Far Cry Instincts im Test

Xbox
Als im März 2004 Far Cry auf dem PC erschien, hagelte es Awards am laufenden Band für das deutsche Entwicklerteam Crytek und deren eigens entwickelte Cry-Engine, welche eine bis dato kaum gesehenen Grafikpracht auf den Bildschirm zauberte. Das Spektakel um Jack Carver´s Abenteuer auf einer idyllisch wirkenden Insel zehrte damals zwar kräftig an den Ressourcen der Hardware, aber hier gaben etliche Käufer gerne einen Euro mehr für die Nachrüstung aus, nur um das Spiel in seinem vollen Glanz erleben zu dürfen. Als etwas später die ersten Meldungen aufkamen, daß das Spiel den Weg auf die Xbox finden würde, hatten aufgrund der Leistungsdaten viele Ihre Zweifel, ob man hier der PC-Version gerecht werden kann. Das Entwicklerteam von Ubisoft Montreal war hiervon überzeugt und spendierte der Konsolenfassung sogar einen abgewandelten Handlungsablauf sowie neue Features, die das Spiel lange auf den oberen Plätzen der Charts halten soll. Ob dies gelungen ist, erfahrt Ihr nun hier.

Willkommen im Inselparadies (click to enlarge)


Auch auf der Xbox übernehmt Ihr die Rolle von Jack Carver, einem unehrenhaft entlassenen Marine auf den sogar ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Vor Jahren tauchte Jack unter und fährt nun seit längerer Zeit zahlungswillige Kunden mit seinem Boot an paradiesische Strände oder zum Angeln aufs mikronesische Meer. So steht auch eines Tages die schöne Val Cortez vor ihm und bittet um eine Fahrt zu einer der entlegenen Jacutan-Inseln. Sowohl das aussehen der attraktiven Frau, als auch ihr Geld lassen Jack die Warnungen der Einheimischen schnell vergessen und so geht es zügig zum gewünschten Ziel. Hier leiht sich Val gegen eine weitern Bonus Jack´s Jetski aus, was ein gestandener Mann ohne Zeitdruck natürlich für eine kleine Ruhepause an Deck ausnutzt. Leider wird er bereits nach einer Stunde rüde von dem ohrenbetäubenden Lärm eines Kampfhubschraubers geweckt, welcher trotz Erklärungsversuche seitens Jack sofort das Feuer eröffnet und ihm nur der Sprung ins Kühle Nass bleibt. Boot ade - Frau verschwunden und Kugeln im Nacken – nicht einer der besten Tage von Jack Carver.


Ok, von hinten ist gemein, aber effektiv (click to enlarge)


Der folgende erste Level des Story-Modus führt Euch nun in die grundlegende Steuerung des Spiels sowie in die HUD-Elemente ein. Auf dem unten links angezeigten Radar bekommt Ihr immer einen blauen Punkt angezeigt, welcher Euer nächstes Ziel markiert. Nach kurzer Zeit findet Ihr dann auch ein Fernglas, welches ein sehr wichtiges Utensil im Spielverlauf darstellt. Neben dem 24x optischen Überblick könnt Ihr durch ein eingebautes Richtmikrofon auch sämtliche Gespräche der Zielpersonen belauschen. Einmal erfasste Gegner erscheinen nun auch automatisch auf Eurem Radar und zeigen dort durch Ampelfarben inspiriert ihren Status an. Bei Grün seid Ihr unentdeckt, bei Gelb ist der Gegner bereits durch irgendetwas aufmerksam geworden. Orange signalisiert, daß sich der Gegner bedroht fühlt und Rot, daß er in Alarmzustand ist und sofort für weitere Unterstützung sorgen wird. Jack selber hat auf der Xbox nun einige neue Fähigkeiten, die das Überleben im Dschungel etwas erleichtern. So kann er nun von hinten kommend ein Messer zwecks lautloser Beseitigung zum Einsatz bringen. Des Weiteren ist er in der Lage an Bäumen gemeine Astfallen oder an Gebäuden Minen zu platzieren. Lockt Ihr nun einen Gegner mit einem Stein an und dieser kommt in die Nähe der Falle, wir er wie in Rambo recht unsanft ins Jenseits befördert. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit nun an bestimmten Lianen die Felsen empor zuklettern um so manches mal alternative Wege zum Ziel zu nehmen.

