Starpath Supercharger – High-End-Peripherie für das Atari 2600 im Test

Atari 2600

Dass für das Atari 2600 eine Vielzahl an skurrilen Produkten und Spielen veröffentlicht wurden, ist sicherlich kein Geheimnis. Allerdings erschien 1982 ein durchaus interessantes Stück Hardware, die technisch dem VCS Beine machte. Der Supercharger der Firma Starpath.

Supercharger-01Im Juni 1981 schlossen sich Alan Bayley, Robert Brown und Craig Nelson zusammen, um das Unternehmen Arcadia zu gründen. Brown hatte bereits in der Entwicklungsabteilung von Atari gearbeitet und war mit der Hardware des VCS vertraut. Dies lag an seiner Mitarbeit an der Konsole selbst und diversen Pong-Heimkonsolen. Im Jahre 1982 reizten die Spiele des 2600 das System bis zum Äußersten aus und mächtige Konkurrenz wie das Intellivision und das Colecovision standen bereits in den Regalen. Brown hatte die Idee, eine Peripherie zu entwickeln, die es ermöglichte, die Hardwarefähigkeiten zu erweitern. Das Atari VCS hatte von Werk ab 128 Byte RAM, die man nicht einmal gänzlich für die Programmierung nutzen konnte, da etwas Speicher für die Grundfunktionen wegfielen. Durch ein Steckmodul, dem Supercharger, erweiterte man den Arbeitsspeicher um 6 KByte, also das 49fache. Dadurch konnte man weitaus komplexere Spielerlebnisse entwickeln, als man es bisher gewohnt war.

Da der Modulschacht der Konsole aufgrund der Speichererweiterung belegt war, musste man einen anderen Weg finden, um Software zu laden. Dies geschah anhand eines einfachen Klinkensteckers, der an einen handelsüblichen Kassettenrekorder angeschlossen wurde. Die speziell entwickelten Spiele für den Supercharger lieferte man deshalb auf klassischen MCs aus, jedoch mitsamt Verpackung und Anleitung. Die Nutzung dieser Musikkassetten war nicht abwegig, waren sie doch ein gängiges Speichermedium bei verschiedensten Heimcomputern zu dieser Zeit. Man bot die Peripherie zu einem Kampfpreis von nur 44,95 US-Dollar an, zusammen mit dem Titel Phaser Patrol, das eine erweiterte Version von Ataris Star-Raiders-Spielprinzip darstellte. Durch die einfache Herstellung, da keine klassischen Module verwendet wurden, konnten auch Spiele zu einem günstigen Preis von 18 US-Dollar angeboten werden.

Phaser-Patrol-02Im Laufe der Zeit waren knapp ein Dutzend zusätzliche Spiele verfügbar, die meist komplexere Versionen von bekannten Spielprinzipien waren. Beispielsweise war Fireball eine erweiterte Breakout-Variante und The Real Frogger eine grafisch verbesserte Version von dem populären Spielhallenhit. Ebenso erschienen weitere beeindruckende Spiele wie Escape from the Mind Master. Ein Abenteuerspiel, in dem man einem dreidimensional scrollenden Labyrinth entliehen musste. Sword of Saros, ein Rogue-ähnliches Spiel, bei dem man die Aufgabe hat, das legendäre Schwert des Saros zu bergen. Auch Dragonstomper ist zu erwähnen, das als das erste Konsolenrollenspiel überhaupt gilt.

Insgesamt wurden 10 Spiele veröffentlicht, die auf den Labels auch nummeriert sind:

1 - Phaser Patrol (zusammen mit dem Supercharger)
2 - Communist Mutants from Space
3 - Fireball
4 - Suicide Mission
5 - Escape from the Mindmaster
6 - Dragonstomper
7 - Killer Satellites
8 - Rabbit Transit
9 - The Official Frogger (by SEGA)
10 - Party Mix

Als Starpath Konkurs anmeldete, konnten die folgenden beiden Spiele noch per Mailorder bezogen werden:

11 - Sword of Saros
12 - Survival Island


Zudem wurde noch ein Prototyp des Spiels Sweat: The Decathlon Game gefunden, das zwar nicht veröffentlicht, aber später in Teilen in Summer Games von Epyx Verwendung fand. Scott Stilphen fand auf der CGE 2004 zudem einen weiteren Prototypen mit Namen Going Up, das aber genauso wenig veröffentlicht wurde.

Leider konnte sich der Supercharger trotz des niedrigen Preises nicht durchsetzen. Das lag zum einen an den neuen Spielkonsolen. Atari hatte bereits sein 5200 Super System veröffentlicht, Mattel war mit dem Intellivision auf dem Markt und das Colecovision war frisch erschienen. Starpath wollte ebenso für diese Plattformen Spiele entwickeln, allerdings wurde dieses Vorhaben durch die Fusion mit Epyx jäh beendet.

Das Zubehör war nicht nur US-exklusiv. In Deutschland wurde er von Unimex unter dem Namen Unimex Supercharger SR3000 vertrieben. Heutzutage zählt die Peripherie allgemein zu den gefragten Sammlerobjekten im Atari-Sektor. Nicht nur aufgrund der geringen Verbreitung, vor allem hierzulande, sondern auch wegen dem durchweg hochkarätigen Softwareangebot.

 

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  • von Civilisation:

    Michael hat ein interessantes Stück für Hardware getestet. Starpath Supercharger – High-End-Peripherie für das Atari 2600 Dass für das Atari 2600 eine Vielzahl an skurrilen Produkten und Spielen veröffentlicht wurden, ist sicherlich kein Geheimnis. Allerdings erschien 1982...

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