Nach den zahlreichen text-only-Lokalisierungen der letzten Jahre geht man mit dem Spin-off Judgment noch einen Schritt weiter: Zum erstem Mal seit dem Erstlingswerk auf der PlayStation 2 wird eine vollständige englische Sprachausgabe geboten. Auch deutsche Untertitel sind nun nach 13 Jahren endlich wieder vorhanden. Anlass dazu ist ein Abenteuer, welches gar keine Vorkenntnisse der langlebigen Reihe erfordert.
Judgments Handlung spielt sich am bewährten Dreh- und Angelpunkt der Yakuza-Serie ab. Tokyos fiktives Rotlichtviertel Kamurocho. So fühlen sich alte Hasen sofort heimisch, während neue Spieler ohne jahrelang angehäuften Story-Ballast einen leichten Einstieg finden.
Yagami heißt unser Held, und von Beruf ist er Privatdetektiv. Bis vor drei Jahre war er allerdings Anwalt und gelangte zu kurzzeitigem Ruhm, als er in Japans berüchtigtem Rechtssystem tatsächlich für einen des Mordes angeklagten Mann den Freispruch erwirkte. Eine Sensation, nur leider mit einem Makel: Kurz darauf wurde eben jener Mandant erneut wegen eines Tötungsdeliktes verhaftet, und diesmal schien die Beweislage so klar, dass auch Yagami nichts zu tun vermochte. Desillusioniert und verbittert darüber, durch seine Verteidigung eines Killers selbigem Gelegenheit zu einer weiteren Gräueltat verschafft zu haben schmiss der junge Staranwalt hin. Nun verdient er sich mit der Suche nach der Wahrheit seinen Lebensunterhalt.
Als in Kamurocho Mitglieder der Yakuza tot aufgefunden werden, denen die Augen ausgestochen wurden, wird Yagami in die Ermittlungen verstrickt. Seine Freunde aus der Anwaltskanzlei sollen den Angeklagten Gangster verteidigen, und es liegt an ihm als Privatdetektiv, Beweise zu finden. Bald stellt sich aber heraus, dass viel mehr hinter den Morden steckt und dieser Prozess nur ein Vorspiel ist.
Wird nicht geprügelt, so kann sich Yamagi mit allerlei Minispielen die Zeit vertreiben, kuriose Nebenaufgaben der bunten Einwohnerschaft annehmen oder aber der Handlung folgen. Auch Aufträge in seiner Funktion als Privatdetektiv stehen zur Verfügung. Hier wird, in Yakuza sonst unbekannt, oft Stealth verlangt um bspw. einem Ehebrecher unauffällig zu verfolgen und zum richtigen Zeitpunkt kompromittierende Fotos knipsen zu können.
Im Kampf hat unser Held die Wahl zwischen zwei Kung-Fu-Stilen, ein Wechsel geschieht blitzschnell auf Knopfdruck. Das erinnert an den bislang vielleicht besten Serienteil: Yakuza Zero. Der Tigerstil ist darauf ausgelegt, im Duell mit einzelnen Feinden Schaden anzurichten. Der Kranichstil dagegen erleichtert mit seinen Moves das Abfertigen größerer Gegnergruppen. Wie gewohnt füllt sich eine Heat-Leiste, die für gesteigerte Fähigkeiten genutzt oder für Spezialmanöver verbraucht werden darf.
Neue Techniken werden über ein Skillsystem mit verdienten Erfahrungspunkten gekauft.
Etwas eingeschränkt verglichen mit manch einem Yakuza-Game ist Yamagi aber beim Waffengebrauch. Im Gegensatz zu Kiryu nutzt der neue Protagonist keine Stich- oder Schusswaffen, selbst wenn der Feind sie fallen lässt. Für den gelegentlichen Baseballschläger als Argumentationsverstärker ist sich Yamagi aber dann doch nicht zu fein. Eine Ausrüstung mit Waffen vor dem Kampf gibt es nicht, alles muss am Schauplatz eingesammelt und verwendet werden.
Yamagi steuert sich dabei f
Neben den obligatorischen Nebenmissionen, die wieder gewohnt absurd unterhaltsam sind, gibt es über die Stadt verteilt auch viele Anwohner, mit denen es sich anzufreunden gilt. Hilft man diesen bei ihren kleinen Problemen, so stehen sie einem im Kampf bei, sollte man in ihrer Nähe belästigt werden.
Abseits ausgetretener Yakuza-Pfade werden ein paar neue Features geboten. De Stealth-Beschattungen wurden ja bereits erwähnt. Anfangs ganz witzig, so werden diese Sektionen (von denen die meisten freiwillig, da sie Teil von Nebenmissionen sind) leider schnell wegen des sehr simplen Gameplays fade.
Gespräche bieten Bonus-EXP, wenn man die Befragung thematisch sinnvoll aufbaut und die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellt.
Letztlich ist keine dieser Neuerungen weltbewegend, und das wirklich reizvolle bleiben die altbewährten Spielelemente.
Als Abwechslung bietet dieses Spiel wie jeder Titel des Teams erneut unzählige Minigames. Größte Neuerung sind die Drohnenrennen. Yamagi hat hier die Möglichkeit, seine Drohne mit immer besseren Teilen zu tunen und an verschiedenen Rennen teilzunehmen. Die ein oder andere Runde Darts (vorzugsweise mit einer der vier Damen, die man verführen darf) ist auch spaßig.
Highlights sind aber e
Freilich sind noch immer nicht alle der in den vergangenen Teilen wegrationalisierten Spielchen zurückgekehrt. Billard, Bowling oder auch Karaoke sucht man leider diesmal vergebens.
Grafsch ist Judgment eine Augenweide. Als drittes Werk auf Basis der Dragon Engine scheint SEGA die neue Technologie immer besser in den Griff zu bekommen. Nie wirkten die Straßen Tokyos lebendiger mit einem tollen Spiel von Licht und Schatten, kleinen Animationen und Effekten. Die PlayStation 4 stößt hier tatsächlich langsam an die Grenze. So sind auf dem Standard-Modell nur 900p geboten, wer mehr will b
Die Vertonung in englisch ist eine Umstellung. Nach so langer Zeit, in der man gewohnt war, das japanische Setting begleitet von zugehöriger Sprache zu erleben, wirken englische Sprecher deplatziert. Für Leute, die Yakuza bislang ignoriert hatten mag sich dieses Gefühl aber nicht einstellen. Puristen steht glücklicherweise die japanische Vertonung zur Verfügung.
Die deutschen Untertitel sind überraschend locker und gut gelungen.
Judgment ist ein gewohnt gutes Spiel des Yakuza-Entwicklungsteams geworden. Die Welt ist lebendig die Handlung spannend, die Nebenquests ungemein witzig, und die Grafik schön anzusehen. Für SEGA-Fans dürfte allein Motor Raid ein echter Anreiz sein.
Dank deutscher Untertitel und weil keine Vorkenntnisse notwendig sind ist jetzt wirklich für jeden Zeit, SEGAs Top-Serie über dieses Spin-off kennenzulernen. Hier gibt es definitiv keine Ausreden mehr. Kaufen!