Nein, eigentlich ist es mehr als nur einen Blick wert. Während Konkurrenzprodukte im Vollpreissegment nicht über eine Spielzeit von sechs Stunden hinauskommen, ist The Old Blood mit seinem 20-Euro-Anschaffungspreis und einer Laufzeit von gut sieben Stunden ein wahres Schnäppchen. Hierbei bleibt euch die Wahl, ob ihr lieber digital oder die Retailfassung im Laden kauft. Ich persönlich würde zur letzteren greifen, weil ihr für den gleichen Preis eine physische Kopie erhaltet, die sich ziemlich schick im Regal macht. Spielerisch bekommt der Käufer des Add-ons dieselbe hohe Kost geboten, die er aus dem Hauptspiel schon kannte. Dabei ist The Old Blood als Prequel ausgelegt. Das bedeutet, dass ihr nicht in einem alternativen Sechzigerjahre Universum Nazis bekämpft, sondern im Jahr 1946 mit dem Hauptdarsteller B.J. Blazkowicz Burg Wolfenstein besucht. Hierbei werdet ihr hopsgenommen und mit einem neuen Freund an eurer Seite beginnt das Abenteuer.
B.J.s Freunde waren schon immer seine Waffen und mit der Stange gesellt sich ein nützliches Spielzeug ins Repertoire. Mit dieser lassen sich nicht nur Türen aufbrechen oder Wände erklimmen, sondern sie auch noch als gute Nahkampfwaffe neben dem Messer. Sogar dicke Supersoldaten nehmen wir damit bestens auseinander, indem wir stückweise ihre Rüstung in Einzelteile hauen, um ihnen am Ende mittels Nahkampfkill das Licht auszublasen. Erneut haben die Entwickler des Hauptspiels weitläufige Levels aus dem Boden gestampft, die wir nach eigenem Ermessen durchforsten dürfen. Hierbei bleibt euch immer die Wahl, schleichend voranzukommen oder wie in den alten Tagen ballernd den Feinden den Garaus zu machen. Einige Abschnitte besitzen Kommandanten, die meist recht gut im Hintergrund agieren und jedes Mal neue Wachen herbei rufen, bis ihr sie ausgeschaltet habt. Hier ist das Scharfschützengewehr oder schleichen deutlich nützlicher, als mit stumpfer Gewalt nach vorne zu brechen.
Wie im Muttspiel besitzt auch Wolfenstein: The Old Blood einige Oldschool-Shooter-Passagen, die grafisch und spielerisch an den Klassiker von 1992 erinnern. Um diese aufzusuchen, müsst ihr gelegentlich bereitgestellte Betten nutzen, um diese zu betreten. Diese spielen sich natürlich sehr altbacken, aber versprühen ein wunderbares Retroflair. Ganz besonders ist der Grafiksprung jedes Mal immens, wenn ihr aus der Traumsequenz wieder die schöne Id Tech 5 erblicken dürft. Diese ist zwar ein bisschen in die Jahre gekommen, bringt aber trotzdem das Flair des Titels bestens rüber. Gelegentlich werdet ihr von einer hinreisenden Panoramaansicht begrüßt, die einen kurz verweilen lässt, um dann wieder seiner Arbeit nachzugehen.
Mein Spiel des Jahres 2014 bekommt ein Prequel! „Yeah“, dachte ich mir und freute mich wie ein Schnitzel auf das fertige Produkt. Gut ist es geworden! Wolfenstein: The Old Blood zeigt für wenig Geld, wie ein Ego-Shooter heute auszusehen hat. Wer bitte braucht dann noch ein Call of Duty oder Battlefield? Ich nicht!