Nachdem ihr die edle Verpackung geöffnet und die DVD in euer Laufwerk gelegt habt, beginnt der Installationsprozess, der satte 6 Gigabyte an Daten auf eure Festplatte überspielt. Ist diese Hürde überwunden, geht's ins Hauptmenü, wo ihr zwischen Spielmodi wie "Operationen" (Kampagne) und "Gefechte" (benutzerdefinierte Kämpfe) wählt. Ausserdem stehen euch diverse Multiplayer-Modi und Optionsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Story von Act of War spielt in der nahen Zukunft und wurde von Bestseller-Autor Dale Brown verfasst: Die Welt erlebt durch sinkende Ölförderungsmengen und Terroranschläge auf Raffinierien die schlimmste Energiekrise aller Zeiten. Der Benzinpreis steigt auf über 7 Dollar pro Gallone, was Generalstreiks und Massenproteste in der westlichen Welt hervorruft. Die Lage ist äusserst instabil und wird im Zuge eines internationalen Energieforums von einer geheimen Organisation dazu genutzt, westliche Metropolen mit einer ganzen Armee zu attackieren. Die US-Regierung setzt als letzte Hoffnung die Spezialeinheit "Task Force Talon" ein, um die Identität der Angreifer aufzuklären und die Situation zu entschärfen.
Das Besondere an der Präsentation der Story sind dabei die real gedrehten Filmsequenzen, die die Geschichte zwischen den Missionen weiterspinnen und einzelne Abschnitte innerhalb eines Levels verbinden. Atari hat hierfür keine Kosten und Mühen gescheut und zahlreiche Schauspieler und Statisten verpflichtet, die ihre Sache sogar ganz gut machen. Denn entgegen erster Erwartungen entpuppten sich die ordentlich inszenierten Filmabschitte nicht als reiner Trash, sondern als interessante Erzählform der Geschichte von Act of War.
Das grundlegende Gameplay orientiert sich an einschlägigen Echtzeitstrategietiteln wie "Command & Conquer: Generäle". Ihr betrachtet die Task Force Talon mit ihrem Squad Leader Jefferson aus einer frei dreh- und zoombaren Vogelperspektive und gebt angewählten Einheiten über ein kontextsensitives Symbol Befehle (Vorrücken, Angriff, Gebäude betreten etc.). Alle weiteren Aktionen laufen über das Spielmenü am unteren Bildschirmrand ab, das neben einer Mini-Map zahlreiche wichtige Daten und taktische Möglichkeiten für euch bereit hält. Ausserdem werden die Standorte eurer nächsten Missionsziele mit einer Markierung versehen, sodass ihr euch relativ einfach in den weitläufigen Umgebungen zurechtfindet.
Eure Einsätze führen euch dabei nach Libyen, Ägypten, Russland und interessanterweise auch in die detailliert nachgebildeten Metropolen London, San Francisco und Washington. Beispielsweise müsst ihr einen Angriff der Terroristen direkt vor dem Buckingham Palace (inmitten hunderter Demonstranten) vereiteln, das Hafengebiet von San Francisco zurückerobern oder schließlich das Regierungsviertel Washingtons sichern. Hierfür haben sich die Entwickler von Eugen Systems ein dickes Lob verdient, denn die umfangreichen Karten wurden sehr liebevoll und detailreich designt. Ausserdem wurden oftmals auch sekundäre Missionsziele integriert (z.B. vermisstes SWAT-Team retten oder Strom-Generatoren ausschalten), deren Erfüllung die Mission deutlich erleichtern kann, was einen Anreiz für das genaue Erforschen der Map gibt.
Die "strategische" Vorgehensweise in den Missionen ähnelt sich nichsdestotrotz relativ stark: ihr rückt mit einer großen Zahl an Infanterie, Panzern oder auch Spezialfahrzeugen (Reparatur, Luftabwehr, Medizin) in Richtung Missionsziel vor und ballert einfach auf alles was euch im Weg steht. Das sieht in der Praxis zwar ziemlich spektakulär aus, kann auf Dauer aber etwas ermüdend wirken. Zumindest die Möglichkeit, Einheiten in Gebäuden zu verschanzen, bringt noch etwas taktische Vielfalt mit sich, ebenso das festgelegte Kräfteverhältnis aus Wirkung und Verwundbarkeit zwischen den unterschiedlichen Einheitentypen.
