Auf dem PC erschien MechWarrior 2 1995 und war zu Zeiten von DOS und nicht immer verfügbaren Grafikkarten technisch wegweisend. Präsentierte es sich anfangs noch frei an Texturen, so wurden bis 1997 mehrere Updates veröffentlicht, welche per Grafikkartenunterstützung für einen moderneren, texturierten Look sorgten. Auf diesem Stand bauen auch die Konsolenportierungen auf Saturn und PS1 auf. Zusammen mit der geringen Auflösung mussten die Umsetzungen, im Vergleich zu den hübschesten Varianten des PC-Originals, einige Federn lassen. Sowohl Effekte, Architektur, 3D-Modelle der Mechs sowie deren Animationen (sehr abgehackt) sehen klar schwächer aus. Für das Jahr 97 war MW2 auf der Playstation nur noch mit Wohlwollen dem Mittelfeld zuzuordnen.
Die entscheidende Frage stellt sich jedoch eh in Bezug auf die Umsetzung der komplexen PC-Steuerung. Tatsächlich bleibt der Simulationsanspruch in der „Arcade Combat Edition“ weitestgehend intakt. Die Eingaben per Pad sind zwar wesentlich simpler, wichtige Elemente ,wie der separat drehbare Rumpf und die „indirekte“ Steuerung der Mech-Bewegung über das Beschleunigen und Abbremsen (wenn auch etwas vereinfacht), blieben aber dennoch erhalten. Das Spiel stellt dabei mehrere Optionen bereit, von denen jedoch nicht alle zu gebrauchen sind. Darunter fällt ebenfalls die Standardeinstellung. Um den Spieler nicht zu sehr zu erschrecken, ersann man den Plan, einige stärker reduzierte Steuerungen anzubieten. Viele Angriffs- und Verteidigungsoptionen fallen bei jenen weg, da der Rumpf des Mechs nicht gedreht werden kann und die Beine generell nicht seitlich gehen können. Die riesigen Roboter bewegen sich behäbig und vermitteln durchweg ein gutes Gefühl, auch einen solchen zu bedienen.
Die Gefechte fallen trotz kaum vorhandener Feindes-KI recht strategisch aus. Dies ist leider häufig der schieren Masse feindlicher Kampfroboter geschuldet, die sich pro Gebiet gegen euch richten können. Die träge Manövrierbarkeit muss bei Offensiven immer im Hinterkopf behalten werden, wenn man nicht umstellt werden will. Auch die Sprungtriebwerke der Mechs bergen diverse taktische Möglichkeiten. Besonders interessant ist, dass sich die Bewaffnung physisch am Mech befinden, weshalb die unterschiedlichen Schusslinien vor Allem im Nahkampf beachtet werden müssen. Typisch für die Reihe ist die separate Panzerung für Arme, Beine und Torso. Letzter verfügt über die meisten Trefferpunkte. Wird er zerstört, ist ein Mech erledigt. Wer gut zielt, kann dies auch über das Zerschießen beider Beine erreichen, was in der Regel schneller geht. Wer den Verlust eines Beines erlitten hat, kann sich ausschließlich per Sprungtriebwerk bewegen. Eine »schleppende« Fortbewegung, wie sie in manchen cineastischen MechWarrior Videos gezeigt wird, ist hier leider nicht implementiert. Abhängig von der Art des gegnerischen Kriegsgeräts und dessen Ausrüstung kann es ebenfalls nützlich sein, die häufig besonders waffenbeladenen Arme zu zerstören. Wer nicht selbst solchen gravierenden Einbußen ausgesetzt sein will, sollte nicht immer von derselben Seite angreifen, um seine Panzerung optimal zu nutzen.
Generell unterscheiden sich die Mechs stark voneinander. Ihr Gewicht variiert zwischen 20 und 100 Tonnen und meist äquivalent dazu die Geschwindigkeit zwischen 162 und 54 km/h. Die Leichtesten werden schon mal von manchen schweren Mechs mit einer einzigen gut platzierten Salve zerstört. Doch können sie sich mit etwas Geschick in dessen toten Winkel aufhalten. Hat der Hunderttonner keine Unterstützung mitgebracht, hat er schlechte Karten.
Dank der verschiedenartigen Waffen sind sehr unterschiedliche Gefechte möglich. Allein die Reichweite hat einen enormen Einfluss. Entweder sehr wendige oder stark gepanzerte Mechs können mit mehreren Maschinengewehren einen Gegner in kürzester Zeit im Nahkampf in Stücke schießen und müssen dabei noch nicht einmal auf die Wärmeentwicklung achten. Mit Langstreckenwaffen, wie dem Gauß Gewehr (Wirkungstreffer auf 1820 m) werden Mechs sogar zu Scharfschützen. Viel Kampfkraft auf mittlere bis lange Entfernungen generiert ihr mit den bequemen Lenkraketen. Bei Angst vor leeren Magazinen brillieren insbesondere die verschiedenen Laser, die jedoch schnell zur Überhitzung führen, was ein kurzes aber vollständiges Abschalten aller Funktionen verursacht.
