Meine Aufgabe ist es nun, meine Untertanen glücklich zu machen. Sie wollen neue Kleidung, andere Miis kennenlernen, gefüttert werden und ein schickes Appartment bekommen. Sie können Freund- sowie Feindschaften schließen, sogar heiraten, zusammenziehen und Kinder kriegen. Allerdings nur aus eigenem Antrieb heraus. Tomodachi Life lässt sich somit gerne als eine interaktive virtuelle Ameisenfarm betrachten. Auf wirklich wichtige Entscheidungen haben wir als Spieler keinen Einfluss. Wir bespaßen die Miis bloß und geben ihnen Rat.
So verbrachte ich die ersten Stunden damit, von Zeit zu Zeit meine Inselbewohner zu füttern und einzukleiden. Gelegentliche Minigames, wie Quiz und Memory, sollen für Abwechslung sorgen, gestalten sich aber dermaßen stupide und langweilig, dass die Spielanfragen relativ schnell von mir ignoriert wurden.
Was blieb, war stilles Beobachten. Die Miis besuchen verschiedene Lokalitäten, veranstalten Grillfeste und Rap-Battles oder treten mit der Band in der Konzerthalle auf. Im Grunde war es das. Das Gameplay von Tomodachi Life beschränkt sich auf Beschenken und Beobachten. Meine Freundin schaute mir beim »Spielen« des Öfteren über die Schulter. Ihrer Aussage »Das ist doch stinklangweilig« konnte ich trotz mangelnder Gameplay-Vielfalt weder zustimmen noch konnte ich diese Behauptung widerlegen. Das Spiel fühlt sich nach einer riesigen Zeitverschwendung an.
Und trotzdem konnte ich nicht aufhören, ohne zu wissen warum. Weitere Stunden vergingen. Ich bespaßte die Miis, ich fütterte sie, ich beobachtete sie. Mittlerweile schalteten sich weitere Lokalitäten frei, in denen ich sie beobachten konnte. Interessant.
Ich gab ihnen alles, wonach sie verlangten. Einwegkameras, Hamsterkostüme, Sombreros. Alles. Das Einzige, wonach ich mich sehnte, war eine Erklärung, warum ich so viel Zeit darin investierte.
18 Stunden habe ich mittlerweile in Tomodachi Life investiert. Viel wird hier nicht mehr passieren. Aber ich spiele weiter. Doch weiß ich jetzt endlich, warum. Ich mag meine Inselbewohner! Ich mag jeden einzelnen Mii auf dieser verdammten Insel! Das gesamte Spiel sprüht nur so vor Charme, dass es mir wirklich schwerfällt, damit aufzuhören.
Ich mag die wirren Träume und die bescheuerten Konversationen. Die virtuellen Versionen meiner Freunde und wie sie miteinander interagieren. Es sind die kleinen Dinge, die Tomodachi Life spielenswert machen.