Obwohl ich zugeben muss, dass es sich tatsächlich anfühlt, wie das Treffen mit einem alten Bekannten. Selten habe ich mich spielerisch bei einem PES-Titel so wohlgefühlt wie bei der diesjährigen Ausgabe und das liegt vorrangig an den Veränderungen in der Spielmechanik. Konami hat das Dribblingsystem nicht nur angepasst, sondern von Grund auf neu entwickelt. Daraus resultiert, dass man seinen Spieler viel direkter steuert und so mehr Einfluss über die Kontrolle des Balls hat. Zwar benötigte ich eine kurze Eingewöhnungszeit, doch ging das bereits nach wenigen Augenblicken locker flockig von der Hand. Meine Pässe sind von der Richtung präziser und Doppelpässe leichter ausführbar.
Allgemein merkt man dem Spielfluss auch an, dass man im aktuellen PES mehr Torraumszenen hat als in vergangener Zeit. Im letzten Jahr klagten einige Spieler darüber, dass nur wenige Tore fielen. Meist gingen die Partien mit einem torlosen Unentschieden zu Ende oder ein einziges Tor entschied das Spiel. Das entspricht womöglich der Realität, macht aber nur bedingt Spaß, wenn man ein fünftes Mal in Folge Remis spielt. Das hat in diesem Jahr ein Ende. Teilweise erinnert mich der Spielablauf an PES 2009, dass ich vor allem im »Werde zur Legende«-Modus zum Teil wochenlang gespielt habe und ich mich immer ein wenig nostalgisch daran zurückerinnere. Das war wahrscheinlich der Teil, den ich am längsten genossen habe.
Doch zurück ins Jahr 2014: Dem Jahr, in dem ich wieder begeistert einen PES-Teil spiele. Von der technischen Seite her scheint die Reihe jetzt auch endlich in der Current-Gen angekommen zu sein. Zwar kam die FOX-Engine bereits im letzten Jahr zum Einsatz, aber vom optischen Standpunkt her hat man noch einmal einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Dennoch sehen manche Spieler in Nahaufnahme leider nach wie vor wie Spielzeugpuppen aus, denen jegliches Leben fehlt. Darüber hinaus wurde an der Stadionatmosphäre an sich geschraubt. Die Zuschauer fiebern bei einem Spiel eindeutig mehr mit als bisher und auch die deren Animationen wurde verbessert. Das führt zu einer höheren Authentizität und macht einfach Laune, wenn nach einem Lattenkracher ein Raunen durch die Menge geht.
Über eine Sache muss ich leider noch meckern und das ist das Multiplayer-Gaming. Des Öfteren kam es leider vor, dass die Verbindung äußerst instabil und wacklig war. Dann ist es natürlich schwer, eine Partie adäquat zu Ende zu bringen und Spaß macht das auch nicht sonderlich. Man könnte jetzt selbstverständlich annehmen, dass die eSportler eh alle mit FIFA 15 ihre Zeit verbringen, aber wenn man diesen Modus anbietet, dann möge er doch angemessen funktionieren. Da ich persönlich eher der Offline-Gelegenheitsfußballer bin, stört mich das nicht allzu sehr. Viel mehr stören mich die immer noch fehlenden Lizenzen der Bundesliga, die wir Fans wohl nie zu Gesicht bekommen werden.
PES 2015 ist zwar nicht unbedingt die Killer App geworden, die sich alle erhofft hatten, aber wer mit realistischen Erwartungen an das Spiel herangeht, wird nicht enttäuscht werden. Für mich persönlich ist PES endlich wieder das bessere Fußballspiel. Es hat nicht die Vorzüge der vielen Lizenzen eines FIFA 15 und ist optisch nüchterner gehalten als der Konkurrent, doch spielerisch mag er mich deutlich mehr begeistern. Die Matches sind erfreulich locker und selbst als Gelegenheitsspieler schreibt man seine Erfolgsgeschichten in den zahlreichen Modi. Man kann dem Spiel also attestieren, dass es stetig bergauf geht, jedoch hat Konami noch einiges auf der To-do-Liste für die Zukunft.