Lego der Herr der Ringe im Test

Für die Videospielumsetzung wurde niemand Geringeres als Travellers Tale beauftragt. Die haben mit Lego Star Wars erst den Stein so richtig ins Rollen gebracht und fanden spieltechnisch eine perfekte Combo aus gutem Spieldesign und Charme. Mit Lego der Herr der Ringe ging man keine Experimente ein und baut auf die bekannte Mechanik, die schon in Lego Batman 2 zum Tragen kam.

Soll heißen: offene Spielwelt, massig Charaktere zum Freispielen und viele Extras zu entdecken. Doch diese müssen erst erspielt werden und hierzu absolviert ihr die Geschichte aller drei Filme. Videosequenzen leiten oft einen neuen Abschnitt ein und die Schlüsselmomente, wie den Kampf am Schicksalsberg mit Elendil, Isildur und Elrond werden nachgespielt. Schon recht früh wird dem Spieler eines klar. Travellers Tale bewegt sich ein bisschen weiter weg vom typischen Lego-Humor und bietet mit der der Herr der Ringe-Umsetzung ein ernsteres Ambiente als zuvor bei anderen Lego-Games.

Doch das tut der Atmosphäre keinen Abbruch. Diese wird dank offiziellem Soundtrack von Howard Shore gut in Szene gesetzt. Nur leider vermitteln die deutschen Sprecher kein Kinoflair. Während die englische Version mit den Originalstimmen der Trilogie aufwartet, ist das germanische Gegenstück mit zweitklassigen Stimmen belegt. Diese bringen den Text eher auf eine mittelmäßige Art rüber. Für Kenner der Tolkiensage ist Lego der Herr der Ringe Fanservice schlechthin. Nicht nur dass die Entwickler fast ganz Mittelerde auf die Speicherkarte bannten, finden sich auch einige Anleihen aus den Romanen wieder. Im Auenland werdet ihr recht früh auf Tom Bombadil treffen, der euch bittet Notenblätter zu besorgen. Sogar Peter Jackson hat einen Cameoauftritt in Helms Klamm.

Und auch das neuste Lego-Spiel bietet gute Unterhaltung. Meist seid ihr mit einem Team von Protagonisten unterwegs, wo jeder seine eigenen Fähigkeiten besitzt. Diese müssen gezielt kombiniert werden, um leichte Rätsel zu lösen. Sam, Frodos bester Freund, ist ein Meister im Kochen, Graben und Feuer anzünden. Gimli mit seiner großen Axt der rollende Panzer unter den Nahkämpfen, wo kein Stein auf dem anderen bleibt. Natürlich gibt es wieder Tonnen von Legoblöcken zu sammeln, die wiederum als Währung dienen.

Ist ein Abschnitt erledigt, wird dieser dem freien Spiel hinzugefügt und mit anderen Protagonisten könnt ihr diese erneut erkunden und spezielle Charaktergeheimnisse lösen. Im Umfang steht die Nintendo 3DS-Version ihren großen Brüdern in nichts nach. Doch leider ist die Umsetzung eher lieblos auf Nintendos kleinen Handheld durchgeführt worden.

Das beginnt schon beim 3D-Modus, der selbst bei hochgestelltem Regler keinen 3D-Effekt auf den oberen Bildschirm zaubert. Nur das Titelbild und der Ladescreen zeugen von einer gewissen Tiefe. Kameraprobleme gibt es genug, wenn ihr die Gegend frei erkundet. Dann setzt sich diese nämlich hinter euren Klötzchenhelden und lässt sich nur mittels R-oder L-Taste drehen. Das geht mehr schlecht als recht. Hier wäre eine Circle Pad Pro-Unterstützung lobenswert gewesen. Der Touchpad wurde kaum in das Spiel eingebunden. Man benutzt ihn lediglich zum Auswählen andere Charaktere oder um über eine Kartenfunktion von einer Location zur nächsten zu wandern.

Die Grafik auf gutem Playstation 2-Niveau ist zufriedenstellend, trübt aber leider immer wieder durch seine Framerateneinbrüche die Gesamtpräsentation. Ganz besonders wenn ohne erkennbaren Grund die Bildwiederholungsrate in den Keller geht. StreetPass wird erstaunlicherweise unterstützt. Hier lassen sich freigespielte Lego-Helden tauschen. Koopfreude kommt leider nur im LAN-Modus auf und hier braucht der zweite Spieler ebenfalls eine Kopie des Lego-Abenteuers.