The War of the Worlds im Test

Xbox Live Arcade

Frustration kann durch vieles hervorgerufen werden. Man verspürt dieses Gefühl, weil es etwas nicht so gelaufen ist, wie erhofft. Es entsteht, wenn man meint, an eine Glasdecke zu stoßen. Und man kriegt es, wenn man eine Passage immer und immer wiederholt und trotzdem nicht weiterkommt - wie in „The War of the Worlds“ ...

The_War_of_the_Worlds_11Das ein bekannter Roman in anderen Medien weiterverwendet wird, ist heutzutage normal. Werke wie Harry Potter sind längst nicht nur Bücher, sondern auch Kinofilme, Hörbücher und Videospiele. Doch vermögen die aktuellen Produktionen kaum noch die Magie einfangen, die in War of the Worlds innewohnt. Die Science Fiction-Geschichte, die der Brite H. G. Wells im Jahr 1898 schrieb, wurde vor allem durch die Radioproduktion von Orson Welles aus dem Jahre 1938, bekannt. Ebenso gibt es diverse Adaptionen für Konsolen, von denen die neueste jetzt für die Xbox 360 erscheint.

Dabei handelt es sich nicht um eine 1:1-Kopie der Vorlage. Vielmehr haben die Entwickler Other Ocean die Geschichte etwas verändert. Die Ereignisse des Kriegs der Welten finden 1953 in London statt. Der Protagonist des Spiels hört auf den Namen Arthur und muss sich während des Angriffes der Marsianer auf den Weg machen, seine Familie zu retten.

The_War_of_the_Worlds_16Das Game ist extrem minimalistisch gehalten. Eine stark reduzierte Farbpalllette, spärlich eingesetzte Musik und eine einfache Steuerung erwarten den Interessierten. Mit „Y“ wird gesprungen und mit „X“ rennt man um sein Leben. Und das ist durchaus wortwörtlich zu nehmen. Arthur macht sich auf den Weg durch ein vom Krieg zerstörtes London. Alles liegt in Trümmern, Stromleitungen sind zerrissen und Feuer ausgebrochen. Und überall sind die Außerirdischen unterwegs. Minen, die sich urplötzlich ausgraben und nach Lebendigem suchen, spinnenähnliche Roboter, die sich auf jeden stürzen, der ihnen vor die Optik kommt und die Tripods, mit ihren blitzschnellen Tentakeln und Hitzestrahlen. Wer bei dieser Atmosphäre keine Gänsehaut kriegt, dem kann man nicht helfen.

Dabei unterscheidet sich War of the Worlds von den heute so üblichen Spielen. Es gibt kein Tutorial zu Spielbeginn und keine Hinweise, die freundlich den Weg weisen. Man wird hier nicht an die Hand genommen, sondern muss sich seinen Weg selbst hart erarbeiten. Dadurch gerät das Spielerlebnis meiner Meinung nach umso intensiver.

The_War_of_the_Worlds_2Doch man kann es auch übertreiben. Denn der Schwierigkeitsgrad des Spiels befindet sich jenseits von Gut und Böse. Man fühlt sich an Titel wie Dragon’s Lair, Another World oder Heart of Darkness erinnert, bei denen jeder falsche Schritt das Ende bedeutete. Und so stirbt man auf dem Weg zur Arthurs Familie tausend Tode. Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich. Der Held des Games wird von Stromleitungen geröstet, wird zu einer menschlichen Fackel oder von den Tentakeln eines nahen Tripods in zwei Stücke zerfetzt. Oft scheidet der Protagonist so schnell aus dem Leben, dass man es erst gar nicht mitkriegt.

Deshalb steigt natürlich der Grad der Frustration im Spielverlauf enorm an. Und dadurch, dass es keine Hinweise zum Weg gibt, schnellt die Todesrate nach oben. Ehe man den richtigen Weg findet, vergeht einiges an Zeit. Und selbst dann ist nicht gewährleistet, dass man länger als zwei Minuten am Leben bleibt. Oft kommt es auf Sekundenbruchteile an, die den Unterschied zwischen vorzeitigem Sterben oder Weiterkommen ausmachen. Ein Sprung zu früh, Deckung suchen an der falschen Stelle - und schon kann man von vorne anfangen.

The_War_of_the_Worlds_3Immerhin haben die Entwickler ein Einsehen und Rücksetzpunkte eingebaut. Doch sind diese merkwürdig platziert. Mal findet man sich nach dem Tod an einer Passage wieder, die nahe am Ort des Ablebens liegt, mal muss man einen längeren Weg zurücklegen. Und leider speichert The War of the Worlds an diesen Orten nicht. Erst, wenn man einen Level besteht, wird gesichert.

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Farbpalette des Spiels stark reduziert. In manchen Leveln ist das einzig Helle die Kleidung von Arthur. Ansonsten dominieren Schwarz, Weiß und Grau. Sobald es etwas bunter wird, übertüncht dies eine dunkle Sepia. Leider ist die Graphik nicht frei von Bugs: Es gibt eine Stelle, in der man sich in einem schmalen Gang versteckt. Man befindet sich nicht alleine dort, ein weiterer Flüchtling harrt mit euch aus. Während im Vordergrund die Menschen fliehen, erhält man kurzzeitig den Eindruck, dass diese Figur trotz der Enge springt. Einen kurzen Augenblick später verschwindet sie plötzlich, nur um dann hinter dem Protagonisten herzukriechen, als er das Versteck verlässt.

Das absolut Beste am Spiel ist jedoch die Erzählung. Niemand anderes als Patrick Stewart, bekannt als Captain Jean-Luc Picard (Raumschiff Enterprise) oder Charles Xavier aus den X-Men-Filmen, erzählt das Geschehen. Er leistet eine grandiose Arbeit und trägt viel dazu bei, dass The War of the Worlds über eine so geile Atmosphäre verfügt. Es gibt Passagen, an denen ich unwillkürlich stehen blieb. Da fiel mir plötzlich auf, dass die Musik nicht mehr zu hören ist. Stattdessen ertönten die Geräusche des Krieges. Und erneut überkam mich eine Gänsehaut.
 



Götz meint:

Götz

Selten tat ich mich so schwer, einem Spiel eine gerechte Benotung zu geben. Auf der Plusseite hat The War of the Worlds eine grandiose Atmosphäre. Getragen von der Stimme Patrick Stewarts findet man sich in einem vom Krieg zerstörten London. Die Steuerung ist minimalistisch, die Farbpalette reduziert. Gänsehaut. Und doch verfügt das Game über ein gewaltiges Manko: Es ist ZU schwierig! Rasant steigt der Frustrationsgrad und man muss erst eine Pause einlegen, ehe man die Motivation sammelt, weiterzuspielen. Auch die leichten graphischen Bugs trüben das Spielerlebnis. Letzten Endes ist der Titel kein Hit, aber immer noch ein gutes Spiel.

Positiv

  • Gänsehaut-Atmosphäre
  • Minimalistisches Spiel
  • Erzähler Patrick Stewart

Negativ

  • Zu schwer
  • Graphische Bugs
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  • von Civilisation:

    The War of the Worlds Frustration kann durch vieles hervorgerufen werden. Man verspürt dieses Gefühl, weil es etwas nicht so gelaufen ist, wie erhofft. Es entsteht, wenn man meint, an eine Glasdecke zu stoßen. Und man kriegt es, wenn man eine Passage immer und immer wiederholt und...

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The War of the Worlds Daten
Genre Geschicklichkeit
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 1080p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-10-21
Vermarkter Paramount
Wertung 6.9
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