Street Fighter II im Test

Atari ST

Umsetzungen sind heuer wie damals ein viel diskutiertes Thema. Während bei aktuellen Multi-Plattform-Titeln meist die Stecknadel im Heuhaufen gesucht wird und Unterschiede teilweise nur noch mit maschineller Unterstützung festzustellen sind, äußerten sich Differenzen in unterschiedlichen Versionen in den frühen 90ern noch deutlich dramatischer. Ein „Opfer“ vieler Umsetzungen war Capcoms Spielhallen-Feger Street Fighter II, von denen die wenigsten damals überhaupt wussten, dass ein erster Teil existierte. Auch die Atari-User wurden mit Teil 2 der legendären Prügelsaga beglückt. Oder vielleicht doch eher bestraft? Im Rahmen des Street-Fighter-II-Umsetzungs-Wahns-Feature werfen wir hier einen Blick auf die Atari-ST-Version…

Street_Fighter_2_Atari_ST_11Umsetzungen haben einen simplen Hintergrund: Der Publisher will aus seinem Spiel den größtmöglichen Umsatz erzielen und demnach eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen. Da in den späten 80ern und frühen 90ern wahrlich eine ganze Flut an Plattformen am Markt waren, wurden nicht selten Spiele auf über ein halbes Duzend Plattformen konvertiert, teils ungeachtet deren technischen Möglichkeiten. Da in den frühen 90ern nicht wenige Spieler noch auf den Heimcomputern spielten und der Amiga sogar noch in voller Blüte stand, wurden auch der Atari ST und sogar der C64 noch mit Versionen bedacht.

Nur stellt sich hierbei die Frage wie sinnig aus spielerischer Sicht die Konvertierung eines technisch hochklassigen Arcade-Titel auf eine Hardware von 1985 ist. Die Antwort kommt wenig überraschend: Unsinnig.

Über das Spiel „Street Fighter 2“ muss man wahrlich nicht viele Worte verlieren, den meisten Lesern dürfte der Titel ein Begriff sein. Lobenswerterweise wurde die komplette Kämpferpalette auch auf dem ST realisiert und so ziemlich jedes Feature und Stage findet sich auf den stattlichen 4 Disketten wieder. Von der Ausstattung her konnten Atari-User also durchaus zufrieden mit „ihrer“ Version sein.

Street_Fighter_2_Atari_ST_6Spielerisch hat Street Fighter 2 erst einmal mit einem Grundproblem der Atari-Sticks zu kämpfen: Man hat lediglich die Möglichkeit ein Steuerkreuz und einen Knopf zu nutzen. Da das Arcade-Original aber stattliche 6 Buttons benötigt – je 3 für Schläge und Tritte – steht der Spieler hier schon vor einem Dilemma. Zwar hat man zu Beginn die Möglichkeit die Tastatur als Eingabe zu wählen, doch wer will schon auf Pfeiltasten hämmern, bis die Finger schmerzen? Seltsamerweise bietet auch die Steuerung via Tastatur nur die Möglichkeit maximal 2 Buttons zu nutzen. Ganz mutige Straßenkämpfer bekommen die Möglichkeit am Stick Eingaben zu tätigen und 2 Tasten an der Tastatur für Schläge und Tritte zu nutzen – ganz große Akrobatik.

Was Street Fighter 2 auf dem ST spielerisch aber endgültig den Abschuss gibt, ist die technische Umsetzung. Auf Screenshots sieht das Geschehen angenehm und ordentlich umgesetzt aus. Doch kaum ist das kratzige „Fight“-Sample ausgesprochen stockt dem Spieler der Atem. Das Geschehen auf dem Screen ist derart ruckelig, dass man die Frames wahrlich an einer Hand abzählen kann. Nicht nur, dass etliche Animationsphasen fehlen, das Geschehen gibt sich flüssig wie ein Daumenkino. Da Street Fighter 2 aber ein Spiel ist, bei dem es auf präzise Eingaben der Moves ankommt ist das schließlich ein absolutes K.O.-Kriterium für den Prügler. Gestaltet sich das gezielte Anbringen eines Schlages oder Trittes schon als Herausforderung, ist an Special Moves kaum zu denken. Weder einfache Motion-Specials, noch Charger Specials wollen funktionieren. In zig Kämpfen klappte gerade 2x ein Special Move, absolut unzumutbar.

Street_Fighter_2_Atari_ST_9Währe nicht die Standbildakrobatik, könnte sich Street Fighter 2 auf dem ST durchaus sehen lassen. Die Grafik ist schön, nahezu alles vom Vorbild wurde ansprechend auf die betagte ST-Hardware portiert. Auch der Sound ist für ein Atari-ST-Spiel überaus gut. Sprachfiles finden sich hier und dort, die Musik ist klar als Original zu erkennen und auch die Schlaggeräusche sind annehmbar. Bringt nur leider alles nichts, wenn das eigentliche Spiel quasi unspielbar ist.

Wer das Grauen heute noch testen will und einen Mega STE daheim hat, dem sei die von dbug gepatchte Version empfohlen, welche sich nicht nur von der Festplatte aus starten lässt, sondern zudem einen 16Mhz-Modus bietet, der das Geschehen deutlich flüssiger darstellt. Zwar fehlen logischerweise immer noch die Animationen, aber man kann zumindest halbwegs gezielt Aktionen anbringen, wenn auch Special-Moves immer noch kaum funktionieren wollen.




Heiko meint:

Heiko

Street Fighter 2 auf dem Atari ST ist einer der größten Grafikblender aller Zeiten. Sieht das Geschehen auf Standbildern noch halbwegs ordentlich aus, erstarrt der Spieler in Schockstarre, sobald der erste Kampf freigegeben wurde. Das Spiel läuft vielleicht mit 2-3 Frames und macht das Ausführen gezielter Aktionen oder gar Special Moves absolut unmöglich. Hier waren Programmierer und/oder Hardware offensichtlich überfordert. Für ein paar Lacher auf dem nächsten ZT taugts, ansonsten ist's ein Trauerspiel.

Positiv

  • gute Grafik als Standbild
  • inhaltlich nichts geschnitten
  • guter Sound für ST-Verhältnisse

Negativ

  • 'ruckelig' wäre euphemistisch
  • Special Moves kaum anzubringen
  • nur 1 Button nutzbar
Userwertung
4.96364 11 Stimmen
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Forum
  • von CD-i:

    also ich hab die original amiga version hier und die läuft schon langsamer. obs auf die hz oder einfach den port zurückzuführen ist, weiß ich net...

  • von Black Sun:

    Stand nichtmal in irgend einem test das WoD das erste Amiga Spiel mit 60Hz sei ?

  • von CD-i:

    sind recht identisch, aber der ST hat flottere Msuik und mehr Optionen, u.a. auch einen 60Hz Modus den der Amiga net hat... also wenn man die Wahl hat ist hier die ST-Version vorzuziehen...

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Street Fighter II Daten
Genre 2D Beat ‘em Up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1992
Vermarkter U.S. Gold
Wertung 2.3
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