Leider wird der Spielspaß gelegentlich durch eine störende Bedienungsmacke beeinträchtigt: ihr könnt nur eine bestimmte Zahl an Einheiten gleichzeitig anwählen, was dazu führt, dass ihr eine große Armee mühsam in kleinere Gruppen zersplittern müsst. Das steuert sich nicht nur unangenehm sondern kann in einer Schlacht auch zu zahlreichen Verlusten führen, da die zahlenmäßige Überlegenheit einfach ein wichtiger Aspekt der Auseinandersetzungen ist. Ebenfalls ärgerlich ist der relativ niedrig gewählte Höchststand der Kamera. So habt ihr oftmals das Gefühl, gerade in engeren Passagen nicht den besten Überblick über das Geschehen zu haben, da die bodennahe Perspektive einfach nicht alle Brennpunkte einfassen kann.
Neben Non-Stop Action bietet Act of War: Direct Action allerdings auch Elemente der Aufbaustrategie, die euch während den Missionen häufig abverlangt werden. So errichtet ihr an einer bestimmten Position ein Hauptquartier und baut daraufhin mit Baggern oder Konstrukionsdrohnen eine Basis aus Kasernen, Verteidigungsgeschützen, Panzerdepots, Krankenhäusern und Heliports. Dazu benötigt ihr jedoch erst einmal Geld. Diese einzige Ressource erlangt ihr über den Besitz von bestimmten Gebäuden oder die Festnahme von Kriegsgefangenen (einige gegnerische Soldaten ergeben sich während eines Gefechts). Wandert das Geld dann auf euer Konto, könnt ihr in den einzelnen Einrichtungen neue Soldaten rekrutieren, verbesserte Technologien erforschen und schwere Waffen einfliegen lassen.
Weitere bedeutende Features des Spiels bestehen in den nett inszenierten Luftangriffen, die ihr in einer festgelegten Zahl einsetzen könnt, und den sogenannten S.H.I.E.L.D. Truppen. Diese High-Tech Einheiten sind mannshohe Roboter, die jederzeit zwischen einer Waffe gegen Infanterie-, Panzer- und Lufteinheiten wechseln können und in ihrer Durchschlagskraft kaum zu unterbieten sind. Allgemein verdient sich Act of War für seine Vielzahl an Einheiten ein Plus, denn alle 3 Gruppierungen (Task Force, US-Army, Konsortium) bieten ein grundauf verschiedenes Repertoire an Truppen mit individuellen Eigenschaften und Upgrade-Möglichkeiten.
Die durchschlagskräftigen SHIELD-Einheiten sind universell einsetzbar und dazu auch noch sehr wendig
In Sachen Grafik lässt sich der Titel mit einem Wort beschreiben: Wow! Bisher ist mir tatsächlich kein Strategiespiel mit einer besseren Optik untergekommen, denn Act of War verwöhnt euch mit fantastischen Schattenwürfen, gigantischen Explosionen im Sekundentakt und enorm detaillierten Umgebungen, die sich auch noch komplett zerstören lassen. Ein Blick auf die Screenshots gibt euch einen kleinen Einblick auf die grafische Qualität des Spiels, die sich im Hinblick auf die Hardware-Anforderungen natürlich dementsprechend anspruchsvoll zeigt. Einzige Mankos sind die etwas klobigen Infanterie-Einheiten, doch das stört den hervorragenden Gesamteindruck nicht im geringsten.
Auch der Sound bewegt sich auf recht hohem Niveau. Die komplett deutsche Synchronisation ist zwar nicht berauschend, passt sich den Filmsequenzen und Ingame-Gesprächen der Charaktere aber gut an. Die Musikuntermalung weiß mit ihren dramatischen orchestralen Klängen zu gefallen, ebenso überzeugen die Soundeffekte dank krachender Explosionen und Schusswechsel.
Minimale Systemvoraussetzungen
Windows 2000/XP
1,5 GHz Prozessor
256 MB RAM Arbeitsspeicher
6GB freier Festplattenspeicher
2x DVD-Laufwerk
64 MB Grafikkarte (Radeon 8500 oder GeForce 3)
Direct X 9.0c
Atari hat mit Act of War: Direct Action nicht zuviel versprochen und tatsächlich eine Art Blockbuster erschaffen, der wie seine großen Hollywood-Vorbilder in Sachen Optik und Präsentation seinesgleichen sucht. Am Gameplay hapert es dann trotz der spannenden Missionen und der großen Einheiten-Vielfalt doch stellenweise, da die störenden Bedienungsmacken erschwerend ins Gewicht fallen und das Spiel zugegebenermaßen zu stark auf bedingungslose Action setzt. Wer trotzdem ein Paradebeispiel für hervorragende Grafik und spannende Inszenierung sucht, wird hier definitiv fündig.