Sword Coast Legends – Das virtuelle Pen & Paper? im Test

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Es ist ein durchaus ehrgeiziges Projekt, das sich Entwicklerneuling n-Space da aufgeladen hat: ein Rollenspiel im Universum von Dungeons & Dragons: Forgotten Realms mit zusätzlicher Spielleiterfunktion, um eigene Abenteuer zu entwerfen. Grund genug für mich, mein Schwert auszupacken und einen Ausflug nach Faerun zu wagen.

Sword-Coast-Legends-04Die Vergessenen Reiche der D&D-Reihe waren im Laufe der Jahre bereits oft Schauplatz von spannenden Geschichten. Sei es von Videospielen oder aber von den unzähligen Pen-&-Paper-Rollenspielrunden auf der ganzen Welt. Auch die Schwertküste macht da keinen Unterschied, die auch Basis für den Rollenspielklassiker Baldur‘s Gate vor über einem Jahrzehnt war. Jetzt kehren wir dorthin zurück, um weitere Abenteuer zu erleben. Doch Sword Coast Legends will dabei nicht nur einfache Rollenspielkost mit einer Kampagne bieten, sondern hat auch einen Spielleitermodus mit im Gepäck, um so eigens erstellte Abenteuer spielen zu können. Dazu kommen wir aber später. Zunächst wollen wir uns auf die Geschichte stürzen, die anfangs ziemlich unscheinbar beginnt. Die Heldengruppe ist als Begleitschutz für eine Händlerkarawane engagiert worden, die auf den Weg nach Luskan ist. Diese gerät im Wald in einen Hinterhalt und Banditen versuchen, die Karawane zu plündern. Glücklicherweise haben sie nicht die Rechnung mit dem vierköpfigen Heldentrupp gemacht. Doch schon bald finden wir heraus, dass mehr hinter all dem steckt, und so begeben wir uns auf die Reise, die Hintergründe aufzudecken und die Drahtzieher eines möglichen Komplotts zu enttarnen.

Sword-Coast-Legends-06Eines der ersten Dinge, auf die man bei einem Rollenspiel trifft, ist der Charaktergenerator. Auch in Sword Coast Legends können wir unseren Helden nach eigenem Gutdünken kreieren. Leider sind die Auswahlmöglichkeiten nicht so zahlreich, wie es das fünfte Regelwerk von D&D eigentlich erlaubt. Nur fünf Rassen und sechs Charakterklassen haben ihren Weg ins Spiel gefunden, doch die Entwickler haben bereits bestätigt, dass mit dem kommenden Zusatzpack Rage of Demons noch weitere folgen sollen. Zwar kann man beim Erstellen des eigenen Charakters sogar seinen persönlichen Hintergrund mitsamt selbst geschriebener Hintergrundgeschichte wählen, jedoch ist man bei den Fertigkeiten und Zaubersprüchen sehr limitiert. In mehreren Talentbäumen werden die verschiedenen Wahlmöglichkeiten präsentiert, jedoch fehlen einige aus dem Pen-&-Paper-Original. Nachdem das eigene Alter Ego generiert wurde, beginnt eine Art Alptraumsequenz, die als Tutorial dient. Die Welt ist dabei dreidimensional dargestellt, die Kamera dreh- und sogar zoombar. Grafisch reißt man keine Bäume aus, was ich bei einem waschechten Rollenspiel aber verschmerzen kann. Dennoch sehe ich den Charaktermodellen an, welche Kleidung sie tragen und selbst Waffeneffekte, wie etwa eine vergiftete Klinge, sind von weitem erkennbar. Gesteuert wird der Recke schlicht mit der Maus, per Tastatur legen wir an der Kamera Hand an.

Der Clou an Sword Coast Legends jedoch ist, dass man die Kampagne nicht nur allein, sondern auch kooperativ mit drei Freunden spielen kann. Dabei übernimmt jeder die Steuerung seines selbst erstellten Charakters. Da die storyrelevanten Gespräche vorgegeben sind, sprechen andere Charaktere über Kristalle mit, was leider etwas befremdlich erscheint. Dennoch macht es noch einmal deutlich mehr Spaß, sich zu viert auf den Weg durch Faerun und die Dungeons zu machen, da man sich so mit den Fertigkeiten absprechen kann und auch eine gewisse Gruppentaktik entsteht. Neben der klassischen Geschichte lassen sich auch sogenannte Dungeonläufe absolvieren. Dies ist das klassische Grinden durch zufallsgenerierte Dungeons. In einem Lager befinden sich Händler, die Ware verkaufen, und ein Schwarzes Brett, an dem der Host simple Aufgaben erstellen kann, wie z. B. »Finde zehn Amethyste« oder »Töte acht Goblins«.

Sword-Coast-Legends-14Alleinstellungsmerkmal des Titels ist jedoch der Spielleitermodus, der uns die Freiheit lässt, eigene Kurzgeschichten zu erstellen. Seit dem zweiten großen Update des Spiels hat man hier alle Freiheiten, die man haben möchte. Neben den zufallsbedingten Dungeons lassen sich auch freie Gebiete kreieren und mit Objekten nach eigenem Gutdünken bestücken. Dazu lassen sich Dialoge selbst schreiben, Charaktere erstellen und sogar Monster platzieren und verändern. Das Spiel verwendet hierfür Grundmonster, die man jeweils anpassen kann. Natürlich lassen sich diese kleinen Kampagnen speichern und über den Workshop mit anderen teilen. Mittlerweile gibt es dort auch schon einige gute Stories, die man ausprobieren sollte. Genauso lässt sich im Spielleitermodus auch die Kampagne spielen, in der wie bei einem klassischen Pen & Paper bis zu vier Spieler die Charaktere personifizieren und einer als Spielleiter die Runde übernimmt.

Mit Sword Coast Legends haben n-Space und Digital Extremes ein launiges Rollenspiel erschaffen, das zwar dem Spieler beim Editor nicht die Freiheiten lässt, wie es einst ein Neverwinter Nights gemacht hat, aber dennoch genug Möglichkeiten bietet, selbst nach der Hauptstory noch viele spannende Spielstunden zu erleben. Neben der Möglichkeit, kooperativ die Schwertküste zu durchstreifen, ist auch der Dungeonlauf ein gelungener Modus, um mal schnell mit Freunden etwas Erfahrungspunkte zu sammeln. Ich habe auf jeden Fall mit meinen Freunden viele spaßige Stunden erlebt und hoffe, dass ihr dem Spiel auch eine Chance gebt. Denn mit den Updates ist ein wirklich gutes Game daraus geworden.

 

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Forum
  • von Nognir:

    Hab das Spiel jetzt letzte Woche beendet, nachdem ich etwas durchrauschen musste wegen der Serverabschaltung. Hat mir aber sehr gut gefallen und spielt sich mittlerweile wie ein Baldur's Gate: Dark Alliance mit mehr RPG Charakter und etwas weniger Action. Mittlerweile ists durch Patches auch...

  • von 108 Sterne:

    Ja, aber am PC ist das auch traditionell eher ungewöhnlich. Bei ner Konsole wünscht man sich das in der Regel ja schon, um mit Kumpels im Wohnzimmer zusammen zu zocken.

  • von Nognir:

    Am PC hast auch keinen lokalen Multiplayer

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