(Disclaimer: Ich weiss nicht ob es hier oder bei "Zockertreffen & Events" richtig aufgehoben ist. Bei Bedarf bitte einfach entsprechend verschieben. Danke)

Recht überraschend hatte ich kurzfristig 2 Karten für das Video Games Live Konzert am 15.11.2015 im CCH in Hamburg gewonnen.
Im ersten Moment: Große Freude. Im zweiten Moment: Öh..zwei Karten. Verdammt. Wen nehme ich denn mit?
Nach nicht sehr viel Überlegung habe ich dann einfach ChesterOrc eingepackt und haben uns am Sonntag spannungsvoll Richtung CCH begeben…

Geplant war: Karten holen, Essen, Konzert.
Die Karten die wir dann bekamen waren „etwas“ verwirrend, denn: Ich hielt 2 Blanko-Karten in der Hand. Keinerlei Aufdruck der Veranstaltung, keine Preiskategorie, keine Sitzplatzangabe. Auf einer der Blanko-Karten stand nur handschriftlich „VGL, 15.11.2015 CCH Saal 1, 2x Herr sYntiq (Also..da stand natürlich mein richtiger Name). Im ersten Moment dachte ich noch dass wäre nur der Umschlag für die Karten und diese wären rausgerutscht, da es bei näherer Betrachtung aber aussah wie Karten (inkl. Abrissperforation etc. nur halt ohne Aufdruck) haben wir einfach mal gehofft dass es so alles seine Richtigkeit hat und haben uns erst einmal wieder vom CCH verabschiedet.

ChesterOrc hat mich dann zu „Asia Hung“ geschleppt und sich dort mit der Essenseinladung für die zweite Karte revanchiert. Danke hierfür.
(Ob dieser merkwürdige „Gast“ am Eingang wohl inzwischen Aliens gefunden hat oder von diesen mitgenommen wurde?)

Danach ging es dann zurück zum CCH wo ich schnell gemerkt habe: Meine vorherigen Grübeleien bez. „Was zieh ich denn an? Sinfonieorchester-mässig eher schick mit Hemd und Krawatte? Oder eher Gamermässig einfach in entsprechendem T-Shirt?“ waren recht überflüssig. Einfach Hemd ohne Krawatte war dann ein guter Mittelweg. Es lief dort alles Mögliche herum. Von „Sah aus wie gerade erst aufgestanden“ über „guck mal: Nerds“ bis hin zu Cosplayern oder „Wir gehen heute mal fein aus so in Anzug etc.“
(Wo sind eigentlich die ganzen „Gamergirls“ außerhalb von solchen Veranstaltungen und warum kenne ich da keine von? )

Unsere tollen Tickets waren wohl tatsächlich nicht unbedingt alltäglich. Unten an der Einlasskontrolle dachte der Herr Kartenkontrolleur wohl auch erst dass es eine Art Umschlag wäre. jedenfalls kam irgend ein Spruch nach dem Motto „Ihr braucht mir kein Schwarzgeld andrehen“ oder so. (Ich hatte den nicht genau verstanden)
Oben habe ich dann erst einmal einen Mitarbeiter gefragt ob man sich irgendwo hinsetzen darf, bzw. wo wir mit diesen Tickets sitzen da ja nichts aufgedruckt war. Er guckte uns etwas verächtlich an (wohl nicht sein übliches Klientel) murmelte irgendetwas unverständliches und ging in den Saal wo wir ihm einfach gefolgt sind. Dort hiess es dann „Hier in den und den Reihen können sie sich Sitzplätze suchen“. Während er das sagte drehte er sich schon wieder um und ging weg.

Wie sehr uns wir die Sitzplätze tatsächlich aussuchen konnten merkten wir 5 min später als ein älteres Paar auftauchte mit Karten inkl. Sitzplatzreservierung für genau die beiden Plätze auf denen wir sassen. Wir sind dann einfach 2 weitergerückt und konnten dort tatsächlich auch den restlichen Abend sitzen bleiben.

Während der Wartezeit bis es endlich los ging wurden ein paar Gaming-related Youtubevideos sowie Trailer für die VGL-Blu-ray/DVD/CD gezeigt.

Als es dann endlich anfing, hofften wir beide sehr stark dass es so nicht weitergeht… Es gab eine Art „Vorband“ von der wir nichts wussten. Hierzu stand vorn auf der Bühne eine Art DJ-Pult. Dann kamen 2 junge Männer der Marke „Klischee-Asi“ rein. Beide mit zurückgegeelten Haaren, Sonnenbrille und in schwarzen Jogginganzügen gekleidet auf denen überall goldene Noten aufgedruckt waren. Einer von beiden stand dann am Mischpult, einer spielte Keytar. Sie beglückten uns dann mit 3 Techno-ähnlichen Remixen von The Last Ninja, Gianna Sisters und International Karate/IK+. Für so ein „Video Games meet Symphonic Orchestra“ Event irgendwie unpassend…
Später stellte sich heraus dass es 2 Leute von „Sound of Games“ waren, die unter anderem an Chris Huelsbecks „Piano Collection“ mitgearbeitet, sowie laut Homepage die Musik zu einigen Games beigesteuert haben.

