bringt auch den Aircars-Spieler zum Einnicken.
neXGam Videoreview zu Aircars:
Seien wir mal ehrlich: Aircars ist bekannterweise kein Top-Titel im Jaguar-Portfolio. Im Single-Player ist der Titel ein schlechter Witz. Das ewig gleiche Missionsdesign und die unterirdische Technik und Akustik führen dazu, dass der Jaguar schnell wieder abgeschaltet wird. Cybermorph hat so ziemlich alles besser gelöst und ist überall zum Winzpreis erhältlich bzw. beim Jaguar als Pack-In dabei. Nur wer den Netzwerkmodus testen will greift zu. Dann aber mehrfach, der Rest spielt lieber Cybermorph.