Star Ocean: Integrity and Faithlessness im Test

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Star Ocean ... seit SNES-Zeiten fordert Tri-Aces Sci-FI Epos den JRPG König Final Fantasy ein Mal pro Generation heraus, um letztlich den kürzeren zu ziehen aber eine gute Alternative zu sein. Zeit für einen neuen Anlauf im Zeitalter der Playstation 4 ...

Star_Ocean_5_nexgam_06Star Ocean, das sind immer große Pläne der Entwickler. Wo andere Rollenspielserien aus Nippon sich meist damit abfinden, klar hinter den opulenten Final Fantasy Games zu rangieren merkt man der wichtigsten Marke von Tri-Ace seit jeher an, dass man den Primus anzugreifen gedenkt.

 

Schon auf dem Super Nintendo, wo die Reihe ihren Einstand feierte, wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das größte SNES-Modul aller Zeiten musste es sein, Grafiken wie in keinem anderen 16-Bit-RPG und eine durchgängige Welt im 1:1-Maßstab. Dazu ein Intro mit vertonten Dialogen. Star Ocean war schon damals ein Erlebnis, auch wenn es letztlich Final Fantasy VI nicht das Wasser reichen konnte. Außerhalb Japans wurde die Premiere als vollwertiges Remake aufwändig für die PSP erstmals veröffentlicht. Das Sequel war dann der ersten PlayStation vorbehalten und griff klar Final Fantasy VII an. CGI Cutscenes und gerenderte Hintergründe wie bei Squares Megahit zeichneten Star Ocean: The Second Story aus. Der erste Konkurrent, der es wagte die Production Values des Mammutwerkes zu kontern, und dabei inhaltlich mit weniger linearem Spielablauf eigene Akzente zu setzen. Letztlich konnte die audiovisuelle Qualität nicht ganz mithalten, und die Story war nicht ganz so dramatisch ... aber erneut hatte Star Ocean Eindruck hinterlassen.

Auf der PS2 ging es dann, ebenso wie bei Final Fantasy X und XII in Echtzeit-2D-Gefilde. Das Ergebnis, Star Ocean: Till the End of Time, ist eines der besten JRPGs der Generation ... aber wieder konnte Final Fantasy nicht entthront werden. Zuletzt dann preschte Tri-Ace mit dem ersten großen JRPG der HD-Ära vor uns präsentierte Star Ocean: The Last Hope auf der Xbox 360, noch bevor die PS3 das Licht der Welt erblickte. Man hatte das schönste 3D Rollenspiel Japans entwickelt und viele Tugenden der Vorgäner übernommen ... aber andere Aspekte gefielen den Spielern weniger. Obwohl man diesmal als Erster da war, konnte The Last Hope nicht die Herzen erobern.

Star_Ocean_5_nexgam_03Sieben Jahre sind nun vergangen, und nach dem mittelmäßig aufgenommenen Teil 4 der Saga und dem Verkauf von Tri-Ace an einen Hersteller von Mobile Games musste man annehmen, Star Ocean sei tot. Doch überraschenderweise regte sich da etwas: ein neues Team präsentiert das hier vorliegende Star Ocean: Integrity and Faithlessness und hofft auf eine Wiedergeburt der Serie. Mit einer Rückkehr zum Logo des gefeierten dritten Teils will man klar Distanz schaffen zum Ausrutscher The Last Hope.

Aber die Spielgewohnheiten haben sich geändert. Dem wollte Tri-Ace Rechnung tragen, ebenso der langen Abwesenheit der Marke. Man konnte sich nicht auf alte Fans verlassen, nach all den Jahren mussten neue Spieler angelockt werden.