In jedem Level gibt es nun festgelegte Speicherstellen, an denen Ihr das Spiel jederzeit wieder aufnehmen könnt. Am Ende Eures ersten „Trainingslevel“ findet Ihr dann ein Headset, durch welches nun ein gewisser Doyle Kontakt zu Euch aufnimmt. Seine ersten Worte retten Euch hierbei das Leben, so daß Ihr Euch entschließt, dem Kollegen erst einmal Euer Vertrauen zu schenken. Von ihm erfahrt Ihr etwas später, daß auf den Inseln ein Wissenschaftler namens Krieger geheimen Gen-Experimente nachgeht und dies durch eine Schar von Söldner beschützen lässt. Val war wohl keine einfache Touristin sondern eine Geheimagentin auf der Spur von Krieger´s Machenschaften die Ihr nun befreien sollt. Im Grunde also die gleiche Story wie beim PC, welche aber recht schnell eine Wendung erhält. Denn nach einigen Dschungelkämpfen werdet Ihr von Krieger´s härtesten Mann, Col. Crowe gefangen genommen und nach einer Reise ins Traumland als neues Versuchskaninchen benutzt.


Col. Crowe hat sich Val geschnappt (click to enlarge)


Fortan entfalten sich in Eurem Körper ungeahnte Kräfte, die Euch Krieger über einem Bildschirm als ureigene Instinkte verkauft hat, die tief in jedem von uns Schlummern. Zu Beginn habt Ihr erst einmal die Fähigkeit enorme Kräfte in einem Adrenalinstoß freizusetzen mit deren Hilfe Ihr Euch erst einmal aus einem Container befreit. Aber auch in der Nähe stehende Gegner bekommen dies recht bald schmerzlich zu spüren. Sofern Ihr Euch im relativen Ruhzustand befindet, regeneriert sich von nun an auch Eure Energieleiste langsam von selbst. Die nun zu sehende Adrenalinleiste für die „wilden“ Fähigkeiten füllt sich zudem schneller an, wenn Ihr einen Gegner heranpirscht und quasi schon in einer Art Erwartungsrausch verfallt. Fügt man Euch Wunden zu, gibt es auch einen Extraschub Hormone, welche als dritte Möglichkeit auch durch Nahrungsaufnahme gesteigert werden können. Im Lauf des Spiels verändert die Droge Euch immer weiter, so daß Ihr alsbald Gegner am Geruch orten, im Dunkeln sehen oder im wilden Tempo durch den Dschungel fegen könnt. Diese neuen Features gepaart mit der Möglichkeit auch zwei Waffen gleichzeitig zu benutzen machen Euch zur uneinschätzbaren Gefahr für alle Gegner.


Eure neuen Ur-Instincte bringen viele Vorteile (click to enlarge)


Wie Ihr seht ist der Story-Modus um einiges actionreicher ausgelegt, als noch bei der PC-Version . Aber dies bedeutet nicht, daß es weniger spannend zur Sache geht, denn auch hier könnt Ihr in langsamen Schleichabschnitten dem Ziel näher kommen und unter dem Einfluss der genialen Soundkulisse selber den ein oder andere Adrenalinstoß bekommen.

Damit das Spiel hier auch nach dem durchzocken noch lange Spaß macht, gibt es natürlich auch einen Multiplayer-Part, der sowohl offline im Splittscreen und über Link als online via Xbox-Live mit bis zu 16 Spieler für etliche Stunden vor dem TV sorgen wird. In allen drei Bereichen könnt Ihr zwischen vier verschiedenen Modi wählen. Hier gibt es Chaos (Deathmatch), Team Chaos (Team Deathmatch), Klau die Probe (Capture the Flag) und die interessante Variante Jäger. Bei letzterer muss eine Gruppe Söldner versuchen die komplette Karte zu überqueren um hier einen Sender zu erreichen, der einen Schallalarm auslöst (was Euch mit Euren neuen Kräften nun gar nicht gut tut). Einer der Mitspieler wird zum Jäger auserkoren und verfügt dann über sämtliche „wilden“ Kräfte. Wird der Jäger getötet, darf er neu starten. Söldner dürfen erst dann wieder ins Spiel, wenn der Jäger getötet wurde. Ein sehr interessanter und vor allem spannender Zeitmodi, den man dem Spiel hier spendierte.


