Batman: Arkham Knight – Eine lauwarme Suppe im Test

PlayStation 4Xbox One

Mit der Arkham-Serie brachte Rocksteady ein Beispiel dafür heraus, wie man Comichelden perfekt an die Welt der Videospiele anpassen kann. Arkham Asylum und Arkham City waren Spiele, die eine Liebeserklärung an den dunklen Ritter waren und sich gleichzeitig nicht sklavisch an die Vorlage hielten. Mit Arkham Knight wird die Reihe jetzt fortgeführt abgeschlossen. (Arkham Origins wird an dieser Stelle ignoriert, da es nicht von Rocksteady entwickelt wurde.)

Batman_Arkham_Knight_neXGam_11Soeben schaltete ich einen bewaffneten Soldaten lautlos aus. Sofort begebe ich mich auf den nächsten Aussichtspunkt und genieße es, wie die Kameraden des Mannes langsam in Panik geraten. Ich plane den folgenden Schritt, überlege mein Vorgehen und habe Spaß.

Ich muss einen Feuerwehrmann befreien, der von Gaunern gefangen genommen wurde. Es ist Freeflow-Combat-Zeit und ich fließe förmlich von Gegner zu Gegner, variiere die Ausschaltmethoden und genieße das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Ich habe Spaß.

Soeben habe ich den letzten Superschurken ins Gefängnis gebracht. Gotham City ist sicher und das Spiel ist vorbei. Und ich habe seit einiger Zeit keinen Spaß mehr!

Das sind drei Eindrücke, die ich während des Zockens hatte. Und sie geben perfekt wieder, was ich dabei gefühlt habe. Denn Arkham Knight war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Ein Titel, der mich nicht kalt ließ und am Ende für mich trotzdem der schwächste Teil der gesamten Arkham-Reihe war.
 
Batman_Arkham_Knight_neXGam_2Woran lag das? Haben Rocksteady etwa verlernt, gute Spiele zu machen? Nein, denn Arkham Knight ist immer noch ein gelungenes Game. Es ist aber kein Überflieger, wie die Vorgängerteile.

Die Entwickler gaben sich Mühe, nicht einfach das Gameplay der Vorgänger 1:1 zu übernehmen. Sie ließen Aspekte wie den Freeflow-Combat unangetastet und achteten allerhöchstens darauf, die Feinde etwas gefährlicher zu machen. So gibt es jetzt Sanitäter, die bereits niedergestreckte Gegner wiederbeleben und sie unter Strom setzen können. Ebenso haben einige Soldaten die Fähigkeit, den Detektivsinn zu orten oder die Gänge unter den Gittern mit Thermalbomben unter Feuer zu setzen. Ebenso existieren jetzt Grunts unter den bewaffneten Soldaten, die sich nicht einfach so ausschalten lassen. Dadurch sind all diese Spieleelemente herausfordernder, aber auch spaßiger geworden.

Die Geschichte handelt von der einen Nacht, in der Batman gestorben sein soll. Gotham selbst ist beinahe wie leergefegt, seitdem Scarecrow damit gedroht hat, die Stadt mit seinem Furchtgas zu überfluten. Nur noch Gauner, Schurken, Batman und die Polizei sind in der Metropole. Oh, und natürlich die Truppen des Arkham Knights, einem neuen Superschurken, der eine paramilitärische Organisation aufbaute und mit Unmengen an Drohnen die Straßen beherrscht, die jetzt Gotham durchkreuzen.

Was Rocksteady das perfekte Argument dafür gibt, das Batmobil einzuführen. Dabei haben sie sich beim Design an den Nolan-Filmen orientiert. Denn das Fahrzeug ist eher eine Art mobiler Panzer, was zunächst gewöhnungsbedürftig wirkt. Doch schnell wird man seinen Spaß an dem Fahrzeug haben, weil es gelungen ins Arkham-Universum eingefügt wurde. Viele Missionen setzen voraus, dass man es beherrscht. Und wenn man mit zig Sachen durch die Straßen hetzt, um einen feindlichen Wagen auszuschalten, dann wird man seinen Spaß haben!
 
Batman_Arkham_Knight_neXGam_37Und doch ist das Batmobil auch gleichzeitig ein Grund dafür, wieso es schwerfällt, Arkham Knight ähnlich gelungen zu finden wie seine Vorgänger. Denn vor allem die Riddler-Herausforderungen, bei denen man das Fahrzeug braucht, gehen einem schnell auf den Keks. Oder um es präziser zu formulieren: Es sind die Challenges, die nicht den Kopf, sondern die Reflexe herausfordern, die einem das Vergnügen schnell verleiden können, da so manche Strecke frustrierend schwer ist.

Immerhin: Man wird nicht ständig dazu gezwungen, es zu gebrauchen. Man kann sich immer noch auf altbewährte Art und Weise durch die Luft schwingen, um anschließend zu gleiten. Und es ist nur ein Teil des Gameplays, aber nicht der Hauptbestandteil. Denn das ist natürlich noch immer Batman selbst.

Bei den vorherigen Spielen war die Story über das Abenteuer des dunklen Ritters immer von Paul Dini geschrieben worden. Dieses Mal führte er nicht die Feder, er war noch nicht einmal in irgendeiner Form an der Geschichte beteiligt, und das merkt man ihr leider auch negativ an.
 
Batman_Arkham_Knight_neXGam_7Das Problem ist, dass man über weite Strecken das Gefühl hat, dass die Macher Fans des egoistischen Batmans sind, der in Comicfankreisen einen kontroversen Status hat. Es ist der Batman, der auf die Emotionen der anderen keine oder kaum Rücksicht nimmt. Für ihn sind seine Kameraden nur bessere Werkzeuge, die man jederzeit benutzen und dann ignorieren kann. Er zeigt nur selten Gefühle, selbst dann, als jemand bei der Rettung der Stadt stirbt.

