NFL Street im Test

In NFL Street geht es weniger um punktgenaues Einhalten der offiziellen Regeln. Auch die Spielorte unterscheiden sich von denen der neuesten Madden Version. Vielmehr verlegten die Entwickler das Spielgeschehen in amerikanische Hinterhöfe oder kalifornische Strände. Zudem strichen sie so stark am Regelwerk rum, dass beispielsweise Kicks jeder Art entfielen. Selbst nach einem Touchdown werdet ihr zu einer Two Point Convertion gezwungen. Außerdem befinden nur noch 7 Spieler auf jeder Seite und die NFL Referees wurden gegen solche der Marke »Maulwurf« eingetauscht.

Wohl um das Game auch für Massenmarkt kompatibler zu gestalten, legte das Gameplay extrem an Geschwindigkeit zu. Leider verarmte dabei das Laufspiel, denn schnell fand ich heraus, dass man im Prinzip nur mit Pässen Aussicht auf Erfolg hat. Die Defense Line der Verteidigung erledigt ihren Job sehr gut, was hingegen überhaupt nicht auf die Cornerbacks zutrifft. So ging es mir jedenfalls bei unzähligen gegnerischen Teams. Das trifft unerfreulicherweise auch auf die eigene Mannschaft zu, wobei ihr es in der Defensive ohnehin schon erschwert bekommt. Denn unverständlicherweise wechselt die Ansicht in der Defense nicht, so dass gezwungenermaßen von oben nach unten gespielt wird - sehr zu Lasten der Übersicht, versteht sich. Ebenfalls ärgerte mich die Tatsache, dass praktisch bei jedem 2. Spielzug ein Fumble oder eine Interception stattfindet. Fungameplay hin und her, aber das nervt und führt nur zu einer weiteren Verflachung des Gameplay. Noch nie sah ich irgendwo derart armselige Runningbacks.

Viel besser sieht es beim Handling der »Heldentruppe« aus. EA ließ sich auf keine Experimente ein. Kenner der Football-Simulation Madden werden flott mit allen Befehlen zurechtkommen, wenngleich ihr zuerst noch ein Auge für style-günstige Momente finden müsst. Sogenannte Style Punkte gilt es zu sammeln, um dafür später Ausrüstungsgegenstände zu erhalten oder Eigenschaften zu verbessern. Und wie heimst ihr die Pünktchen ein? Lauft ihr beispielsweise alleine auf die Endzone zu, empfiehlt es sich den Gegner per Knopfdruck zu verhöhnen, den Ball auf den Fingerspitzen kreiseln zu lassen oder ähnliche Aktionen durchzuführen. Dafür regnet es fleißig Punkte auf das Konto, die ihr später in Equipment & Eigenschaften investieren könnt.

Grafisch gefiel mir NFL Street gut, wenngleich die Optik allgemein keineswegs überragend ist. Die Animationen der Spieler gerieten aber ansehnlich, wenngleich manche Aktionen auf dem Spielfeld mehr an Wrestling als Football erinnern. Aber NFL Street erhebt ja auch nicht den Anspruch eine akkurate Simulation zu sein. Unterm Schlussstrich lässt sich NFL Street eine gute Darstellung bescheinigen. Gleiches kann man ohne Übertreibung ebenfalls vom Sound behaupten. Von den EA Sportspielen kennt man ja ohnehin schon eine gewisse akustische Klasse und NFL Street enttäuscht hierbei nicht. Ein gekonnter Mix aus Hip Hop und Rock unterhält passend zum Szenario.

An Spielmodis dürft ihr euch am Ladder Modus erfreuen, in welchem ihr gegen sämtliche vier Teams eurer Division plus das All-Star Team bestehen müsst. Die »beste« Nachricht - ihr könnt zwischen den Spielen nicht speichern, habt also geschlagene fünf Matches (!) hintereinander zu zocken und zu gewinnen. Da kommt doch wahre Freude auf... Immerhin bietet der NFL Challenge Spielmodus etwas Neues. Dieser wartet mit Szenarien auf, in welchen ihr immer eine gestellte Aufgabe erledigt. Das variiert vom Erreichen einer bestimmten Anzahl von Stylepunkten bis hin zum Offense Play unter extremen Zeitdruck. Wäre der Schwierigkeitsgrad nicht teilweise so hoch, würde es mit Sicherheit mehr Spaß machen. So beißt ihr aber nach dem fünften missglückten Versuch in Folge voller Wut ins Pad. (Meines hat schon Abdrücke ... )

Abgerundet wurde mein eher mäßiger Gesamteindruck übrigens durch eine fehlende Eindeutschung. Bei einem Football Titel verzeihbar? Nicht wenn man bedenkt, das EA mit diesem Game den Massenmarkt und Gelegenheitsspieler erreichen will.