Goldrunner im Test

Atari ST

»Welcome to Goldrunner.« Es gibt Dinge, die sich regelrecht in das Gehirn einbrennen. Ereignisse, Bilder, Sätze und Töne, welche einen Menschen sein ganzes Leben lang verfolgen und eventuell prägen. „Welcome to Goldrunner“ Das war ein solcher Satz. Als Atari ST Besitzer 1987 diese Worte aus den Boxen ihres Monitors hörten, war das wie ein Blitzschlag.

Goldrunner_6Goldrunner von Microdeal ist ein klassischer Vertikal shooter der alten Schule. Die Story schenken wir uns am besten gleich, denn sie ist weder relevant noch sonderlich präsentiert. Auch spielerisch ist das Game keine Überraschung. Schon damals deutlich überholt, aber dafür mit anderen Qualitäten gesegnet. Man steuert also einen futuristischen Kampfjäger durch die vertikal scrollenden Level und muss feindliche Bodenstationen ohne jede Extrawaffe mit den Boardlasern zerstören. Wurden alle Ziele vernichtet, geht es ins nächste Level, oder zuvor noch in eine Bonusrunde. Die Feinde tauchen ehr spärlich auf, erweisen sich im Gegenzug allerdings stellenweise als recht hartnäckig.

Klingt an sich alles nicht sonderlich aufregend. Wenn da nicht die technische Präsentation wäre. Und die war damals atemberaubend. Da wäre einmal das absolut flüssige und Pfeilschnelle Scrolling. Wir erinnern uns, der ST hat kein Hardware-Scrolling wie der Amiga. Und dennoch schlägt Goldrunner nahezu alles, was es zu diesem Zeitpunkt auf beiden Computern gab mehr als deutlich. Und falls man mal am Ziel vorbeigeschossen ist, was nicht selten vorkommt, dreht man sich einfach in einer hübsch animierten Rolle um und rast zurück. Denn Goldrunner bietet freie Bewegungsmöglichkeiten innerhalb des Levels. Und damit es einem nicht zu langweilig wird kommen die Feinde gleich noch hinterher gejagt. Zwar lassen sich diese leicht zerstören, doch ihre Minen sind absolut tödlich und sollten um jeden Preis gemieden werden.

Goldrunner_7Steuern konnte man den Namensgebenden Goldrunner dabei entweder ganz klassisch per Joystick, oder einfach per Maus. Beide Varianten funktionieren zuverlässig, wenn auch der plötzliche Richtungswechsel mit der Maus träger zu bewältigen ist. Zusätzlich zu dem eh schon langsamen Wendeverhalten des Raumgleiters. Daher bedarf es vor allem bei diesem Eingabegerät etwas Einarbeitung. Der Schwierigkeitsgrad, der sich aus der hohen Geschwindigkeit, plötzlichen Hindernissen und penetranten Feinden ergibt, ist dabei recht ordentlich. Selbst geübte Gamer dürften öfters in Bedrängnis geraten. Der versprochene 2 Spieler Modus ist allerdings Augenwischerei. Man darf nur nacheinander zocken, und nicht wie viele eventuell hoffen im Ko-Op.

Ok, Goldrunner ist also schnell. Aber das allein kann es doch nicht gewesen sein das man sich auch noch 20 Jahre später daran erinnert. Und das stimmt natürlich. Was den Titel zudem von der Masse der ST-Spiele abhebt, ist die Akustik. Schon zu beginn wird man von einem markanten, elektrisch verzerrten, Sprecher begrüßt. „Welcome to Goldrunner“ hallt es im Titelscreen aus den Boxen und sofort folgt eine hypnotisierende Titelmelodie. Während dem ganzen Spiel wird der Gamer durch flotten Elektro-Sound angetrieben, derweil wiederholt markante Sprachsamples das Geschehen übertönen. Teilweise einfach nur aus atmosphärischen Gründen, ab und zu aber auch für Gameplay Hinweise. Für einen ST mit eben einmal 3 stimmigen Synth Soundchip ist das durchaus eine beachtliche Vorstellung. Man darf nicht vergessen das Sprachausgabe damals alles andere als alltäglich war.

Goldrunner_4Natürlich hat aber auch Goldrunner seine Schattenseiten. Für Fullscreen reichte die Rechenleistung dann doch nicht mehr ausgereicht, weshalb man im Fenster spielt. Ebenso ist die Levelgrafik schlicht und mit wenigen Details. Was allerdings nicht bedeutet das Goldrunner billig aussieht. Im Gegenteil, es ist sehr durchgestylt. Das große goldene Raumschiff sieht aus wie eine Symbiose aus Flash Gorden und alten Jules Verne Interpretationen. Zugegeben, dies kommt leider nur im Titelscreen rüber. Im Spiel selbst muss man sich mit einer simpleren Gestaltung begnügen. Der Untergrund wiederum, meist komplett in einer kräftigen Farbe wie rot oder grün gehalten, beherbergt futuristische Rohrsysteme neben stilisierten technoiden Gesichtern und eckigen Aufbauten. Dafür werden gerade einmal 4 verschiedene Farben verwendet, wodurch sich der goldene Raumgleiter und die Gegner deutlich vom Untergrund abzeichnen. Das mag jetzt alles nicht sonderlich detailliert oder spektakulär sein, aber der optische Gesamteindruck kombiniert mit dem stimmigen Soundtrack hinterlässt durchaus einen bleibenden Eindruck. Man muss es in Bewegung sehen, denn Screenshots werden dem nicht gerecht.




Nils meint:

Nils

Aufmerksamen Lesern dürfte vermutlich aufgefallen sein, das hier viel über die Technik geschrieben wurde. Und das hat natürlich einen einfachen Grund. So beeindruckend die Präsentation von Goldrunner auch ist, als so langweilig erweist sich auf Dauer das Gameplay. Hier gibt es keine komplexen Waffensysteme, ausgefeilte Gegner Formationen oder detaillierte Levelgrafiken über die man berichten könnte. Inhaltlich war das Spiel schon zum Release ein Relikt, und heute erst recht. Von daher kann ich es nicht uneingeschränkt empfehlen. Aber wer mal kurzzeitig einem durchgestylten Geschwindigkeitsrausch verfallen will ist hier genau richtig.

Minimum Anforderungen:
TOS 1.00
512 KByte RAM
Farbmonitor

Positiv

  • sehr sauberes Scrolling
  • Sprachausgabe
  • Einzigartiger Grafikstil

Negativ

  • 2 Spieler nur nacheinander
  • etwas detailarm
  • spielerisch veraltet
Userwertung
7.86923 13 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Civilisation:

    Ist Goldrunner ein typischer Fall von "Es ist nicht alles Gold, was glänzt"? Nils hat es herausgefunden. Goldrunner »Welcome to Goldrunner.« Es gibt Dinge, die sich regelrecht in das Gehirn einbrennen. Ereignisse, Bilder, Sätze und Töne, welche einen Menschen sein...

Insgesamt 0 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Goldrunner Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1987
Vermarkter -
Wertung 7.6
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen