Ich muss einen Feuerwehrmann befreien, der von Gaunern gefangen genommen wurde. Es ist Freeflow-Combat-Zeit und ich fließe förmlich von Gegner zu Gegner, variiere die Ausschaltmethoden und genieße das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Ich habe Spaß.
Soeben habe ich den letzten Superschurken ins Gefängnis gebracht. Gotham City ist sicher und das Spiel ist vorbei. Und ich habe seit einiger Zeit keinen Spaß mehr!
Das sind drei Eindrücke, die ich während des Zockens hatte. Und sie geben perfekt wieder, was ich dabei gefühlt habe. Denn Arkham Knight war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Ein Titel, der mich nicht kalt ließ und am Ende für mich trotzdem der schwächste Teil der gesamten Arkham-Reihe war.
Die Entwickler gaben sich Mühe, nicht einfach das Gameplay der Vorgänger 1:1 zu übernehmen. Sie ließen Aspekte wie den Freeflow-Combat unangetastet und achteten allerhöchstens darauf, die Feinde etwas gefährlicher zu machen. So gibt es jetzt Sanitäter, die bereits niedergestreckte Gegner wiederbeleben und sie unter Strom setzen können. Ebenso haben einige Soldaten die Fähigkeit, den Detektivsinn zu orten oder die Gänge unter den Gittern mit Thermalbomben unter Feuer zu setzen. Ebenso existieren jetzt Grunts unter den bewaffneten Soldaten, die sich nicht einfach so ausschalten lassen. Dadurch sind all diese Spieleelemente herausfordernder, aber auch spaßiger geworden.
Die Geschichte handelt von der einen Nacht, in der Batman gestorben sein soll. Gotham selbst ist beinahe wie leergefegt, seitdem Scarecrow damit gedroht hat, die Stadt mit seinem Furchtgas zu überfluten. Nur noch Gauner, Schurken, Batman und die Polizei sind in der Metropole. Oh, und natürlich die Truppen des Arkham Knights, einem neuen Superschurken, der eine paramilitärische Organisation aufbaute und mit Unmengen an Drohnen die Straßen beherrscht, die jetzt Gotham durchkreuzen.
Was Rocksteady das perfekte Argument dafür gibt, das Batmobil einzuführen. Dabei haben sie sich beim Design an den Nolan-Filmen orientiert. Denn das Fahrzeug ist eher eine Art mobiler Panzer, was zunächst gewöhnungsbedürftig wirkt. Doch schnell wird man seinen Spaß an dem Fahrzeug haben, weil es gelungen ins Arkham-Universum eingefügt wurde. Viele Missionen setzen voraus, dass man es beherrscht. Und wenn man mit zig Sachen durch die Straßen hetzt, um einen feindlichen Wagen auszuschalten, dann wird man seinen Spaß haben!
Immerhin: Man wird nicht ständig dazu gezwungen, es zu gebrauchen. Man kann sich immer noch auf altbewährte Art und Weise durch die Luft schwingen, um anschließend zu gleiten. Und es ist nur ein Teil des Gameplays, aber nicht der Hauptbestandteil. Denn das ist natürlich noch immer Batman selbst.
Bei den vorherigen Spielen war die Story über das Abenteuer des dunklen Ritters immer von Paul Dini geschrieben worden. Dieses Mal führte er nicht die Feder, er war noch nicht einmal in irgendeiner Form an der Geschichte beteiligt, und das merkt man ihr leider auch negativ an.
Doch demgegenüber stehen Momente, in denen man ihm anmerkt, dass er seine Fehler bereut. Vor allem im Umgang mit Comissioner Gordon ist das zu merken. Und auch später im Game ist das zu spüren. Allerdings sind diese Szenen eher spärlich gesät.
Was aber auch daran liegt, dass man das richtige Finale erst dann sieht, wenn man von den 14 Nebenmissionen acht abgeschlossen hat. Hat man weniger, wird man dazu animiert, weiter zu machen, die magische Stufe zu erreichen. Doch lohnt sich das?
Die Nebenaufträge waren innerhalb der Arkham-Reihe oft das Salz in der Suppe. Die Mainstory konnte so gut sein, wie sie wollte, doch Aufträge wie die Telefonanrufe von Zzasz oder das Auffinden der Arkham-Chroniken sorgten erst für so richtig Spaß! Auch hier in Arkham Knight gibt es diese Aufträge. Neben den Riddler Challenges, die abgesehen von den Batmobil-Missionen durchaus gut sind, muss man unter anderem die Kräfte des Arkham Knight dezimieren, einem Serienmörder nachgehen oder Firefly verfolgen.
Wie sieht es denn mit der Hauptstory aus? Ist die besser? Bedingt! Hier haben sich die Entwickler mehr Mühe gegeben. Sie ist abwechslungsreich, voller Wendungen, die man nicht hat kommen sehen. Darunter auch die Wiederkehr einer bestimmten Figur, mit der man nicht gerechnet hat.
Das Problem ist, das dieser Charakter die anderen Gegenspieler in den Schatten stellt. Weder der Arkham Knight noch Scarecrow schaffen es, wirklich gegen ihn anzukommen. Sie sind existent und bereiten Batman durchaus einige Schwierigkeiten, doch man merkt dem Spiel an, dass dieser eine bestimmte Handlungsträger schon allein durch seine Präsenz alles dominiert!
Das Spiel ist nicht schlecht. Und was ich eben alles aufgezählt habe, kann man als »Meckern auf hohem Niveau« zusammenfassen. Und doch ist Fakt, das Arkham Knight einfach der misslungenste Teil der Serie ist. Man kann ihn zwar gut daddeln und man wird dabei Vergnügen haben, allerdings fehlt hier im Vergleich zu den Vorgängern das gewisse Etwas!
Dafür ist jedoch die Grafik brillant! Hier zeigt sich wirklich, zu was die neue Konsolengeneration fähig ist. Zahlreiche kleine Details erfreuen das Auge, wie Regentropfen, die auf dem Kostüm bleiben, oder das realistischere Aussehen der Figuren. Hinzu kommt auch noch das Weltendesign, das mit zahllosen Eastereggs bestückt ist. Nicht zu vergessen die fantastische Leistung der Synchronsprecher und der Score des Games!
Am Ende ist Arkham Knight kein schlechtes Spiel, aber ich hatte mir mehr erwünscht. Viel mehr als diese lauwarme Suppe.