Das Ergebnis dieser Überlegungen haben wir nun vor uns. Und es ist sicher nicht rundum gelungen, aber auch kein komplettes Scheitern. Zunächst mal muss sich Star Ocean von seiner Herausforderer-Rolle für Final Fantasy verabschieden. Es ist klar, dass Tri-Ace diesmal, in Zusammenarbeit mit Square-Enix kleinere Brötchen gebacken hat. Am offensichtlichsten wird dies am Umfang. Waren die Teile 2 - 4 allesamt außergewöhnlich umfangreich und komplex, so trifft das Gegenteil auf den fünften Teil zu. Alles, von der Welt bis zur Story fühlt sich winzig an. Nicht nur für ein Star Ocean, sondern generell für ein JRPG. Tatsächlich sorgten kurz nach Release die ersten Spielerberichte für Irritation, die da ausgerechnet zu diesem Spiel von Spielzeiten um die 25 Stunden berichteten.
Star_Ocean_5_nexgam_05So war auch ich irritiert, als ich nach wenigen Spielstunden bereits sämtliche spielbaren Charaktere um mich versammelt hatte; eine Aufgabe, die normalerweise alleine schon über 10 Stunden dauern sollte. Teils ohne viel Trara, oder Quests welche die Figuren vorstellen schließen sich die Helden zusammen. Dadurch streift man relativ schnell vollbesetzt mit sieben Personen durchs Land, hat jedoch noch gar keine Bindung an sie. Im weiteren Spielverlauf gibt sich das etwas, aber man kommt nicht umhin sich zu denken, dass alles überstürzt abläuft.

Die serientypischen "Private Actions", in denen sich die Partymitglieder in der Stadt trennen und man nette kleine Erlebnisse mit ihnen teilt, um sie näher kennen zu lernen ... sie sind vorhanden, aber ebenfalls überhastet. Mitunter kann man bei einem einzigen Besuch in der Stadt ein halbes Dutzend solcher PAs beobachten, solange man schlicht wieder und wieder ein Gasthaus betritt und verlässt, um die nächsten zu laden.  Das Gefühl einer Bedeutung der Zeit, die man zwischenzeitlich miteinander beim Erforschen der Welt verbracht hat kommt so nicht auf. Es ist ein Abhaken der Events. "Wie oft kommen dieses mal wohl neue PAs, wenn ich durch die Tür gehe?". So verbringt man Zeit in der Stadt, schreitet hin und her und schaut sich dann die meist belanglosen kleinen Gespräche an, bis alles erledigt ist und man weiter kann.

Auch Backtracking ist ein Problem. Das Spiel wird künstlich durch Nebenquests, die am schwarzen Brett aushängen verlängert. Immer wieder locken neue Monsterjagden, die einen dummerweise aber wiederholt  an bekannte Orte führen. Zum Abschließen der Quest wird muss dann am Ausgangspunkt die Belohnung abgeholt werden. Da meist keine Schnellreisefunktion zur Verfügung steht, bedeutet das ein hin- und her durch immer dieselben monsterverseuchten Gebiete.

Cutscenes im traditionellen Sinne gibt es kaum. Um mehr Interaktion zu ermöglichen, bleibt die Party einfach stehen und man kann sich während des Gespräches bewegen. Den gewünschten Effekt hat das kaum, dafür aber geht die cineastische Darstellung flöten.

Das war jetzt viel Negativität. Also ist Star Ocean 5 ein Flop? Nein, es gibt durchaus viel Positives zu berichten. Die Grafik, obwohl sicher nicht State-of-the-Art überzeugt durch detaillierte Landschaften und Charaktere, herrliche Beleuchtung und zumeist stabile 60fps trotz weitläufiger Areale mit sichtbaren Gegnern. Auch die siebenköpfige Truppe ist jederzeit zu sehen. Die puppenhaften Gesichter sind sicher nicht jedermanns Sache und ein Fehler von SO4, der nicht ausgemerzt wurde. Insgesamt wird hier optisch mehr geboten als in den meisten Genrevertretern. Besonders die Kämpfe sind sehr opulent in Szene gesetzt. Bildschirmfüllende Echtzeitexplosionen sind die Regel, oftmals verliert man den gerade kontrollierten Charakter komplett aus den Augen.

Star_Ocean_5_nexgam_01Die Musik ist Star-Ocean-typisch gut, und die Kämpfe sowieso. Ähnlich der Tales-of-Reihe ist hier Action angesagt, wobei nicht in eine gesonderte Kampfarena umgeblendet wird, sondern die Schlacht einfach dort stattfindet, wo man den Gegner begegnet. Man hat die Wahl zwischen schnellen und harten Angriffen, entweder aus der Nähe oder von weit weg. Längeres gedrückt halten der dazugehörigen Buttons löst Special Moves aus; bzw bei den magiebegabten Gefährten Zauber. Prinzipiell basieren die Kämpfe auf dem Stein-Schere-Papier-Prinzip. Harter Schlag durchbricht Deckung, Deckung schützt gegen leichten Angriff, und die leichte Attacke unterbricht den starken Angriff. Schafft man es, immer korrekt nach diesen Regeln zu agieren, füllt sich eine Art Limit-Leiste, die sowohl Boni gewährt als auch für einen verheerenden Angriff geleert werden darf. Macht man etwas falsch nimmt der Balken ab.  
Das besondere ist jedoch, dass hier tatsächlich sieben Leute aktiv am Kampf teilnehmen. Einer kontrolliert vom Spieler, die anderen von der KI. Natürlich frei selektierbar. Das alles sieht, unterstützt von einem beeindruckenden Lichterspektakel wirklich spektakulär aus. Der Nachteil ist, dass in dem Chaos oft die eigene Spielfigur untergeht und man so Fehler beim Stein-Schere-Papier-Spiel macht. Da aber der Schwierigkeitsgrad bedeutend niedriger angesetzt ist als gewohnt kommt man auch recht gut mit Button-Mashing durchs Abenteuer.