Abhängig von der Mission stehen eine Reihe von Mechs zur Verfügung. Je nach Gegnerstärke können nur jene unterhalb eines Höchstgewichts gewählt werden. Wegen zunehmender Schwerfälligkeit ist der Schwerste jedoch nicht immer die beste Wahl. Dennoch ist das Feindaufkommen oftmals so groß, dass ihr euch - auch wegen begrenzterer Munition - nicht zu sehr von diesem Limit entfernen solltet. Weiterhin können die Mechs in zwei Ausrüstungsvarianten gewählt werden diese sind oft auf verschiedene Distanzen oder Angriffsstrategien hin optimiert und erlauben recht unterschiedliche Spielstile. Hier können ebenfalls drei Waffengruppen bestimmt werden, die gleichzeitig abgefeuert werden. Dass man jedoch auf drei beschränkt bleibt, ist ein kleines aber auch unnötiges Ärgernis.
Was den Umfang angeht, ist MW2 mit zwei Kampagnen a 16 Missionen der Clans Wolf und Jadefalke plus zweimal vier Aufgaben im Zeichen der PC Add Ons ganz ordentlich aufgestellt. Zumal der Anstieg und das Spektrum des Schwierigkeitsgrades kaum Wünsche offen lassen. Die Story bleibt aber weitestgehend unauffällig.
An diesem Punkt setzt sich noch ein weiteres Mal die angedrohte »Arcade«-Ausrichtung an. Bewaffnung oder gar anderweitige Ausrüstung können nicht frei konfiguriert werden. Auch kaufen muss man hier nichts. So kann man zwar schnell und unkompliziert (arcadig?) in die Gefechte einsteigen und mit verschiedenen Mechs und Waffen experimentieren, jedoch bleibt somit das Gefühl eines freien Söldners auf der Strecke. Da weder individualisiert, noch auf stärkere Mechs gespart werden muss, lässt sich natürlich auch schwerer eine Beziehung zum eigenen Mech aufbauen. Sparsam mit der Munition oder der Panzerung umzugehen, ist hier weder erforderlich noch wird es belohnt. Obwohl es häufig vorkommt, dass ihr alle Rohre leer geschossen habt, bevor die Mission endet. Auf solchen Karten werdet ihr aber manches Mal Munition ausfindig machen können. Andere nützliche Items lassen sich ebenfalls finden und haben verschiedene, teils sehr wirkungsvolle Effekte von Energie für die Sprungdüsen über sofort abgekühlten Wärmetauscher bis hin zu höherer Laufgeschwindigkeit oder Unverwundbarkeit.
Im Gegensatz zum ersten Konsolen-MechWarrior des Jahres 1993 für das SNES, sind in MW2 viele typische Fanfavoriten der Battletech-Welt vorzufinden. Zwölf stehen insgesamt bereit und sind auf die Kategorien leicht (3), little (3), schwer (4) und assault (2) aufgeteilt. Darunter sind beispielsweise Poster-Mech Mad Cat, der Daishi, Vulture oder Uller. Hier sollten die meisten Battletech Fans dieser Epoche ihre Freude haben. Wobei erwähnt werden muss, dass es selbst im Standard-MW2 3 spielbare plus drei CPU Mechs mehr gab als in der Konsolenversion. Von den zu dieser Zeit bereits veröffentlichten Add Ons, die viele weitere Kampfmaschinen hinzufügen, sei hier gar nicht erst gesprochen.
Etwas unrühmlich bleibt, dass der SNES-Vorgänger in einigen Punkten die authentischere Konsolenportierung der MW Reihe darstellt. Auf den flachen Mode-7 Karten gab es beispielsweise Untergründe, wie Gewässer, die Einfluss auf die Beweglichkeit und die Ableitung der Wärme hatten. Weiterhin konnten im Hauptquartier verschiedene Missionen angenommen und in der Garage der eigene Mech ausgerüstet werden. Überhaupt spielten die Finanzen immer eine wichtige Rolle. MW2 profitiert dennoch sehr stark von der erweiterten Steuerung mit drehbarem Turm, was die Gefechte realistischer und spannender macht. Dass die Missionen abwechslungsreicher, die Gegner zumindest etwas schlauer und in 3D präziser anzugreifen sind, macht MW2 zum deutlich besseren Spiel.
Hier eine Beispielmission aus der Jadefalke-Kampange:
MW2 ein würdiger Vertreter der Reihe auf Konsolen. Trotz etwas unbequemer Steuerung funktioniert das simulationsorientierte Gameplay auch hier ganz gut. Eigentlich unverständlich, warum beispielsweise der Xbox 1 keine Umsetzung von MW4 vergönnt war. Der »arcadige« Einschlag macht den Einstieg leichter, erhält jedoch ausreichend Tiefe im Gameplay. Dass technisch nicht viel geboten wird und kaum Konfigurationen am Mech möglich sind, sind allerdings klare Schwachpunkte.