Eternal Darkness: Sanity's Requiem im Test

GameCube

Während manche Genres auf unserem „Kniffelwürfel“ noch recht dürftig bedient sind, dürften sich Freunde von Action-Adventures mit Horror Einschlag nicht beschweren. Denn nach dem phantastischen Resident Evil bekommen sie nur kurz darauf schon das nächste Game serviert, Eternal Darkness.

Eternal_Darkness_Sanity_s_Reqiuem_11Hier übernehmt ihr zu Beginn die Kontrolle über die junge Alex, die in einem wirren Alptraum ihren Großvater zu Gesicht bekommt. Einen Augenblick später klingelt schon das Telefon, um 03:33 Uhr - wie man auf der neben dem Bett stehenden Uhr sieht. Kein gutes Omen. Am Apparat befindet sich ein Polizeiinspektor, der Alex von einem Unfall ihres Großvaters berichtet und sie bittet, schnellstmöglich zum Tatort zu kommen. Gesagt, getan und schon bald darauf befindet sich Alex im alten Anwesen des Großvaters ein, um die enthauptete Leiche zu identifizieren. Es sieht alles nach einem Mord aus, aber nichts deutet auf ein gewaltsames Eindringen in das Gebäude hin. Da die Polizei im Dunkeln tappt, beschließt Alex der Sache selbst auf den Grund zu gehen ...

Soweit die Vorgeschichte zu Eternal Darkness, mehr möchte ich nicht vorwegnehmen, denn das Game lebt von einer grandiosen Story. Auch wenn beim Spieler zu Beginn vieles unklar bleibt, was sich aber mit der Zeit gibt. Vom Niveau zwei Stufen über Resident Evil. Wer anspruchsvolle Hintergrundgeschichten (ich! ich! ich!) liebt, wird hier glücklich. Übrigens handelt es sich um das erste »erwachsene« Videospiel, welches von Nintendo publiziert wurde. Ursprünglich war Eternal Darkness sogar noch für das N64 geplant, wurde dann aber immer wieder verschoben. Nach den Geschehnissen von 9/11 soll angeblich noch ein arabisches Szenario aus dem Spiel geflogen sein, aber ob dies tatsächlich darauf zurückzuführen ist, darf bezweifelt werden.

Eternal_Darkness_Sanity_s_Reqiuem_12Während des Spiels schlüpft ihr storybedingt wiederholt in diverse Charaktere (insgesamt 12) aus verschiedenen Epochen der Menschheit. Gleich zum Start beispielsweise in den römischen Zenturio Pius Augustus, mit dem ihr eine folgenschwere Entscheidung trefft. Alles ist extrem atmosphärisch, z. B. spricht der Römer mit den anderen Offizieren Latein, wobei nach einigen Sätzen zum Englischen übergegangen wird, vermutlich um den Dialog für den Spieler verständlicher zu machen. Zocker, die nicht des Englischen mächtig sind, müssen sich nicht zu fürchten, denn am unteren Bildschirmrand laufen deutsche Untertitel mit. Ein Kompliment an Entwickler Silicon Knights für die lippensynchrone und hochwertige englische Sprachausgabe.

Neben dem Rätsel- und Puzzleteil, der im Spiel recht ausgeprägt ist (vor allem in Großvaters Anwesen), fehlen natürlich Echtzeitkämpfe nicht. Rücken euch Zombies, Skelette und anderes Säbelfutter auf die Pelle, gibt es eben was mit der groben Kelle - aktivierbar per A-Button. Übrigens eignet sich die Fackel besonders gegen Untote, während ihr anderen Feinden damit nur ein müdes Lächeln entlockt. Im Laufe der Kämpfe visiert ihr den Gegner per R-Taste genau an und überlegt, wohin ihr schlagen wollt. Das führt auch zu unfreiwillig witzigen Situationen. Einmal schlug ich einem Skelett beispielsweise den Schädel ab, woraufhin dieses an die (jetzt) leere Stelle langte, um nach dem Verbleib des Hauptes zu tasten ... :-)

Eternal_Darkness_Sanity_s_Reqiuem_2Im weiteren Spielverlauf kommt noch Magie ins Spiel, so dass ihr später diverse Angriffs- und Verteidigungszauber einsetzen könnt. Manche dienen auch zum Lösen eines Puzzles. Apropos Kämpfe, einige unter euch wird es sicherlich freuen, das die PAL-Version komplett uncut erscheint, weshalb reichlich roter Lebenssaft bei den Konflikten spritzt. Trotzdem wurde das Game aber bei der Altersfreigabe als „ab 16“ eingestuft. Versteh‘ das noch einer ...