Der Multiplayer "Jäger" Modus (click to enlarge)


Aber auch Multiplayer-Sessions werden bei vielen Spielen irgendwann langweilig, weil man die Karten kennt und die Entwickler recht lange für Nachschub brauchen, sofern dieser überhaupt kommt. Bei Far Cry Instincts wird es dieses Handicap nicht geben, da man auf der DVD einen absolut genialen Map-Editor vorfindet. Mit diesem könnt Ihr auf sehr einfache Art und Weise Eure eigenen Karten erstellen. Hier gibt es fast nichts, was nicht möglich gemacht werden kann. Ihr bestimmt die Umgebung, ob es Hügel oder Täler gibt, die Flora und Fauna, welche Gebäude und Fahrzeuge an welcher Stelle des Spiels zur Verfügung stehen, die Tageszeit sowie Wettereinflüsse und natürlich welche Waffen und Heilpacks an welchem Punkt platziert werden. Über die „Back-Taste“ könnt Ihr hier zu jeder Zeit in Eure Map springen um diese sofort zu testen. Seid Ihr nun noch via Xbox-Live mit dem Netz verbunden, könnt Ihr Eure Eigenkreationen bei den Multiplayer-Sessions freigeben, so daß Eure Mitspieler diese dann von Euch herunterladen können. Wenn ihnen diese Karte gefällt, können sie diese dann auf die gleiche Weise weiter verteilen. So geht Eure Map (inkl. Eurer digitalen Signatur) vielleicht schon bald um den Erdball und begeistert tausende andere Xbox Besitzer.


Hier könnt Ihr Beweisen, was möglich ist (click to enlarge)

Zur Veranschaulichung habe ich für Euch einen 20MB Trailer im .wmv Format mit in den Ordner abgelegt, welcher die Möglichkeiten und einfache Handhabung des Map-Editors näher bringt.


Der geniale Map-Editor auf einen Blick (click to enlarge)


Beim Test dieses Features gab es lediglich eine Einschränkung, die uns etwas negativ aufgefallen ist. So passierte es zwei Mal, daß der Download gestört wurde – sei es durch eine Neueinstellung des Host oder einer fehlerhaften Übertragung. Nach einer entsprechenden Meldung möchte man dann natürlich wieder dem Team beiwohnen, was aber durch eine erneute Meldung der beschädigten Karte quittiert wird. Leider hat man vom Spiel aus auf diese „heruntergeladenen“ Karten keinen Zugriff und muss nun das Laufwerk öffnen, um die defekte Karte von der Festplatte der Xbox zu löschen. Da die Karten alle 131 Blöcke haben, erkennt man die fehlerhaften Maps recht gut und kann diese dann manuell entfernen. Hier wäre ein Zugriff aus dem Spiel bzw. ein erneuter Download der Karte wünschenswert gewesen. Allerdings schmälert dies den Gesamteindruck des Spiels nur minimal, da dieses Problem nur selten auftaucht. Positiv ist hier zu erwähnen, daß man sich während des Downloads (welcher je nach Leitung auch mal drei Minuten dauert), weiterhin mit allen Spielern unterhalten kann.

Grafisch hätte ich als begeisterter Spieler der PC-Version nicht erwartet, daß man solch eine Pracht auf der Xbox zu Stande bekommt. Natürlich werden hier High-End-PC-Besitzer augrund „etwas“ verwascheneren Texturen lächeln, aber was hier an Weitblick und Inselschönheit geboten wird, reizt die Xbox bestimmt bis an die Grenzen aus. Abgesehen davon erhalten Xbox Besitzer bereits bei 700Mhz CPU Fische im Wasser und Vögel in der Luft, was beim PC erst bei wesentlich höheren Werten gezeigt wurde. Trotz einiger Treppen und gelegentlicher Einbrüche in der Framerate bei schnellen Passagen mit vielen Gegnern gibt es hier von mir die Höchstwertung. Selbst beim 24x Zoom auf bestimmte Objekte pixelt hier nichts auf und die Schleichpassagen durch den Dickicht bringen eine enorme Spannung ins heimische Zimmer. Um das Spektakel noch realistischer Ausschauen zu lassen, gibt es z.B. auch einen kurzen unscharfen Moment, wenn Ihr aus dem Wasser kommt. Da man im Spiel auf rotes Blut und gewisse Einlagen nicht verzichten wollte, gab es hier von der Prüfstelle Schlussendlich auch die USK 18, genau wie 2004 am PC.