Star_Ocean_5_nexgam_04Abgerundet wird das ganze durch verschiedene Varianten des Craftings. Kochen, Schmieden, Alchemie ... es kann viel gebastelt werden, leider auch stark vereinfacht und kaum notwendig bei den nicht allzu fordernden Gegnern der Hauptstory.

Aber: Nach dem Endgegner geht es noch weiter.

Wer sich gerne mit dem Komplettieren der Gegnerdatenbank, der Herstellung aller Craftingrezepte, dem Erreichen des Levels 255 und dem Sieg über alle Gegner im Extra-Dungeon nach dem Spiel beschäftigt, kann die Spielzeit noch einmal vervielfachen. Dazu kommen freispielbare, weit härtere Schwierigkeitsgrade.


Insgesamt bietet Star Ocean viel Licht und Schatten. Aus der enorm umfangreichen und komplexen Action-RPG Reihe ist ein leichtes, aber opulent inszeniertes Einsteiger-Rollenspiel geworden. Aber gerade die Einfachheit gepaart mit der atmosphärischen Optik und Musik kann einiges an Spaß bringen. Nur eben ganz anders, als von einem Teil dieser Serie erwartet. Die herbe Kritik, die der Titel teilweise geerntet hat ist meiner Meinung nach völlig überzogen und einzig der Erwartungshaltung geschuldet.

Daniel meint:

Daniel

Star Ocean 5 hat viele Fans bitter enttäuscht, so viel ist sicher. Macht man sich von den hohen Erwartungen an die Serie aber frei, so erlebt man ein solides JRPG mit kurzer Spielzeit, spektakulären Kämpfen und schneller Eingewöhnung. Nur der Griff nach der Genrekrone, den Tri-Ace so oft gewagt hat, gibt es diesmal definitiv nicht. Eher als mit Final Fantasy muss sich Star Ocean 5 mit der Tales-of-Reihe messen. Zweifelhaft, ob die Marke mit so einem Durchschnittstitel wiederbelebt werden kann.

Positiv

  • Actionreiches Kampfsystem
  • Teils schöne Optik
  • Einsteigerfreundlich

Negativ

  • Mitunter chaotisch
  • Kurze Hauptgeschichte
  • Spieldauer durch Backtracking stark gestreckt
Userwertung
8.45 4 Stimmen
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Forum
  • von Patricia:

    Mein erster Eindruck zu SO5 war eher mager. Grafik der ersten Stadt trist, schon wieder Puppengesichter (vorallem Miki) und dann am Anfang erschlagen von ständigen Tutorial-Textboxen. Das ganze hat sich gebessert als ich endlich in den ersten Dungeon -ein Küstenabschnitt- entlassen wurde. Nicht...

  • von SegaMario:

    Hehe ja, allerdings war ich auch 1990 kein Freund von NES-Style RPGs (und generell von Videospielen, wurde erst mit dem SNES begeistert, zuvor war mir alles noch zu primitiv). Interessante Entstehungsgeschichte zu Star Ocean 5. Nur fürchte ich leider dass nach dem Medienecho alle "weiteren...

  • von 108 Sterne:

    Das ist auch ein Problem von mir mit PSII. Aber ich vergöttere den Sound und das Szenario. Es war übrigens das allererste 16-Bit-RPG überhaupt, und fühlt sich deshalb gemessen an anderen RPGs der Generation so veraltet an. Umgekehrt wurde dafür 1988 das supermoderne next gen Gameplay und...

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Star Ocean: Integrity and Faithlessness Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2016-07-01
Vermarkter Square Enix
Wertung 7.5
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neXGam YouTube Channel
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