Auch wenn nicht Harvest Moon draufsteht, ist alles drin, was Serienkenner sich wünschen. Eines Tages packt man als Jüngling seine sieben Sachen und zieht nach Eichbaumhausen, um dort ein neues Leben als Farmer zu beginnen. Doch zunächst lebt man auf der kleinen Farm von Eda, die uns unter ihre Fittiche nimmt. Von ihr lernen wir das Handwerkszeug, das wir brauchen, um unseren eigenen Hof zu führen. Doch lehrt sie uns nur das Nötigste, um einen schnellen Einstieg zu schaffen. Nach und nach erweitern wir unser Wissen um das Handwerk und erweitern unsere Kenntnisse. Haben wir den Hof erhalten, geht es gleich ans Eingemachte. Wie wir das Tagwerk verrichten, bleibt völlig uns überlassen. Jedoch muss man im Hinterkopf behalten, dass die Uhr gnadenlos weiterläuft und jede Aktion Energie benötigt. Um sechs Uhr früh starten wir noch mit fünf Herzen Ausdauer und je nach Verfassung leert sich die Leiste mit den verschiedenen Handlungen.
Zu Anfang bietet es sich an, Rüben und Kartoffeln anzubauen. Dazu wird mit der Harke der Boden für das Saatgut vorbereitet, danach säht man den Flecken Erde und gießt mit seiner Kanne, um das Feld zu bewässern. Mit steigender Erfahrung verbessert sich die Qualität des Ertrags, für den man natürlich entsprechend mehr Geld erhält. Die angebauten Waren können aber nicht einfach im in der Nähe liegenden Dorf verkauft werden, sondern man muss auf fahrende Händler warten, die sich ein- bis zweimal die Woche auf dem Marktplatz einfinden. Dabei ist zu beachten, was welche Gegend sucht. Wie in einer modernen Marktwirtschaft gibt es Kunden, die mehr oder weniger Geld für gelieferte Waren zahlen. Hier ist das nötige Fingerspitzengefühl gefordert, das allerdings erst später zum Tragen kommt. Zu Beginn stehen noch sehr wenige Waren zur Wahl und manchmal weiß man gar nicht, was man den lieben langen Tag anfangen soll. Doch bereits nach zwei (Spiel-)Wochen nimmt Story of Seasons Fahrt auf. Man erhält seine eigene Kuh und kann diese hegen und pflegen. Dafür gibt sie tagtäglich eine Kanne Milch, die man wahlweise verkaufen oder später auch weiterverarbeiten kann. Für sein Nutztier muss natürlich auch eine passende Behausung gebaut werden, für die der Schreiner des Dorfes behilflich ist. Dieser führt in seinem Laden auch verschiedene Baupläne, damit man auf seiner heimischen Werkbank weitere Möbelstücke und allerlei nützliche Arbeitsgeräte bei Bedarf selbst herstellen kann.
Dazu benötigt man Materialien, die man zum Teil teuer bei Händlern erstehen, aber auch selbst sammeln kann. Es gibt in der näheren Umgebung etliche Sammelplätze, bei denen herumliegende Äste und Steine mit dem passenden Werkzeug zu Baumaterialien weiterverarbeitet werden können. Schon bald stellt ihr mit angebautem Obst und Gemüse in eurer eigenen Küche verschiedene Gerichte her, die ihr hochpreisig weiterverkaufen könnt. Dabei solltet ihr aber, wie bereits erwähnt, auf die Nachfrage achten, denn nur so kommt ihr voran und lockt weitere Händler an. Wie ihr bemerkt, gibt es also viele Parallelen zu den bisher bekannten Harvest-Moon-Spielen, doch hat man sich auch etwas Neues einfallen lassen. Neben dem dynamischen Handel gibt es auch die so genannte »Eroberung«, was sich weitaus kriegerischer anhört, als es ist. So können ortsansässige Farmer zusätzliche Gebiete pachten, jedoch nur, wenn sie in einer Art Wettstreit gegenüber anderen triumphieren können. So gilt es beispielsweise innerhalb eines Zeitraums den höchsten Ertrag bei der Gilde abzuliefern, um das Areal weiterhin zu halten oder neue Felder zu erschließen.
Neben dem harten Farmerleben gilt es ebenso, die Kontakte zu den Mitbewohnern zu pflegen. Nicht nur, um sich mit den umliegenden Bauern anzufreunden, sondern um später einmal auch eine eigene Familie gründen zu können. Dazu kann man seine Herzensdame (oder -buben, je nach Geschlecht des Charakters) mit Geschenken überhäufen und ihr eines Tages einen Antrag machen. Genauso werden auch Kinder aus dieser Beziehung entspringen, denen man zusehen kann, wie sie wachsen und irgendwann auf dem Hof mithelfen. Das ist später bitter nötig, wenn man verschiedene Nutztiere und Felder hat. Zwar ist der Anfang wie erwähnt etwas zäh, doch schnell hat man mehr als genug zu tun und wird merken, dass ein Tag recht kurz erscheint. Wer mag, kann sich zudem ein eigenes Haustier anschaffen, wie einen Hund oder eine Katze, die auf die Herde aufpassen oder auf die Suche nach Items gehen. Außerdem gibt es Pferde, mit denen man schnell durch die liebevoll gestaltete Welt reisen kann. Genauso wurden auch die verschiedenen Charaktere ausgestaltet, auf die man trifft. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und beschwert sich subtil beim Spieler, wenn man sich einige Tage lang nicht blicken lässt. Von der technischen Seite her gibt man sich solide, wobei hin und wieder leichte Ruckler auftreten. Die Hintergrundmusik fügt sich dabei großartig in das durchaus chillige Gameplay ein.
Mit Story of Seasons bekommen nach etwa eineinhalb Jahren Verspätung auch wir Europäer endlich die Möglichkeit, einen würdigen Harvest-Moon-Nachfolger auf dem 3DS spielen zu können. Zwar halten sich die Neuerungen in Grenzen und manche sprechen sogar von weniger Features als bei Harvest Moon: Geschichten zweier Städte, aber dennoch macht das Spiel viel Spaß und man merkt gar nicht, wie schnell die Stunden verfliegen. Allerdings sollte man zu Anfang etwas Geduld mitbringen, da der Einstieg etwas zäh vonstatten geht und allein das Tutorial bereits eine knappe Stunde dauert. Trotzdem verbirgt sich hinter Story of Seasons eine wahre Perle, die sich Fans nicht entgehen lassen sollten!