Aber in der Spielpraxis ist ein alternativer Zweiter Weltkrieg gepaart mit Horden von untoten Nationalsozialisten eine runde Sache, die viel gute Atmosphäre mitbringt. Zur Story: Herr Hitler hat ein Problem: Von Osten rücken ihn die Russen ziemlich nah an den Pelz und aus dem Westen rollen Amerikaner, Franzosen und Engländer an und seine normalerweise dominante arische Streitmacht ist kurz vor dem Kollaps. Das veranlasst ihn, die letzte Waffe des Deutschen Reiches zu aktivieren. Nämlich die Zombie Army! Somit erheben sich alle schon gefallenen Soldaten aus ihren Gräbern und gehen zum Angriff über. Ihr und acht andere Kämpfer müsst dies beenden und das bedeutet, in den Führerbunker zu reisen und Hitler den Garaus zu machen. Nur das ist leichter gesagt als getan, weil nämlich Tausende der Nazi-Zombies euch im Weg stehen. Alleine werde ihr auch nicht lange am Leben bleiben, da Zombie Army Trilogy ein Mehrspielershooter der Marke Left 4 Dead darstellt.
Doch das größte Problem sind nicht die Horden von Untoten, die einem gegenüberstehen, sondern die Mitspieler. Ich kann mich gar nicht mehr dran erinnern, wann ich das letzte Mal über andere Onlinespieler so geflucht habe wie bei Zombie Army Trilogy. Diese vergessen nämlich zu oft, dass ihr eigentlich in einer Gruppe unterwegs seid. Und hier besteht die beste Chance darin, sich gegenseitig zu decken und nicht kopflos ins Verderben zu rennen. Bedauerlicherweise tun das die wenigsten und sollte Friendly Fire aktiv sein, wundert euch nicht, wenn ihr des Öfteren durch eure „Freunde“ angeschossen werdet. Erwartet aber nicht, dass sie euch wiederbeleben, weil das tun sie äußerst selten. Eigentlich lebt das Team davon, nicht untereinander zu kooperieren (Achtung: Sarkasmus!)!
Beflügelt wird dies leider zu einem kleinen Teil durch die Entwickler. Diese haben nämlich die Highscore-Liste quasi neben der Munitionsanzeige geknallt, sodass ihr alle paar Sekunden mitbekommt, wenn ihre punktetechnisch hintendran steht. Sowas regt den Konkurrenzkampf an und so ist es nicht verwunderlich, wenn man mit wildfremden Spielern äußerst selten das Finale einer der 15 Abschnitte erreicht. Left 4 Dead zeigt hier, wie man es richtig macht. Zwar zählt das Spiel die Kill-Anzahl und erwähnt jene, die am besten waren, doch dies kriegt man nur am Ende jedes Szenarios zu sehen. Darüber hinaus muss man sich nicht mit seinen Kumpels streiten, wer jetzt welche Munition bekommt.
Ja, bei Zombie Army Trilogy ist Munitionsknappheit ein Problem. Das ist prinzipiell keine große Sache. In den Safehäusern lässt sie sich wiederum auffüllen, indes müsst ihr immer wieder vorher erledigte Feinde durchsuchen, doch wenn ein Teamkollege schneller war, ist diese weg. Im schlimmsten Fall steht ihr am Ende wehrlos da und könnt die Untoten nur zu Boden treten. Nun aber genug gemeckert. Abgesehen von diesen Kritikpunkten macht die Ballerei, bei der Schwerpunkt auf Scharfschützengewehre liegt, vieles richtig. In Punkten wie Atmosphäre hat Rebellion alles richtig gemacht. In den rund 15 Abschnitten bekommt ihr detaillierte Schauplätze zu sehen, die dank fabelhafter Beleuchtung und Nebelschwaden sehr gespenstisch wirken. Panikattacken werdet ihr nebenbei erwähnt an einigen Ecken erleben, weil dank der Scharfschützenmechanik Headshots lebenswichtig sind. Ist die Birne von einem Nazi-Zombie erst mal runter, müsst ihr keine Angst haben, dass dieser wieder aufsteht. Zudem verschwendet ihr nicht wertvolle Munition. Versucht ihr den Körper eines Untoten mit Kugeln vollzupumpen, hält dieser fünf bis sechs Treffer aus und kann voraussichtlich erneut aufstehen.
Somit herrscht pausenlos Panik und ihr versucht, die Köpfe der Feinde zu erwischen, während diese schlürfend in eure Richtung marschieren. Erschwert wird alles noch durch unkontrollierte Bewegungen der Ziele und der Windrichtung. Recht häufig müsst ihr Stellungen verteidigen, die ihr mit Minen oder Stolperdrähten bepflanzt. Wenn ihr Glück habt, werdet ihr auch auf stationäre Geschütze treffen, die zwar nicht so gut wie ein Scharfschützengewehr arbeiten, aber trotzdem einen Teil der Horde aufhält. Am effektivsten sind allerdings Handgranaten bzw. Dynamit, die leider äußerst begrenzt sind. Glanzstunden werdet ihr bei einem guten Team finden, bei dem vier Sniper quasi ein vernichtendes Feuer veranstalten. Was die Variationen der Untoten angeht, war Entwickler Rebellion nicht so kreativ wie die Turtle Rock Studios. Abgesehen von ein paar Sniper- bzw. Kamikaze-Zombies sind kaum Individualisten zu treffen. Schade!
Kurze Info zur deutschen Version: Zombie Army Trilogy wurde bis auf die Nazi-Symbole in keinster Weise beschnitten, womit Spieler aus Deutschland die volle Härte des Titels genießen dürfen.
Meinung von Stefan:
Meinem besten Kumpel, welcher extrem geübter CoD Spieler ist, empfand den Titel hingegen als ziemlich gut, hier vor allem im Online Coop. Schnelle Schritte, das ist etwas für ihn. Dicker Gegner sei willkommen, denn ich bekomme auch dich klein. Von daher möchte ich das Spiel keinesfalls als schlecht hinstellen, eher deutlich darauf hinweisen, dass es für ein besonderes Klientel geschaffen wurde. Grafisch wird sicherlich keine der aktuellen Geräte großartige Schwierigkeiten bei der Darstellung haben. Die Xbox One erledigt hier den gleichen Dienst wie ihr Sony Pendant.
Nach Evolve war ich wieder froh, einen Mehrspielertitel zu zocken, der von Anfang an Spaß machte. Doch die Freude wurde mir allzu oft durch andere Mitspieler erschwert. Dank ihrer Rambo-Einstellung war es selten möglich, als Team eine Mission abzuschließen. Wenn ihr aber mal das Glück habt, ein paar Teamplayer zu finden, vergehen die Stunden wie Minuten. Auch bin ich überrascht, dass es trotz strenger deutscher Zensur die blutige Action ungeschnitten im Laden zu kaufen gibt. Daumen hoch USK, weiter so!