Danach kam endlich das Orchester auf die Bühne und es wurde wie wild applaudiert. Dan kam der ca. 10köpfige Chor auf die Bühne und es wurde wild applaudiert. Dann kam der Dirigent auf die Bühne und es wurde wild applaudiert. Zum Schluss kam Tommy Tallarico, der Gründer von Video Games Live auf die Bühne und es wurde wieder wild applaudiert. Dieser hat dann das Orchester und den Dirigenten vorgestellt (wohl auch ein Videospielmusik-Komponist. Leider habe ich den Namen nicht mitbekommen) und es wurde…*gähn* wild applaudiert. Mir kam das etwas befremdlich vor. Haben alle bisher Null Leistung erbracht und wurden vom Publikum schon gefeiert als hätten sie gerade das beste Konzert ever gegeben…

Tommy Tallarico erzählte dann ein wenig aus welchen Beweggründen er Video Games Live ins Leben gerufen hat und setzte ein paar „Richtlinien“ für den Abend auf: Es sollte kein „Psst, Ruhe, das Orchester spielt“ sein wie wohl üblicherweise bei Sinfoniekonzerten, sondern man soll wenn man auf den Leinwänden, beim Orchester etwas sieht oder hört was einem gefällt, ruhig sofort klatschen/rufen/pfeifen.
Eröffnet wurde das Konzert dann mit der ersten Überraschung für uns: Castlevania. Ob es jetzt das Maintheme war, oder ein Medley aus mehreren Themes weiss ich nicht. Auf der Leinwand wurden währenddessen aber Szenen aus Castlevania 1 bis zu Lord of Shadows 2 gezeigt.

Ich möchte gar nicht zu jedem einzelnen Song etwas sagen, da ich a) die Reihenfolge nicht mehr weiss und b) Ich sehr viel einfach nur genossen habe ohne mir groß Dinge zu merken. Hier erst einmal die Setlist des Abends soweit wir sie behalten haben (in keiner speziellen Reihenfolge) und danach noch ein paar Eindrücke/Kommentare:

- Syberia
- Metroid
- Crysis 2
- Halo
- Zelda
- World of Warcraft
- League of Legends
- Castlevania
- Phoenix Wright
- Metal Gear Solid
- Mass Effect
- The Secret of Monkey Island
- Kingdom Hearts
- Chrono Trigger / Chrono Cross
- The Elder Scrolls: Skyrim
- Grim Fandango
- Command & Conquer: Red Alert
- Assassin's Creed IV: Black Flag
- Final Fantasy VII