Technisch befindet sich das Spiel auf gehobenem Gamecube Niveau, ohne mich jedoch in Verzückung zu versetzen. Ein Vergleich mit Capcoms Resident Evil fällt schwer, da bei Eternal Darkness (anders als bei Resident Evil) eine in Echtzeit berechnete Grafik geboten wird. Entsprechende Vergleiche hinken also. Leider wirken manche Animationen, z. B. Alex beim Schleichen, unfreiwillig komisch. Trotzdem muss sich Eternal Darkness grafisch vor keinem Konkurrenten verstecken.

Positiv fielen mir die Soundeffekte auf, die prima zur gruseligen Atmosphäre beitragen. Da geht ihr beispielsweise mit angespannten Nerven einen düstren Gang entlang, als plötzlich Stimmen - wie aus einer anderen Dimension - zu hören sind, die miteinander tuscheln. Beim ersten Mal hab ich mich richtig erschrocken :-) oder eben später in der Kirche, der Gesang der Mönche ... stimmungsvoll. Ganz allgemein würde ich sagen, dass man sich bei Eternal Darkness mehr (subtil) gruselt, während Resident Evil eher auf Schockmomente aufbaut.

In diesem Kontext ist außerdem noch ein besonderes Feature zu erwähnen: Die Spielercharaktere sind nicht alle durchweg todesmutige Schlächter, sondern bekommen es auch mit der Angst zu tun. Hierzu verfügt ihr über eine Anzeige auf dem Screen. Unglaubliches passiert, wenn diese sich leert und eure Figur kurz vor dem Verlust des Verstandes steht. Plötzlich sind markerschütternde Schreie zu hören, das Bild verzerrt sich, Insekten krabbeln über den Bildschirm, Blut läuft an den Rändern runter etc... Das Heftigste was ich erlebte, war eine Fehlermeldung, dass mein Controller defekt sei! Die Jungs von Silicon Knights ließen sich wirklich was einfallen!

Eternal_Darkness_Sanity_s_Reqiuem_40Interessant ist ebenso die Tatsache, dass ihr zwischen drei Schwierigkeitsgraden / Spielverläufen bestimmen könnt. Aber nicht wie gewohnt im Optionsmenü, sondern im Spiel selbst. Selbst nach dem ersten Durchspielen animierte mich das zu einer weiteren Runde.

Das Speichern klappt in Eternal Darkness übrigens fehlerfrei übers Pausemenü. Den Spielstand dürft ihr zu jeder Zeit sichern, und soviel ihr wollt, nur dürft ihr euch nicht in unmittelbarer Feindbedrohung befinden. Wie immer ist der Ratschlag: Viel sicher erspart viel Ärger! Eine goldene Regel, denn ab und zu bekommt man den Game Over Screen schneller zu sehen, als man es eben noch für denkbar hielt. Startet man allerdings noch einmal, kommt es zu etwas, was mich während des Testspielens unheimlich störte - ihr könnt die einzelnen Cut-Scenes weder beschleunigen noch wegklicken und müsst sie euch wiederholt komplett ansehen. Bei längeren Sequenzen fällt dies doch ziemlich auf die Nerven.

Ein weiterer Kritikpunkt, der während des Testens an meinen Nerven zehrte, war die Kameraeinstellung, die keineswegs immer optimal ausfällt. Die Möglichkeit, das manuell per z. B. Mini-Analogstick zu lösen nahm man nicht wahr ...schade! Wer jetzt aber trotzdem am liebsten gleich das nächste Geschäft auf der Suche nach Eternal Darkness stürmen möchte, der wird sich leider noch etwas gedulden müssen. Denn die PAL Version wird in Deutschland erst am 31. Oktober zu kaufen sein.




Sebastian meint:

Sebastian

Eternal Darkness ist für mich ein ganz besonderer Titel, denn hier wird ein intelligentes Action-Adventure mit Horror-Einschlag verquickt. Hinzu kommt eine dichte Atmosphäre und ein unerwarteter Tiefgang für ein Videospiel. Wenn so die Zukunft der Videospielunterhaltung aussieht, dann bitte mehr davon!

Positiv

  • Intelligentes Action-Adventure
  • Sehr atmosphärisch
  • Viel Tiefgang

Negativ

  • Kameraeinstellung unveränderbar
  • Zwischensequenzen nicht abbrechbar
Userwertung
8.87 10 Stimmen
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Forum
  • von Azazel:

    Find das Spiel im großen und ganzen klasse. Habe aber, wegen dem blöden kampfssystem, nie den endboss besiegt..

  • von ONOX2:

    Macht das ganze aber auch unnötig kompliziert finde ich.

  • von Crewmate:

    Das Magiesystem finde ich bemerkenswert. Die Runen strahlen etwas mystisches und nur schwer Kontrollierbares aus. Das geht den meisten Magiesystemen in richtigen Rollenspielen abhanden. DA wirft man einfach mit Feuerbällen um sich. In Eternal Darkness ist jeder Spruch ein Ritual.

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Eternal Darkness: Sanity's Requiem Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2002-11-01
Vermarkter Nintendo
Wertung 8.7
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