Urlaub ohne "Geld zurück Garantie" gefällig?? (click to enlarge)


Wo die Grafik schon punktet, steht der in Dolby-Digital 5.1 gelieferte Sound in Nichts nach. Sowohl die situationsabhängige dynamische Musik, als auch die komplexe Geräuschkulisse von der Waffe bis zum tiefen Dschungelsound stimmen einen voll und ganz auf den Titel ein. Gerade bei Nutzung einer 5.1 Anlage, kann einem ein Knacken hinten rechts, während man auf den Boden kauernd im dunklen Tropengewächs liegt eine kräftige Ladung Adrenalin in die Blutbahn jagen. Hier haben die kanadischen Entwickler ebenfalls die Höchstmarkte verdient. Neben diesen Aspekten kann auch die deutsche Synchronisation absolut überzeugen. Auch beim Spielen via Xbox-Live gab es bei der Kommunikation keinen Grund zur Beanstandung.


Immer wieder fies, so von oben herab... (click to enlarge)


Nach einem klaren 2:0 bekommt dann auch Steuerung noch mit einem guten Resultat daher. Diese ist in den Optionen auf vielerlei Art und Weise auf die persönlichen Bedürfnisse anpassbar. Schon nach wenigen Minuten dürfte das umherwandeln und schnelle Reagieren von mit Jack keinen mehr vor ein Problem stellen. Lediglich das Führen eines Fahrzeuges über nur einen Ministick, ist dann etwas gewöhnungsbedürftig, da viele Spieler hier einfach die „Warthog“ Steuerung von Halo gewohnt sind. Bei meiner Testsession konnte ich dann auch nicht umher, das Spiel mittels des Speed-Link Redeemer´s über Maus und Tastatur zu probieren. Wem dies vom PC her besser liegt, wird auf diese Weise den Gegnern noch präziser den Gar aus machen können.

Stefan meint:

Stefan

Yessss. Ubisoft hat es tatsächlich geschafft, einen meiner absoluten PC-Favoriten mit vielen Verbesserungen auf die Xbox zu bringen. Durch die abgewandelte Handlung und das geänderte Leveldesign sind auch Kenner von Far Cry gefordert, daß Spiel noch einmal durchzuspielen. Es liegen also erneut gut 20 Stunden Spielspaß vor Euch. Sowohl grafisch als auch vom Umfang her setzt sich das Spiel wohlverdient auf den Thron dieses Genres. Mehr wird man aus einer Xbox nicht mehr herausholen können. Hierbei verzeiht man dann auch kleine Kritikpunkte wie die längeren Ladezeiten, die gelegentlichen Einbrüche in der Framerate sowie die aufploppenden Gegner, wenn man bestimmte Stellen erreicht. Dafür erhält man im Gegenzug eine nie da gewesene Weitsicht und riesige Areale ohne Nachladen. Durch die Implantierung mehrer Lösungswege reizt es immer sehr die Gebiete gründlich abzusuchen und so in Zeiten knapper Ressourcen den einfachsten Weg zu finden. Die neuen Elemente sorgen für fortlaufende Motivation bis zum Schluss wobei es durch die quasi unendlich erscheinende Anzahl neuer Maps dann Monate lang über Xbox-Live weiter gehen kann. Alle Daumen hoch und ab ins nächste Kaufhaus!!!

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Physik-Engine, die Spaß macht (click to enlarge)


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Farcry Instincts: Durchschlagend bis zum Award (click to enlarge)
 

Positiv

  • Super Umsetzung
  • Neue Spielelemente

Negativ

  • Leichte Framerateeinbrüche
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Forum
  • von NixMix:

    Ok, ich konnte das Problem lösen. Ein Spieldesignfehler war für diesen dämlichen Speicherfehler verantwortlich. Hab noch mal von vorn begonnen, und die Stelle liegt schon hinter mir.

  • von NixMix:

    CoD4 auf Veteran ist eine gute Schule um auch mit den schwersten Spielen fertig zu werden. Mich nervt nur ungeheuer, dass ich eine Stunde lang spiele und dann auf den Checkpoint vom Vortag zurückgesetzt werde....

  • von Darkshine:

    Sonst zocke ich Ego-Shooter mindestens auf einem mittleren Schwierigkeitsgrad, aber bei FCI Predator habe ich auf leicht geschaltet, da es mir sonst zu heftig geworden wäre.

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Far Cry Instincts Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 29.09.2005
Vermarkter Ubisoft
Wertung 9.5
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neXGam YouTube Channel
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