Das Konzert ging ca. 2 Stunden. Alle paar Songs gab es zwischendurch zur Auflockerung ein kleines, gaming-orientiertes Youtubevideo zu sehen (Sonic vs. Pac-Man, Mortal Kombat vs. Donkey Kong, GTA vs Frogger, Top10 worst Voice Acting etc.)
Es wurde nicht immer das Haupttheme gespielt. Teilweise das Haupttheme, teilweise „besondere“ Musikstücke irgendwo aus dem jeweiligen Spiel, teilweise waren es auch Medleys bei denen die einzelnen Musikstücke eines Spieles ineinander übergingen.
Ebenso waren es nicht rein klassische Stücke. Tommy Tallarico hat bei vielen Songs auch Gitarre gespielt. Mal mit reiner Akustikgitarre, mal „Metal-Riffs“ mit einer E-Gitarre.
Zwischendurch gab es eine Pause von ca. 20min. Auch diese wurde visuell „videospieltypisch“ dargestellt. In dieser Pause hab ich, nicht nur an der Kleidung vieler Gäste (Shirts mit Videospielmotiven) gemerkt dass ich hier auf einem „Gamer Event“ bin. Hier und da hörte man aus einzelnen Grüppchen Unterhaltungen über (aktuelle) Videospiele und Spielentwicklungen heraus und als ich vom Klo kam und an der langen Schlange vorm Damenklo vorbeilief, sah ich dort dass eine oder andere Mädel mit DS und 3DS stehen und zocken.
Der zweite Konzertpart war dann inhaltlich langweiliger (Ich bin kein PC Spieler. Ich interessiere mich nicht für WOW, LOL, Command&Conquer etc.) dafür musikalisch aber irgendwie um so wuchtiger. Vor allem bei der LOL-Darbietung war ich schwer beeindruckt. Klang wirklich toll.
Als Zugabe gab es dann u.a. eine Teil-Metal-Version von „One Winged Angel“
Zu den Überraschung des Abends mit denen ich so gar nicht gerechnet hätte zählten für mich Castlevania, Metroid und vor allem Phoenix Wright.
Der emotionalste Moment war für mich irgendwie „Mass Effect“. Da hatte ich echt Gänsehaut. Okay, ich LIEBE die Musik dieser Spielreihe.
Generell muss ich sagen dass ich es, auch wenn es teilweise echt toll klang, etwas langweilig finde Orchesterinterpretationen von Songs zu erstellen die es schon als Orchesterversion gibt, und/oder die im Original schon auf Orchester getrimmt sind. Für mich waren also gerade die Songs spannend die im Original nicht viel mit Sinfonie-Orchester zu tun haben. Sei es wegen eigentlich anderer Musikart/-richtung, sei es weil zb. zu NES-Zeiten bestimmt noch kein Komponist gedacht hat „Diesen Song gibt es mal als Sinfonie-Version“.
ChesterOrc erzählte mir im Vorfeld dass er gelesen hätte dass VGL keine Lizenzen hat um zu Songs von Square auch die entsprechenden Spielausschnitte auf den Leinwänden zeigen zu dürfen, so dass sie stattdessen halt Zeichnungen und Cosplayer zeigen. Hinterher hatten wir die Vermutung dass sie nicht einmal die Lizenzen hatten Square-Songs zu spielen. Uns ist nämlich aufgefallen dass sie bei KEINEM der Square Songs den Namen des Spieles erwähnt haben. Immer hat Tommy das Spiel so weit beschrieben bis das Publikum wusste um welches Spiel es geht und dann laut den Namen des Spieles rufen musste. Bei Youtube-Stichproben fand diese Vorgehensweise wohl auch bei anderen VGL-Konzerten weltweit statt.
Laut Aussage von Tommy Tallarico wird keine Setlist 2x gespielt. Sobald feststeht wann sie wo auftreten, gibt es via Facebook für die jeweilige Stand einen Aufruf welche Songs sich gewünscht werden und daraus wird dann die Setlist zusammengestellt. Funfact: Es gibt laut Tommy einen Song der sich IMMER bei Auftritten in Deutschland gewünscht wird. und zwar NUR hier. Weltweit taucht dieser Songwunsch nicht auf, in Deutschland aber immer und für jeden Auftritt. Die Rede ist von : „The Secret of Monkey Island“
Bei Videogames Live gibt es keine feste Orchesterbesetzung. Sie treten mit verschiedenen Orchestern auf und teilweise sogar in einem Land mit unterschiedlichen. Bei uns war es das The City of Prague Philharmonic Orchestra
Laut den Kommentaren die ich im Vorfeld auf eventim.de gelesen habe, schwankt wohl auch die Qualität sehr. In München soll das VideoGames Live Konzert zB. eine ziemliche Enttäuschung gewesen sein. Minimales Alibi-Orchester und anhand der „Live-Aufnahmen“ auf den Leinwänden wo auf einmal Instrumente zu sehen waren die gar nicht auf der Bühne waren konnte man wohl gut erkennen dass da alles von Band kam. Orchestermässig hatten wir echt Glück. Ob es nun live war oder auch von Band kam kann ich nicht sagen. Wenn die Aufnahmen des herumlaufenden Kameramannes gezeigt wurden, stimmten die Leinwandbilder mit dem realen Orchester überein. auch die Bewegungen etc. passten hervorragend zur Musik. Auch hat das Orchester bei „One Winged Angel“ so aufgespielt das der Chor völlig unterging. Spricht eigentlich für „live“ da es sonst besser abgemischt gewesen wäre. Dagegen spricht jedoch dass die Musik gefühlt nur aus den Boxen schräg über uns kam und die kleine Beobachtung das Tommy einmal die „falsche“ Gitarre benutzt hat: Er hat eigentlich bei jedem Song die Gitarre vorher gewechselt. War sein Part eher Metal-lastig, hat er die E-Gitarre benutzt, war sein Part eher Akustik, hat er die Akustikgitarre genutzt. in einem Song gab es aber hauptsächlich einen Metal-Part der kurz von einem Akkustikpart unterbrochen wurde. Da wunderte ich mich noch was der alles für Klänge aus einer einzigen E-Gitarre rausholt.
Allerdings: Ich war noch nie vorher auf einem Sinfoniekonzert, weiss also nicht ob das live wirklich gross anders geklungen hätte. Mir fehlt da also der Vergleich.
Alles in allem fand ich das Konzert aber sehr lohnenswert und würde es mir evtl. wieder angucken. Allerdings nicht unbedingt für den Preis. Die Tickets gingen wohl von 35-90Euro. Laut der Abbildung des Gewinnspieles an dem ich teilgenommen hatte hatten wir wohl zwei 90Euro Tickets und das ist mir definitiv zu viel. Selbst bei 35Euro müsste ich bei der gebotenen Klangqualität schon gut drauf und spendabel sein.