Doch demgegenüber stehen Momente, in denen man ihm anmerkt, dass er seine Fehler bereut. Vor allem im Umgang mit Comissioner Gordon ist das zu merken. Und auch später im Game ist das zu spüren. Allerdings sind diese Szenen eher spärlich gesät.

Was aber auch daran liegt, dass man das richtige Finale erst dann sieht, wenn man von den 14 Nebenmissionen acht abgeschlossen hat. Hat man weniger, wird man dazu animiert, weiter zu machen, die magische Stufe zu erreichen. Doch lohnt sich das?

Die Nebenaufträge waren innerhalb der Arkham-Reihe oft das Salz in der Suppe. Die Mainstory konnte so gut sein, wie sie wollte, doch Aufträge wie die Telefonanrufe von Zzasz oder das Auffinden der Arkham-Chroniken sorgten erst für so richtig Spaß! Auch hier in Arkham Knight gibt es diese Aufträge. Neben den Riddler Challenges, die abgesehen von den Batmobil-Missionen durchaus gut sind, muss man unter anderem die Kräfte des Arkham Knight dezimieren, einem Serienmörder nachgehen oder Firefly verfolgen.
 
Batman_Arkham_Knight_neXGam_18Überwiegend machen diese Sidequests auch Spaß. Allerdings schwächeln einige von ihnen entweder gänzlich oder erst beim Finale. Erinnert sich noch jemand an Hush, dem man in Arkham City begegnen konnte? Er hat einen erneuten Auftritt in Arkham Knight. Doch hat man hierbei das Gefühl, dass die Autoren keine Lust hatten, sich eine vernünftige Story hierfür auszudenken, weshalb der Plot ganz schnell abgehandelt wird, damit man sich anderen Sachen zuwenden kann. Bei anderen Sidequests entsteht der Eindruck, als ob die Entwickler einfach nur Versatzstücke der anderen Missionen genommen haben, wodurch sich einige Finalkämpfe stark ähneln. Firefly zu bekämpfen fühlt sich wie eine Mischung aus der Batwing-Mission und den Verfolgungsjagden auf Gothams Straßen an. Charakterisierung? Unwichtig!

Wie sieht es denn mit der Hauptstory aus? Ist die besser? Bedingt! Hier haben sich die Entwickler mehr Mühe gegeben. Sie ist abwechslungsreich, voller Wendungen, die man nicht hat kommen sehen. Darunter auch die Wiederkehr einer bestimmten Figur, mit der man nicht gerechnet hat.

Das Problem ist, das dieser Charakter die anderen Gegenspieler in den Schatten stellt. Weder der Arkham Knight noch Scarecrow schaffen es, wirklich gegen ihn anzukommen. Sie sind existent und bereiten Batman durchaus einige Schwierigkeiten, doch man merkt dem Spiel an, dass dieser eine bestimmte Handlungsträger schon allein durch seine Präsenz alles dominiert!
 
Batman_Arkham_Knight_neXGam_42Gleichzeitig hat die Story allerdings auch wunderbare Anspielungen auf bekannte Storylines der Comics. Aus Spoilergründen wird jedoch jetzt darauf verzichtet, diese zu benennen.

Das Spiel ist nicht schlecht. Und was ich eben alles aufgezählt habe, kann man als »Meckern auf hohem Niveau« zusammenfassen. Und doch ist Fakt, das Arkham Knight einfach der misslungenste Teil der Serie ist. Man kann ihn zwar gut daddeln und man wird dabei Vergnügen haben, allerdings fehlt hier im Vergleich zu den Vorgängern das gewisse Etwas!

Dafür ist jedoch die Grafik brillant! Hier zeigt sich wirklich, zu was die neue Konsolengeneration fähig ist. Zahlreiche kleine Details erfreuen das Auge, wie Regentropfen, die auf dem Kostüm bleiben, oder das realistischere Aussehen der Figuren. Hinzu kommt auch noch das Weltendesign, das mit zahllosen Eastereggs bestückt ist. Nicht zu vergessen die fantastische Leistung der Synchronsprecher und der Score des Games!

Am Ende ist Arkham Knight kein schlechtes Spiel, aber ich hatte mir mehr erwünscht. Viel mehr als diese lauwarme Suppe.



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Forum
  • von Captnkuesel:

    Switch64 schrieb: [...] Eine der besten Triologien der letzten 15 Jahre. [...] Alles rund ums Batmobil, die Autorennen, Rennstrecken, Rätsel und Verfolgungen lockern das Spiel ja erst auf. Steuerung ist auch mega...der Kampfmodus, einfach...

  • von Captnkuesel:

    Habe nach Arkham City jetzt Arkham Knight angefangen, läuft auf dem Ally leider nicht gut genug für 60fps, daher muss ich es auf dem Rechner spielen wo es dann in 4K und alles max aber locker läuft Finde das Spiel bisher richtig gut, natürlich ist es nochmal ne ordentliche Schippe drauf...

  • von Switch64:

    Ich hab das Spiel jetzt mal auf der Series X installiert und ich weiss gar nicht warum ich das 2020 nicht weiter verfolgt hatte. Das Spiel ist nach Arkham Asylum (sehr gut) und Arkham City (auch sehr gut, aber auf einer anderen Weise) ein wirklich sehr guter Nachfolger. Wenn ich so die Aufmachung...

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