Aber bereits mit MUD haben die Italiener gezeigt, dass man zweifellos noch an der Grafikschraube drehen kann, und produzierte zwar ein spielerisch eher seichteres, dafür optisch durchaus ansehnliches Motocrossrennspiel. Schon damals stellte ich mir die Frage, ob man die für das Spiel neu erschaffene Grafikengine nicht für ein neues Rallyespiel verwenden könnte. Das war allerdings nicht der Fall, denn für WRC 3 entwickelte man die Engine gleich weiter, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Man darf den Jungs auch attestieren: Es ist ihnen definitiv geglückt. Im Detail bei der Vegetation humpelt man der Konkurrenz zwar noch ein wenig hinterher, aber für mich ist der Unterschied marginal und fällt kaum ins Gewicht.
Schon mit Teil 1 war es bei mir so, dass es mir deutlich besser gefiel als ein Dirt. Das lag nicht an der Präsentation, sondern eher um das Fahrgefühl und die Einstellmöglichkeiten. Weiterer Pluspunkt war der Beifahrer, der bei WRC mit seiner Stimme dem Fahrer mitteilte, wie die nächsten Kurven ausfallen. Bei Dirt war es nur eine Anzeige über dem Auto, die schlussendlich den Spieler leicht ablenkt. Man muss wissen, dass im Rallyesport der Mitfahrer anhand einer Zahl von eins bis neun angibt, wie stark die Kehre ist, je kleiner die Ziffer, desto schmal ist sie. Bei so hohen Geschwindigkeiten und der engen Streckenführung können die Beifahrer in den reellen Rennen den Unterschied zwischen Sieg und Ausscheiden ausmachen.
Aber kommen wir zu WRC 3 selbst. Wer bereits die letzten Spiele wie Mud kennt, wird sich auch sofort heimisch fühlen, da die Menüführung ähnlich aufgebaut ist. Allerdings hat man sich vom Comiclook verabschiedet und verwendet wie bei den SBK Superbike Titeln eine eher nüchterne Farbgebung. Komplett konnte man sich nicht von den bunten Bildern lösen, denn im Road to WRC Modus erstellt man sich einen eigenen Fahrer, dem man zudem noch ein Passbild hinzufügt. Danach geht es in zehn verschiedenen Gegenden auf Punktejagd, um die darauf folgenden Rennen freizuschalten. Je nach Platzierung gibt es Punkte und extra Styleboni für Drifts und zerstörte Banden. Vor allem Letzteres ist unverständlich, da fehlerfreies Fahren belohnt werden sollte. Zumindest bekommt man für Unfallfreiheit in den einzelnen Sektoren enorme Bonuspunkte, die vor allem in späteren Läufen essentiell sind, um die zusätzlichen Sterne abzugreifen.
An den Abwechslungsreichtum wurde gedacht, selbst wenn man dabei mal dreist von der Konkurrenz abkupfert. So gibt es neben den klassischen Etappenrennen auch den Crash Run, bei denen man farbige Klötze überfahren muss, um eine bestimmte Punktzahl zu erreichen. Dirt 3 lässt grüßen. Dennoch stellt es eine willkommene Abwechslung zum allgemeinen Renngeschehen dar. Im Laufe der Zeit schaltet man mit voranschreitender Sternezahl neue Modifikationen für die Fahrzeuge frei, um diese zu verbessern. Genauso wie optische Veränderungen wie neue Lackstyles und Herstellerlogos. Wer fleißig gesammelt und seine Kontrahenten ausschaltet, der kann schlussendlich im Ultimate Battle sich seiner größten Herausforderung stellen. Bis dahin werden aber einige Stunden vergehen.
Wer möchte, kann in der WRC Experience die vorhandenen Strecken trainieren sowohl im Einzelrennen oder einer kompletten Rallye. Neben der Königsklasse WRC sind auch die Wagen der WRC R und N enthalten mit sämtlichen lizenzierten Fahrern. Besonders hier kommt der Fotomodus zur Geltung, mit dem man stylische Bilder aus der Wiederholung schießt. Diese kann man mit Effekten und Unschärfefilter umgeben und auf Festplatte speichern. Leider lassen sich die Schnappschüsse nicht auf einen USB-Stick exportieren, was bei so einem Feature Sinn machen würde. Multiplayerfans erfreuen sich dem bestens bekannten Onlinemodus aus den vorangegangenen Teilen. Nichts Besonderes, aber dafür stabil im Ablauf. Se an einen Hot Seat Modus wurde gedacht, bei dem bis zu vier Fahrer nacheinander an der Konsole ihre Einzeletappen abschließen.
Mit dem dritten Teil der WRC Reihe hat es Milestone geschafft, ein rundum gelungenes Rallyespiel abzuliefern. Nicht nur der Umfang mit den vollständig lizenzierten Strecken und Fahrern stimmt, sondern endlich auch die Technik. Die Boliden erstrahlen in respektabler HD Optik, die in der malerischen Umgebung gut in Szene gesetzt werden. Einzig, dass die Texturen der Autos im Schlamm zu langsam verschmutzen, könnte man monieren im Angesicht einer Simulation, aber das ist jammern auf hohem Niveau. WRC 3 ist nicht nur für Rallyeeinsteiger, sondern ebenso für Simulationsfans interessant, da man wahlweise alles vom Gefährt selbst einstellen kann. Zwar hat Dirt in Sachen Präsentation immer noch die Nase ein wenig vorn, spielerisch hat meines Erachtens WRC 3 den Konkurrenten bereits weit abgehängt. Interessierte sollten sich also unbedingt einmal hinter das Lenkrad klemmen!