Baldur's Gate: Enhanced Edition - Nostalgische Gefühle im Test

Jetzt war es damals so, dass das eigene Taschengeld weniger für Spiele, sondern für andere Sachen draufging. Was also tun? Es gebrannt kriegen? Keine Chance, da die dafür zuständige Quelle es nicht besaß. Zum Geburtstag oder Weihnachten wünschen? Da die Eltern Computer- und Videospielen skeptisch gegenüberstanden, eher unwahrscheinlich. Zum Glück hatte der Freund ein Einsehen und schenkte ihm selber jenes Game.

Ich war dieser Schüler. Und ich spielte »Baldur‘s Gate« oft und gerne. Doch seit damals ist viel Zeit vergangen. Andere RPGs sind erschienen, andere Systeme waren wichtiger. Und auch wenn ich inzwischen die GOG-Version besitze, bin ich einfach nie dazu gekommen, mich erneut in die Welt des Spiels zu begeben.

Dass 2012 von dem Entwickler Overhaul Games eine »Enhanced Edition« entwickelt wurde, ist komplett an mir vorbeigegangen, wie ich gestehen muss. Damals waren andere Dinge wichtiger. Auch wenn noch heute ab und zu Erinnerungsfetzen an das Spiel hochkommen. Zum Beispiel an Minsc und seinem Kampfhamster.

Eventuell lag diese Ignoranz an dem Wissen, dass das Game hauptsächlich für Tablets entwickelt wurde. Was man, so denn man den Kritiken im Netz glauben schenken durfte, deutlich merkte. Denn die Windows-Version, die ebenfalls zum selben Zeitpunkt herauskam, war schlecht angepasst, so zumindest das Hörensagen.

Jetzt ist 2014 eine Discfassung erschienen, die hier in der Redaktion eintrudelte. Und für mich war von vorneherein klar, dass ich mich um den Artikel dazu kümmern würde. Was hiermit geschehen ist!

Es ist ein freudiges Wiedersehen. Eines, das meine nostalgischen Gefühle von damals wiedererweckt und dafür sorgt, dass ich seitdem viel Zeit an meinem PC verbrachte. Erneut bin ich also nach Baldurs Tor gereist, an die Schwerküste. Und wieder erfuhr ich in Form meines Hauptcharakters mehr über meine Abstammung. Ich traf Minsc und ebenso viele anderen Figuren wieder. Nur eben dieses Mal nicht in der Auflösung von damals, sondern in überarbeiteter Fassung.

Overhauling ist der englische Begriff für Überholen, Auffrischen. Ein passender Name für das Entwicklungsstudio. Denn sie beließen es nicht bei einer einfachen HD-Adaption. Nein, was man als Gamer mit der »Baldur‘s Gate: Enhanced Edition« vor sich hat, ist eine gelungene Mischung als Alt und Neu! Und die Fehler von damals? Wurden ausgemerzt.

Die Entwickler gaben sich jede nur erdenkliche Mühe, um das Spiel an die Jetztzeit anzupassen. Wirklich jeder Aspekt wurde unter dem Gesichtspunkt überarbeitet, dass es einerseits optisch an jene Zeit erinnert, aber andererseits ebenso heutigen Gepflogenheiten entspricht. Ersteres merkt man an den Menüs, letzteres an den Charakterbildern, die genau wie damals aussehen, allerdings neu gezeichnet und somit fürs HD-Zeitalter angepasst wurden.

Man muss ebenfalls betonen, dass die »Enhanced Edition« inhaltlich ebenso eine gelungene Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart ist. Denn es wurden eben nicht nur das Hauptspiel plus Add-on Die Legenden der Schwertküste ins Spiel eingebaut. Es gibt auch neue Inhalte, neue Quests und neue Charaktere, die zur Party beitreten. Man kann Romanzen anfangen oder sich im Multiplayer-Modus mit anderen in den »Schwarzen Gruben« messen. Das Schöne an diesen Games ist, dass dabei das Feeling von damals immer noch erhalten geblieben ist!

Noch immer kann ich selber entscheiden, wie ich mich gebe. Noch immer gibt es die feinen Differenzen zwischen gut, neutral und böse in allen Schattierungen. Und noch immer genieße ich das Gameplay, dass auf der zweiten Edition des RPGs Advanced Dungeons & Dragons basiert.

Und auch abseits des Inhalts bietet die »Enhanced Edition« Anlass zum Jubeln. Denn genauso wie damals ist keine Internetverbindung nötig, um es zu spielen. Kein Steam oder sonstige Distributionsplattform muss mitinstalliert werden. Ebenso existiert auch so etwas wie DRM in diesem Game nicht, wie man es heutzutage nur von GOG her gewohnt ist.

Ist das Game also wirklich rundum gelungen? Nicht ganz. Es gibt immer noch einige Bugs, wenn auch längst nicht mehr so viele, wie damals, als es zum ersten Mal herausgebracht worden ist. Wer zum Beispiel eine ATI-Grafikkarte besitzt, der wird Probleme haben, das Spiel zu starten. Hoffentlich kommt da bald Änderung in Sicht.

Ich hatte meinen Spaß mit der »Enhanced Edition«. Die Neuerungen sind gut gelungen, ohne dass das eigentliche Game zu sehr verändert wurde. Für mich ist es Nostalgie pur, die in mir aufkommt, wenn ich erneut nach Baldur‘s Gate aufbreche!