Vermutlich als Zwischendurchprojekt zu Gran Turismo 2 könnte man Omega Boost bezeichnen. Denn dieses stand nur acht Monate vor dem Release der Rennsimulation in den Verkaufsregalen der hiesigen Geschäfte und sollte eine kleine Sensation darstellen. Den bis dato waren die Entwickler rund um Kazunori Yamauchi eher auf Rennspiele spezialisiert, was sich Jahre lang nicht ändern sollte. So fällt das Spiel schon allein durch diesen Fakt im Portofolio von Polyphony Digital auf.
Gameplaytechnisch inspirierten sich die Mannen hinter Omega Boost bei Segas Panzer Dragoon. Während dort auf einem Drachen die Level durchflogen werden, seid ihr am Steuer eines 20 Meter Roboters und könnt euch elfenhaft im 3D-Raum bewegen. In der Standardeinstellung verweilt die Kamera hinter eurem Kollos, währenddessen ihr bei gedrückter Selecttaste in die Egoansicht wechselt.
Diese ist zwar eine nette Dreingabe. Doch spieletechnisch ist es total unvorteilhaft, da euch hier das Gefühl der Größe des Mechs flöten geht. Den Ballern steht nicht nur auf dem Programm, sondern auch das gezielte Ausweichen in den Raum. Zudem spielen sich die neun kurzen Level ein bisschen anders wie man es von Shootern, indem Segment gewöhnt ist.
Während ihr hier schon um das Überleben bangen müsst und jeder Feind euren Tod bedeutet, ist bei Omega Boost eher die Spielzeit und die Zielgenauigkeit der Faktor. Standardfeinde beschießen euch mit ihren Projektilen und verschwinden meist so schnell, wie sie erschienen. Die Herausforderung liegt hier mehr darin, diese mittels Fadenkreuz anzuvisieren und dann mit entsprechenden Waffen auszuradieren.
Später werden die Schwärme von Flugschiffen zwar zahlreicher, doch können diese euch wenig anhaben, was auch an der stabilen Panzerung sowie Beweglichkeit des drehfreudigen Roboters liegt. Bei Mittel- bzw. Endgegnern wechselt die Taktik. Diese punkten meist mit großer Masse, viel Firepower und langen Energiebalken. Hier kommt es aufs wendige Ausweichen und Durchhaltevermögen an, weil die dicken Brocken fliegen, nicht so schnell weg wie so mancher normale Feind. Für gute Übersicht sorgt ein blauer Pfeil, der euch darauf aufmerksam macht, wo der nächste Gegner erscheint sowie eine Zielerfassung, die sofort die Kamera auf die Gefahr hin zentriert.
Ist diese aktiviert, kann man sich vollständig auf seine Aufgaben konzentrieren, um eine gute Zerstörungsquote zu erhalten. Neben dieser Anzeige, der Spielzeit- und einer High Scoreliste motiviert Omega Boost wiederholt für kurze Minuten. Passend als Lückenfüller nebenbei. Ist die Storykampagne durchgespielt, lassen sich alle Levelabschnitte einzeln anwählen, um eure Performance individuell zu verbessern.
Was das Niveau der Action angeht, schwankt der Mechshooter leider enorm. Ist der Endgegner (ein großes Schlachtschiff) von Level 1 noch mit stumpfen Dauerfeuer und kleinen Ausweichtaktiken zu meistern, verkommt der Kampf gegen EndBoss Nr. 2 zur Zerrreisprobe, da dieser dank seiner Beweglichkeit immer auf Tuchfühlung geht und eure Reflexe testet.
Der Bomber, Endboss Nr. 3, ist hingegen abermals ein langweiliger Feind, allerdings solltet ihr tunlichst darauf achten, nicht unter ihn zu kommen. In Level 4 wiederum, welches auf einen Planeten stattfindet, kommt ihr nochmals ins Schwitzen denn ein mobiler Sandwurm nutzt die Wüste als Deckung, um wiederholt aus dem Hinterhalt anzugreifen.
Wenn Omega Boost bei Spielern in Erinnerung geblieben ist, dann dank der butterweichen Bildwiederholungsrate von 60 Bildern pro Sekunde und der famosen Präsentation. Denn Clipping- oder Polygonfehler sucht man vergebens, Texturen sind hoch detailliert und die Explosionen wuchtig. Im Vergleich hier zu stecken der Hintergrund und vor allem der Weltraum kräftig ein. Dieser ist einfach nur schwarz und abwechslungsarm.
Meine Geschichte hinter Omega Boost ist schon eigenwillig. Zum PAL-Release war mein Hunger nach einem potenten Shooter ungebrochen und ein einziger Screenshot plus die Info das man einen Mech steuern darf trieben mich damals in die Ekstase. Doch konnte ich das Spiel nirgendwo auftreiben. 11 Jahre später, mehr durch Zufall, stolperte ich über eine Verkaufsversion und nahm diese natürlich mit nach Hause. Immer noch mit den hohen Erwartungen im Bauch legte ich die Disc ein und war erst enttäuscht das Omega Boost, eher ein Panzer Dragoon, als ein Gradius geworden ist. Auch tat die kurze Spielzeit dem negativen Gefühl keinen Gefallen. Allerdings hat der Titel jetzt nach mehrmaligen Durchspielen eine Daseinsberechtigung.